Steuern sprudeln wie nie zuvor

Trier · Die Steuereinnahmen beim Finanzamt Trier steigen weiter. Auch 2012 ist das Steueraufkommen zum Vorjahr wieder gewachsen - auf genau 1,578 Milliarden Euro - ein neues Rekordergebnis.

 Durch die Grenznähe zu Luxemburg ergeben sich für das Finanzamt viele Aufgaben. TV-Foto: archiv/Friedemann Vetter

Durch die Grenznähe zu Luxemburg ergeben sich für das Finanzamt viele Aufgaben. TV-Foto: archiv/Friedemann Vetter

Trier. Der Blick auf die Bilanz des Finanzamtes Trier lässt nur einen Schluss zu: Der Region Trier geht es wirtschaftlich gut. Im vergangenen Jahr wurden beim Finanzamt Trier so viele Steuern bezahlt wie noch nie. Den Mammutanteil trägt einmal mehr das sogenannte Umsatzsteueraufkommen, das 962 Millionen Euro (Vorjahr 947) beträgt. Aufgrund der zentralen Zuständigkeit für belgische Unternehmen, die in Deutschland Umsätze ausführen, ist das Umsatzsteueraufkommen des Finanzamts Trier immer besonders hoch (siehe Extra). Rund 375 Millionen gingen so bei der Finanzkasse in Trier ein. Für die gute Konjunktur sprechen aber auch gestiegene Lohn- und Einkommenssteuern von 437 Millionen Euro (413) und die Körperschaftssteuer mit 66,27 Millionen Euro.
Druck auf Steueroasen


Doch der Vorsteher des Finanzamtes Trier, Jürgen Kentenich, blickt bei der Vorstellung der Bilanz nicht nur auf die nackten Zahlen. "Ein Schwerpunkt unserer Arbeit war im vergangenen Jahr die Auswertung von Selbstanzeigen", erklärt Kentenich.
Seit den ersten Ankäufen von Kundendaten Schweizer und später auch Luxemburger Banken im Jahr 2010 bis Ende vergangenen Jahres gingen allein beim Finanzamt Trier 281 Selbstanzeigen ein, deren Bearbeitung bisher zu Steuereinnahmen von 14,65 Millionen Euro führten.
"Nachdem das Steuerabkommen zwischen Deutschland und der Schweiz nicht zustande gekommen ist, wird das sicher auch so weitergehen", glaubt Jürgen Kentenich. Der Finanzamtschef geht sogar davon aus, dass "sich der Druck auf die Steueroasen weiter erhöht".
Die USA strebten ein Abkommen mit der Schweiz an, durch das die Daten amerikanischer Anleger an die US-Fahnder gemeldet werden müssten, und auch mit Luxemburg und Österreich wolle man verhandeln. "Wenn es Abkommen mit den USA gibt, werden die EU-Staaten das Gleiche fordern", ist Kentenich sicher.
In der Region bleibt die Grenzpendlerproblematik weiter ein Brennpunkt für die Finanzamtsmitarbeiter. Im besonderen Fokus stehen dabei Spediteure, der Busverkehr und Unternehmen, die ihren Sitz ins Großherzogtum verlegt haben. "In einigen Fällen beobachten wir, dass Unternehmer angeblich auch ihren Wohnsitz verlagert haben, doch häufig ist das eine Scheinverlagerung."
Bei der Aufarbeitung der Steuerklassenwahl spielt die Pendlersituation auch eine herausragende Rolle. In 543 von 1110 bislang überprüften Fällen wurden in den vergangenen Jahren zu wenig Steuern gezahlt. Das Mehrergebnis beläuft sich bislang auf 2,04 Millionen Euro. Rund 150 weitere Fälle sind noch zu bearbeiten. Besonders hoch fallen die Mehrergebnisse in den Fällen aus, in denen ein Ehegatte als Grenzpendler nach Luxemburg überhaupt keine Steuern in Deutschland zahlt und der Partner hier in der günstigen Steuerklasse III geführt wird. Im Bereich des Finanzamtes Bitburg gab es Steuermehreinnahmen von über 500 000 Euro, im Bereich Bernkastel-Wittlich 164 000 Euro.
Rentner im Fokus


Ein weiterer Schwerpunkt war für das Finanzamt die Prüfung der Renten. Seit Einführung des Alterseinkünftegesetzes 2005 müssen die Einkünfte aus der gesetzlichen Rentenversicherung versteuert werden. Die notwendigen Daten, um dies zu überprüfen, haben die Finanzämter im vergangenen Jahr erhalten. Danach wurden rund 1000 Rentner vom Finanzamt angeschrieben, in 400 Fällen mussten Rentner insgesamt 400 000 Euro nachversteuern.
Für das noch junge Jahr 2013 sieht der Chef der Trierer Finanzverwaltung weiter den Schwerpunkt auf der Steuerproblematik mit Luxemburg. Zudem komme durch endgültigen Wegfall der papierenen Steuerkarte viel Mehrarbeit auf die Mitarbeiter zu.
Und einen kleinen Schatten sieht Kentenich für das laufende Jahr: "Die Steuereinnahmen sind im Januar erstmals seit Jahren niedriger als in den Vorjahren. Wir müssen beobachten, ob daraus ein Trend wird." Sonst wird das Finanzamt im kommenden Jahr keinen neuen Rekord verkünden können.Extra

 Jost Löns, stellvertretender Vorsteher (links), und Vorsteher Jürgen Kentenich stellen die Bilanz 2012 vor. TV-Foto: Heribert Waschbüsch

Jost Löns, stellvertretender Vorsteher (links), und Vorsteher Jürgen Kentenich stellen die Bilanz 2012 vor. TV-Foto: Heribert Waschbüsch

Das Finanzamt Trier ist bei der allgemeinen Zuständigkeit, also für die Umsatzsteuer oder die Einkommens- und Lohnsteuer, für die Bereiche Trier und Trier-Saarburg verantwortlich. In dem Gebiet leben rund 249 000 Menschen. Darüber hinaus hat das Amt aber auch überregionale Zuständigkeiten für die gesamte Region Trier: Grunderwerbssteuer, Strafsachstelle, Steuerfahndung und Liquiditätsprüfung. Für die Region sowie für den Bereich des Finanzamtes Idar-Oberstein liegt in Trier die Verantwortlichkeit für die Großbetriebsprüfung und die land- und forstwirtschaftlichen Betriebsprüfungen. Darüber hin aus ist die landesweite Zuständigkeit für Wohnungsbauprämien in Trier sowie die bundesweite Aufgabe, für belgische Unternehmen, die in Deutschland Umsätze ausführen. Beim Finanzamt Trier sind insgesamt 400 Mitarbeiter beschäftigt; 313 in Vollzeit, 87 Mitarbeiter in Teilzeit. Die Behörde bildet auch Nachwuchs aus. Im mittleren Dienst sind derzeit elf Azubis angestellt. Im gehobenen Dienst sind es 25 Mitarbeiter. Im Servicecenter in Trier hatten die Mitarbeiter insgesamt fast 65 000 Bürgerkontakte. An dem zusätzlich geschaffenen Schnellschalter waren es 27 225 Anliegen, die Steuerbürger direkt vorbrachten. Die Homepage des Finanzamtes Trier wurde im vergangenen Jahr von 112 500 Interessierten aufgerufen. hw

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