Aha-Effekt erwünscht

"Wandel als unternehmerische Chance" ist das Leitthema des fünften Unternehmerforum am 14. und 15. September in Wittlich (der TV berichtete mehrfach). Es will den 200 Teilnehmern positive Impulse geben und hat damit Erfolg. Die Resonanz ist ebenso hervorragend wie die Referentenliste hochkarätig, und der Ruf der Veranstaltung ist bemerkenswert.

Wittlich. Was machen Dr. Frank Schirrmacher, Autor und Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und Dr. Ulf Dietrich Merbold, Astronaut, in Wittlich?Sie reden. Sie reden und geben ihre Erfahrung von Mensch zu Mensch weiter. Die beiden Referenten sind typisch für das Konzept des Unternehmerforums Wittlich. Es setzt auf charismatische Menschen, Persönlichkeiten, die etwas zu sagen haben und prominent sind. Die Chance, solchen Kalibern aus Wirtschaft und Wissenschaft leibhaftig zu begegnen, nutzen Unternehmer und Führungskräfte. Das Forum ist so gut wie ausverkauft.

Spekulieren auf die "Aktie Mensch"

Wer in das Septemberwochenende investiert, spekuliert auf das Potenzial der "Aktie Mensch": dass das eigene Unternehmen von den Erfahrungen der Referenten profitiert. Oder wie Professor Axel G. Schmidt, Vorstand des Instituts für Mittelstandsökonomie an der Universität Trier (Inmit), sagt: "Wenn jeder nur eine Idee mit nach Hause nimmt und denkt: ,Das probiere ich einmal aus' - , dann gibt das einen langfristigen Push, der sich lohnt." Dieser fruchtbare Aha-Effekt soll nicht nur vom Podium das Publikum zu neuen Perspektiven für sich und die Firma bringen. Neue Ansichten, neue Wege bahnen sich auch unter den Tagungsteilnehmern an. Zum Beispiel, wenn sie wieder in Anzug und Kostüm plaudernd von Tagungsort zu Tagungsort ziehen. Es sind derer gleich fünf: Synagoge, Altes Rathaus, Pfarrheim St. Markus, Hotel Lindenhof, Autohaus Kuhlo.

Man "arbeitet" mit dem guten Geschmack

So gilt nicht nur: Wenn man geht, geht's besser. Auch der "Genius Loci", der besondere Geist eines Ortes spielt mit. Ob man Worten in der ehemaligen Synagoge lauscht oder in einem anonymen Tagungsraum, das macht einen Unterschied. Und da Auge und Ohr nicht alleinige Sinne sind, "arbeitet" das Unternehmerforum auch mit dem guten Geschmack: Zur einer Abendveranstaltung bittet man nicht nur zu Tisch, sondern gleich Begleiter der Teilnehmer hinzu und serviert eine "Dinner Speech": "Das Unternehmerforum ist eine Veranstaltung, die eine konstruktive Grundhaltung vermittelt, um positiv in die Zukunft zu schauen", sagt Axel Schmidt. Die "Aus-Zeit" in Wittlich soll dazu motivieren. Auch wegen der Kommunikation untereinander. "Je weiter sie in einem Organ an der Spitze stehen, desto mehr sind sie allein. Bestimmte Dinge können sie nicht mit Mitarbeitern oder Familie besprechen", sagt Axel Schmidt: "Beim Unternehmerforum ist ein Austausch auf Augenhöhe möglich. Man weiß: ,Die verstehen mich und werden die Information nicht missbrauchen.' Das ist eine unglaublich wichtige Sache." Und das Konzept kommt an. "Mein erstes Forum in Wittlich, einfach toll, interessant und super kurzweilig. Danke" - lautet beispielsweise ein Kommentar von 2004 im Gästebuch der Internetseite zur Veranstaltung.

"Die Resonanz ist so, dass unterstrichen wird, dass wir ein gutes Programm anzubieten haben in einem mittelständigen Standort in der Mitte Europas", meint auch Bürgermeister Ralf Bußmer. Selbst diese Perspektive soll erweitert werden, wenn Astronaut Merbold seine "Sicht von oben" weitergibt. Darüber wird dann "unten" sicher geredet.

EXTRA: Veranstalter des fünften Unternehmerforums, das seit 1996 alle drei Jahre stattfindet, ist das Institut für Mittelstandsökonomie an der Universität Trier, Inmit, in Zusammenarbeit mit der Stiftung Stadt Wittlich. Die Schirmherrschaft hat die Stiftung, die das Forum mit 50 000 Euro bezuschusst und damit möglich macht. Die Themen und Referenten sind: "Das Methusalem-Komplott - Was aus uns werden wird. Die demographische Veränderung revolutioniert Deutschland" von Dr.Frank Schirrmacher, Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Bestsellerautor. "Strukturwandel in der Globalisierung am Beispiel Villeroy & Boch" von Wendelin von Boch-Galhau, Villeroy & Boch AG. "Die Kunst, sich selbst zu führen" von Dr. med. Walter Kromm. "Unternehmer haben das Sagen. Können sie auch reden?" von Professor Gerhard Lange. "Wandel - die Sicht von oben" von Dr. Ulf Dietrich Merbold, erster westdeutscher Astronaut im All. Die Workshops sind: "Megatrend Alter - Chancen für kleine und mittlere Unternehmen im Seniorenmarkt" von Dr. Gundolf Meyer-Hentschel, Meyer-Hentschel Institut. "Familienunternehmen im Wandel - wichtige Aspekte für die Zukunftssicherung Ihres Unternehmens" von Helmut Bähr, Partner und Mitglied der Geschäftsführung bei Weissman & Cie. "Unternehmer-Agenda 2012: Die wichtigsten Trends für Ihr Geschäft" von Axel Gloger, Wirtschaftsjournalist, Chefredakteur des Trendletters. Kontakt: Institut für Mittelstandsökonomie an der Universität Trier, Telefon 0651/145770, www.unternehmerforum-wittlich.de. (sos)

Meinung

Charme und Professionalität

Tagung? "Gähn". Vortrag? "Schnarch!"- Themen wie "Demografie" und im weitesten Sinne "Strategien fürs Unternehmen" als Zwei-Tage-Programm? Alles schon mal gehört? So wie in Wittlich bestimmt nicht. Denn all das kann neu, spannend, ja unterhaltsam sein und damit ein Gewinn. Das Unternehmerforum Wittlich steht dafür so zu sagen gerade. Es will inspirieren, erhellend anregen, nicht mit nüchternen Fakten und austauschbaren Sonntagsreden einschläfern. Der Mix macht's: Die Atmosphäre, das Programm mit Zeit zum "Atmen", professionelle Planung, der Kleinstadtcharme und die Menschen, die das Ganze beleben. Allen ist zu wünschen, dass ein erfrischender Funke überspringt und für die Zukunft zündet. Eine 08/15-Veranstaltung wollte man seit Beginn im Jahr 1996 nicht. Die Stiftung sorgt seither für eine großzügige finanzielle Basis. Das Geld wird investiert, weil von einem Impuls, der die Unternehmen stärkt, alle profitieren. Auch die "Vitamin B"-Reserven werden aufgetankt werden - in Wittlich. Auch diesen Effekt darf man nicht unterschätzen. s.suennen@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort