Alles nur geklaut?

"Hirnrisse auf dem Weg nach Rechts" lautete der Titel des Vortrages in zwei neunten Klassen der Dualen Oberschule (Dos) Wittlich. Zu Gast war an diesem Vormittag der bekannte Publizist und Kultursoziologe Lutz Neitzert aus Neuwied. Der Vortrag bildete den Abschluss der Romanbesprechung des Buches "Dann eben mit Gewalt" von Jan de Zanger. Thema in diesem Roman sind Fremdenfeindlichkeit und Rechtsradikalismus und ihre Auswüchse.

Wittlich. (red) Dr. Lutz Neitzert griff an diesem Schulvormittag zu einem die Geschichte der Skinheadbewegung samt ihrer Kleiderordnung auf. Zum anderen ging er auch auf die unterschiedliche Musikrichtungen ein. Während des Vortrages wurde eine Vielzahl von Widersprüchen offenbart. So hatte diese ursprünglichen politisch völlig uninteressierte Jugendbewegung der Skinheads ihren Ursprung in Großbritannien und wollte sich gegen die immer noch weit verbreitete Hippiebewegung auflehnen. Als neue, völlig neuartige und auch "härtere" Musikrichtung galt innerhalb dieser Bewegung damals die "Ska-Musik" als besonders angesagt. Eine von schwarzen Einwanderern importierte Musikrichtung, die stark an Reggae erinnert und bis heute unter Skinheads gehört wird.Wie die Skinheadbewegung nach Rechts rücken konnte, bleibt bis heute rätselhaft. Vielen Schülern war im Rahmen des Vortrages auch neu, dass sogar bei der Kleiderordnung Widersprüche dargelegt werden können. So gibt es unter vielen Rechtsgesinnten Skinheads eine beliebte Marke von Poloshirts. Diese Marke wurde von dem ersten englischen Wimbledonsieger aus der Arbeiterschicht gegründet, der sich später öffentlich als Homosexueller outete. Im Laufe des Vortrages konnte Neitzert noch weitere Widersprüche darstellen und somit viel zur Aufklärung unter den Jugendlichen beitragen. Der wohl neueste Trend innerhalb der Musik ist rechter "Hip-Hop". Alleine bei dem Gedanken mussten einige Schüler schmunzeln und fragen, ob innerhalb rechter Bewegungen jemals auch etwas nicht "geklaut" wurde. Neitzert erläuterte, dass es schwierig ist, etwas typisch Deutsches zu benennen, denn sogar bei der deutschen Nationalhymne wurde auch schon damals kopiert. Nach der Einspielung eines alten kroatischen Liebesliedes waren die Schüler erstaunt, denn man hörte die Melodie des allen bekannten Stückes von Haydn. Die Melodie, die dieser bekannte Komponist schon damals "gecovert" hat.

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