Alte Pillen in den Sondermüll

Abgelaufene Medikamente können nicht mehr einfach in die Apotheke zurückgebracht werden. Zumindest nicht mehr überall in der Region. Vielerorts müssen Verbraucher deshalb jetzt an anderer Stelle entsorgen.

 Häufig gleicht der heimische Arzneimittelschrank eher einer Sondermülldeponie als einer Erste-Hilfe-Station. Foto: Techniker Krankenkasse

Häufig gleicht der heimische Arzneimittelschrank eher einer Sondermülldeponie als einer Erste-Hilfe-Station. Foto: Techniker Krankenkasse

Bitburg/Daun/Wittlich/Trier. Wer derzeit versucht, abgelaufene Medikamente wie bisher in der Apotheke loszuwerden, hat mancherorts Pech. Daran wird sich zumindest in diesem Jahr nichts ändern.

Ob in Trier, Daun oder Wittlich - nicht mehr alle Apotheken der Region nehmen Alt-Arznei zurück. Denn es ist ihnen selbst überlassen, und viele lehnen es derzeit ab. Der Grund: Die Entsorgung müssen sie neuerdings selbst bezahlen. Seit Juni gibt es das kostenlose, bundeseinheitliche Rücknahme-System in Apotheken nicht mehr.

Alt-Medikamente nicht in die Mülltonne!



Das Kölner Unternehmen Vfw, das jährlich bundesweit rund 1600 Tonnen und landesweit rund 80 Tonnen Alt-Medikamente kostenfrei für Apotheken entsorgte, hat Ende Mai seinen Vertrag mit der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände aus Kostengründen gekündigt. Ihren Entsorgungsservice kann die Firma Vfw nach Angaben der Geschäftsführung nicht mehr kostenlos anbieten, weil sie seit einer Gesetzesänderung auf die bisherige Mit-Finanzierung durch die Pharma-Industrie verzichten muss.

Seit Juni nehmen Apotheker vielerorts keine Alt-Arznei mehr zurück. Gesetzlich verpflichtet sind sie dazu auch nicht. Eine Rücknahmepflicht besteht nur für Verpackungen, nicht aber für alte Pillen oder Salben.

Bernhard Pohlmann, Vorstandsmitglied des Apothekerverbands Rheinland-Pfalz, bedauert, dass Kunden jetzt in vielen Apotheken abgewiesen werden. Aber ändern lasse sich daran vorerst nichts. "Dieses Jahr wird es so bleiben. Die Verhandlungen unseres Bundesverbands mit der Industrie und Vfw laufen, wir hoffen auf ein neues einheitliches System im kommenden Jahr."

Bis dahin haben Apotheken drei Möglichkeiten: Entweder sie nehmen ein neues, aber nicht mehr kostenloses Angebot der Entsorgungsfirma aus Köln (20 Euro pro Abholung) an. Oder sie organisieren die Entsorgung in Eigenregie. Oder sie arbeiten mit der zuständigen Kommune zusammen, die ihnen zumindest einen Teil der Kosten abnimmt.

In der Region Trier hat sich ein Mix aus Entsorgungswegen etabliert. Im Eifelkreis Bitburg-Prüm ist alles beim Alten, weil der alte Vertrag der Apotheker mit der Kölner Firma noch läuft. In den anderen Landkreisen müssen Verbraucher entweder nach einer Apotheke suchen, die noch Medikamente zurücknimmt oder sie müssen die Dienste eines Müllautos in Anspruch nehmen (siehe Übersicht).

Grundsätzlich gilt überall: Medikamente sollten nicht in die Toilette geworfen werden, da sie Grundwasser verschmutzen könnten. Eine Entsorgung über die Hausmüll-Tonne ist auch nicht immer ungefährlich. Experten raten, Medikamente professionell entsorgen zu lassen.

Im Eifelkreis Bitburg-Prüm können Verbraucher ihre Alt-Arznei weiterhin in allen Apotheken abgeben, da deren Vertrag mit dem Kölner Entsorger noch bis Ende des Jahres gilt. Medikamente können aber auch bei der Problemmüll-Sammlung abgegeben werden.

Im Landkreis Vulkaneifel-Daun können Bürger ihre alten Medikamente zweimal im Jahr zu Hause vom Umweltmobil abholen lassen. Die Abfuhr ist kostenlos, muss aber angemeldet werden. Außerdem können Medikamente wie anderer Problemmüll jeden ersten Donnerstag im Monat auf der Umladestation Walsdorf abgegeben werden.

In der Stadt Trier und im Landkreis Trier-Saarburg kümmert sich der Zweckverband Abfallwirtschaft im Raum Trier (ART) um die Entsorgung von Alt-Arznei. Regelmäßig ist das Problemmüllfahrzeug (Promüfa) in Trier-Saarburg unterwegs und nimmt Medikamente kostenlos mit. Verbraucher müssen sich anmelden, wenn sie eine Abholung vor der Haustür wünschen. Es gibt aber auch sechs feste Haltestellen im Landkreis und 32 in der Stadt Trier, an denen das Promüfa regelmäßig steht. Weitere Informationen dazu gibt es im Internet unter www.art-trier.de.

Im Landkreis Bernkastel-Wittlich ist zweimal im Jahr ein Schadstoffmobil unterwegs. Welchen Ort es wann anfährt, verrät der Abfallratgeber auf der Website der Kreisverwaltung.

Der Landkreis erlaubt Apotheken, ihre Alt-Arznei kostenlos bei der Deponie in Sehlem abzugeben. Da sie den Transport aber selbst bezahlen müssen, machen nicht alle Apotheken davon Gebrauch.

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