Am Anfang war die Wiese

Die französische Garnison ist verschwunden, an die neue Verkehrsführung haben sich die Bürger gewöhnt. An den früheren Zustand des weitläufigen Konversionsgeländes erinnert sich Peter Daus - aus gutem Grund: seine Familie besaß dort früher ein Stück Land.

 Ein Großteil der Kasernengebäude am Klausener Weg in Wittlich sind bereits abgerissen worden. Früher befanden sich dort Wiesen. TV-Foto: Harald Jansen

Ein Großteil der Kasernengebäude am Klausener Weg in Wittlich sind bereits abgerissen worden. Früher befanden sich dort Wiesen. TV-Foto: Harald Jansen

Wittlich. Wer sich heute auf dem Gelände der ehemaligen französischen Garnison umsieht, erblickt hauptsächlich Wiese. Das war auch früher so. Bevor nach dem Krieg die Kaserne gebaut wurde, waren an dieser Stelle Weiden. Mehrere Wittlicher besaßen dort Land. So auch Familie Daus. 1765 Quadratmeter maß ihre Wiese rechts des Klausener Wegs. Peter Daus kann dies mit Schriftstücken belegen. In 120 Ordnern hat er, beginnend mit dem 15. Jahrhundert, fast 500 Jahre Familiengeschichte dokumentiert. Er zeigt einen nüchternen Bescheid der französischen Militärverwaltung aus dem März 1951. Damals wurde die Wiese "In der Schlimt, Flur 19" beschlagnahmt. Kurze Zeit später teilte die Stadtverwaltung mit, die französische Armee benötige das Gebiet, um Wohnungen für ihre Soldaten zu bauen. Das Sonderbauamt Trier bot Familie Daus daraufhin an, das Gelände zum Preis von 3382 Mark zu kaufen. Diese Entschädigung nahmen sie an, denn keiner habe wissen können, ob sie ihre Wiese jemals zurückerhalten hätten, sagt Peter Daus. "Nach den heutigen Quadratmeterpreisen wäre das Gebiet 211 000 Euro wert", hat er ausgerechnet. Weitere Dokumente zeigen, dass es fast eineinhalb Jahre dauerte, bis die Familie ihr Geld erhielt. Daus weiß von anderen Landwirten, denen es ähnlich ergangen ist. Nicht nur die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg interessiert Peter Daus. Der bekannte Gastronom, mittlerweile 65 Jahre alt, arbeitet immer noch jeden Tag - als Hobbyarchivar. Bis unter die Decke sind in seinem Büro Aktenschränke mit historischen Dokumenten gefüllt. Ein kleines Privatmuseum. Sein besonderes Interesse für die Wittlicher Stadtgeschichte kommt nicht von ungefähr - seit 1587 wohnt die Familie Daus in ihrem Haus in der Karrstraße 19 bis 21. Alsbald wird er sich einer neuen Aufgabe widmen: einem Buch über seine Familiengeschichte.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort