Auch ein Wald hat mal klein angefangen

Stadtförster Joachim Rodenkirch rechnet schon immer in "Generationen-Zeitaltern" und plädiert für eine nachhaltige Nutzung des grünen Kapitals der Stadt. In diesem Jahr freut er sich über einen Überschuss im Forst-Etat. Und er startete erstmals mit Wittlicher Eichelmast eine Pflanzaktion mit Kindergartenkindern.

Wittlich. Im Mundwald kennt sich der Wittlicher Nachwuchs der Kindergärten St. Markus und Jahnplatz aus. Jetzt beteiligten sich 50 Kinder dort erstmals an einer Eichel-Saat mit Stadtförster Joachim Rodenkirch und Forstwirtschaftsmeister Martin Becker. Erst suchten sie die "Samen", dann ging es zum "Beet". Viereinhalb Tonnen Eicheln wurden 2007 vom städtischen Waldboden aufgeklaubt und verkauft. Ein Bruchteil davon wurde nun gesetzt. Bis 250 Jahre dauert es dann bis zur stattlichen Eiche. Eine für Kinder märchenhafte Zeitdimension. Doch die Gehilfen des Stadtförsters wissen noch anderes über diesen Baum-Mythos. "Die Eiche ist ein normaler Baum, weil er keine Nadeln hat", weiß etwa Jana, "Sein Blatt hat Wellen." Ihr Lieblingsbaum ist trotzdem die nadelige Tanne, wegen Weihnachten. Die Setzaktion macht ihr Spaß: "Sonst holen sich ja die Eichhörnchen die Eicheln als Wintervorrat." Oder die Wildschweine. "Die sehen braun aus, aber ich weiß nicht wie die heißen", meint eine Fünfjährige zu den gefräßigen Tieren. Sie pudelt an einer Eichel die Schale ab und entdeckt ein weiteres Tier mit Appetit: Eine weiße Larve. Lucca rätselt derweil, was sich denn da noch aus dem "Baumei" herauswindet. Er sagt: "Da kommt eine Wurzel. Ich glaube, die wächst in die Luft wie die Bäume." Wie was wirklich wächst, kann er mit den anderen Kindern im Frühjahr sehen. So lernt der menschliche Nachwuchs, dass auch die Baumschule eine Sache ist, die Zeit braucht. Joachim Rodenkirch weiß das und sensibilisiert alljährlich dafür den Stadtrat, der den Forstetat absegnen muss. Das schnelle Geld zu machen, war bislang nie die Marschrichtung im Wittlicher Wald. Der ist über 1202 Hektar groß, davon 69 Prozent Laubwald. Gemeinsam mit den Nadelhölzern "vergrößert" er sich um 7000 Festmeter im Jahr. Geschlagen werden etwa 4300 Festmeter. Jetzt zahlt sich die in Generationen rechnende Gedulds-Strategie der "Waldmeister" erstmals seit langem aus. War man zunächst für 2007 von einem Minus von 46 600 Euro ausgegangen, freut sich Joachim Rodenkirch, nun doch schwarze Zahlen für Wittlichs "Grüne Lunge" melden zu können: "Das Jahr läuft ja noch, aber wir rechnen mit einem Plus von rund 70 000 Euro, das zum größten Teil aus dem Holzverkauf resultiert." Wenn die Märkte sich weiter so entwickelten, könne man auch 2008 mit guten Zahlen rechnen. Seine Rechnung für den Stadtwald in 2008 wird er in der Ratssitzung vorstellen. Und sollte es im Jahr 2258 noch einen Haushaltsposten Stadtwald geben, vielleicht spielt darin die Eichelsaat von 2007 eine Rolle.Der Stadtrat trifft sich zur öffentlichen Sitzung am Donnerstag, 8. November, ab 18 Uhr in der Synagoge.

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