Palina Fantes, Muttersprachlerin aus der ehemaligen Sowjetunion, war noch nicht lange im Amt, als sie schwanger wurde. Vor drei Wochen hat Nelli Wolf ihre Vertretung übernommen. Auch sie spricht fließend Russisch, auch sie kam als sehr junge Frau nach Deutschland, auch sie hat sich regelrecht "durchgebissen" in ihrer neuen Heimat. Nelli Wolf, die bereits als Akademikerin aus Kasachstan kam, musste die Hälfte ihrer Scheine an der Fachhochschule Koblenz noch einmal machen, bevor sie im vergangenen Sommer die Diplomarbeit abgeben konnte. Dieser Tage wird ihr der Termin für die noch ausstehende mündliche Prüfung genannt: Dann wird sie endlich ein in Deutschland anerkanntes Sozialarbeit- und Sozialpädagogik-Studium vorweisen können. Schon diese erste Stelle hat es in sich. Eine immens hohe Zuwanderungsrate besonders von Menschen aus der ehemaligen Sowjetunion mit allen Startschwierigkeiten, die diese Zahlen mit sich bringen, lastete noch vor wenigen Jahren auf Bombogen. Statt die Probleme zu leugnen, packten die Bürger sie an. Ortsbeirat, Ortsvorsteher, Kindergärten, Schule und der "Runde Tisch" entwarfen Strategien, luden zu Festen und genossen die multikulturelle Vielfalt. Der Jugendraum und die Vollzeitstelle Nelli Wolfs sind ein weiteres Ergebnis ihrer Hartnäckigkeit in Sachen Integration. Ihren Vertrag hat Nelli Wolf bis zum 8. Oktober unterschrieben. Viele Menschen kennen die quirlige Frau bereits, die überall auftaucht, wo ihre früheren Landsleute sich tummeln: in der russischen Samstagsschule, als Vorsitzende des Vereins Russischsprechender, bei Info-Veranstaltungen jedweder Art. Im Jugendraum setzt sie fort, was Fantes begonnen hat: Discos, wie die am heutigen Donnerstag, Kinderdiscos, Veranstaltungen mit pro familia und die sinnvolle Kooperation mit dem Haus der Jugend. Auch den Internationalen Frauentag am 8. März wird sie hier feiern. Wo Nelli Wolf herkommt, ist das traditionell ein großer Tag für Frauen und Mütter. Geladen sind - logisch - alle Religionen, Nationalitäten und Sprachen, und nicht nur aus Bombogen. Gerade entwirft sie die Einladung für eine Neuerung. Wenn es wieder warm ist, möchte sie eine Malparty organisieren, frei nach dem Motto: Räumt eure Keller und bringt alles mit, was man anmalen kann. "Das ist wohl eher etwas für Jugendliche und Erwachsene." Wenn die Idee ankommt, wird sie sie wiederholen, vielleicht einmal unter dem Motto Folklore, einmal Surrealismus, ein andermal Dada, aber, das ist sicher, immer mit fetziger Musik.