Dauner Schüler gestalten Hofwand der Wittlicher JVA mit Kunstwerken

Daun/Wittlich · Vier Mädchen und ein Junge gehen freiwillig ins Gefängnis: Die Schüler des Dauner Geschwister-Scholl-Gymnasiums bemalen während eines freiwilligen Projekts eine Hofwand der Justizvollzugsanstalt Wittlich.

Im Hof des Krankenhauses in der Justizvollzugsanstalt (JVA) in Wittlich geht es bunt zu. Anstatt grauer Wände können die Gefangenen, die in der Krankenstation des Gefängnisses behandelt werden (siehe Extra) bald mindestens fünf neue Kunstwerke betrachten.

Gemalt wurden und werden sie von fünf Schülern des Dauner Geschwister-Scholl-Gymnasiums (GSG). "Wir hatten das Projekt zuvor auch schon öffentlich ausgeschrieben, aber es hatte sich keine Schule gemeldet", sagt Tanja Lersch, die in der JVA als Vollzugsabteilungsleiterin des Justizvollzugskrankenhauses arbeitet und den Kontakt zu Kunstlehrerin Schmitt herstellte. Schmitt, die neben Kunst auch Deutsch am GSG unterrichtet, kennt Tanja Lersch aus ihrer gemeinsamen Schulzeit an dem Gymnasium und war sofort Feuer und Flamme.

Schmitt suchte gemeinsam mit ihrer Kollegin Nele Bednarczyk am GSG Schüler, die an dem Projekt mitwirken wollen. Und die Resonanz auf das Vorhaben, das vollständig in der Freizeit stattfindet, war enorm. "Wir hatten 25 Bewerbungen. Das ist für ein solches Projekt, das freiwillig ist. sehr viel. Das hätten wir nicht gedacht", sagt Schmitt. Aus diesen 25 Schülern haben die beiden Pädagoginnen fünf ausgesucht, die zwischen 17 und 18 Jahre alt sind und die Oberstufe besuchen.

"Wir mussten schauen, dass alles passt", erklärt Schmitt. "Die Teilnehmer mussten Erfahrung haben", denn es sei schwieriger, ein großes Bild auf einer Wand zu malen anstatt auf ein kleines Bild auf Papier.

Bisher hat die Gruppe an zwei Nachmittagen an ihren Bildern gearbeitet, eines der fünf geplanten Werke ist bereits fertig. Kreisrund sind die Kunstwerke, die in wechselnden Höhen und Abständen an der Wand angeordnet sind und Landschaftsausblicke zeigen.

Die Form soll an Bullaugen erinnern, die den Blick nach außen freigeben. Ausgesucht wurden die Motive von Gefangenen. Und eventuell bleibt es nicht bei Fünfen: "Vielleicht malen wir noch ein Sechstes dazu", sagt Schmitt. Dazu hat die Gruppe noch zwei Nachmittage zu je vier Stunden Zeit: am 6. und am 13. September.

Zum Abschluss ist ein Rundgang der Gruppe durch Teile der JVA geplant, unter anderem durch die Bäckerei, die alle Anstalten in Rheinland-Pfalz mit Brot versorgt — und aus der die Schüler Kuchen bekamen. Nicht den einzigen Vorteil, den die Schüler genießen durften. Mit einem Wagen der Justiz wurden sie in Daun abgeholt und nach Wittlich gebracht.

"Da wurde viel gescherzt", erzählt Schmitt. Doch angekommen in der JVA, sei die Stimmung innerhalb des Quintetts umgeschlagen. "Als wir zum ersten Mal durch die schweren Tore hindurch sind, ist die Stimmung eine andere gewesen", sagt die Kunstlehrerin. Die Schüler seien bedrückt gewesen, als sie das Gefühl des Freiheitsentzugs gespürt hätten. Und: "Es war für alle etwas ganz Beeindruckendes, auf jeden Fall eine Lebenserfahrung für uns alle."

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