Der Stichtag naht mit großen Schritten

Wer Kaufmann ist, der rechnet schon immer mit der doppelten Buchführung, auch Doppik genannt. Wer den Haushalt einer Kommune in Zahlen zeigen will, rechnete dagegen bisher mit der sogenannten Kameralistik. Das soll jetzt aufhören und die doppelte Buchführung soll auch in Kommunen eingeführt werden. Wie klappt dies im Kreis? Der TV hat nachgefragt.

Bernkastel/Wittlich. Der Startschuss ist bereits am 1. Januar 2007 gefallen: Die Doppik (Doppelte Buchführung in Kontenform) kann seit diesem Tag die Kameralistik ablösen. Stichtag für die endgültige Umsetzung der neuen kaufmännischen Buchführung ist der 1. Januar 2009. Bis dahin müssen alle Gemeinden ihre Haushalte umgestellt haben. Ziel ist ein besserer Überblick über ihre Finanzen. Mit der neuen Doppik ändert sich so einiges in den Kassen. Im Gegensatz zur Kameralistik zählen hier nicht nur Einnahmen und Ausgaben. Neue Größen der Berechnung sind zum Beispiel die Vermögenswerte der Kommunen, sprich Wald, Gebäude und Straßen. Bereits zum frühestmöglichen Zeitpunkt haben sich die Stadt Wittlich und der Landkreis Bernkastel-Wittlich den Herausforderungen gestellt. Dieser hat dem Kreistag die Eröffnungsbilanz am 29. Oktober 2007 zur Feststellung vorgelegt. "Der erste doppische Jahresabschluss wird derzeit vom Rechnungsprüfungsamt geprüft", sagt Alfons Kuhnen, Pressesprecher des Landkreises Bernkastel-Wittlich. Anschließend werde er am 21. und 22. Oktober dem Rechnungsausschuss vorgelegt. Rund zwei Monate später, am 15. Dezember, soll der Jahresabschluss vom Kreistag beschlossen werden.

Eröffnungsbilanz wird sich verzögern



Abgesehen von einer "hohen zeitlichen Belastung der Mitarbeiter" seien keine weiteren Probleme aufgetreten, erklärt Alfons Kuhnen. Doch die Belastung lag in diesem Fall nicht nur auf der Seite der Mitarbeiter. Rund 21 000 Euro hat der Kreis bis Ende 2007 in Fortbildungen investiert, 17 000 Euro in die neue Software.

Die Verbandsgemeinde (VG) Wittlich-Land hat zum 1. Januar 2008 mit der Einführung der Doppik nachgezogen. Probleme bei der Umstellung habe es nur in Bezug auf die Handhabung der neuen Software gegeben. Die Eröffnungsbilanz, die bis zum 30. November vorliegen soll, wird sich nach Angaben von Leo Merges, Verbandsgemeinde Wittlich-Land, verzögern. "Es fehlen für die VG noch einige Daten", sagt er. Die Erstellung wird sich seiner Meinung nach bis Ende des Jahres hinauszögern. Dann werden auch die restlichen Verbandsgemeinden des Kreises die Doppik einführen. Die VGen Bernkastel-Kues, Kröv-Bausendorf, Manderscheid, Neumagen-Dhron und die Gemeinde Morbach haben die mögliche zweijährige Aufschiebung genutzt und starten erst ab dem 1. Januar 2009 in die neue Buchführung.

Zu Verzögerungen kam es in Wittlich, eine der Vorreiterkommunen. Die Stadt hat die Doppik zum 1. Januar 2007 eingeführt. Die Eröffnungsbilanz konnte dem Rat noch nicht vorgelegt werden. "Nach den bishergen Planungen soll die Eröffnungsbilanz bis zum Jahresende vom Stadtrat festgestelltwerden", erklärt Ulrich Jacoby, Pressesprecher der Stadtverwaltung. Auch wenn der Personalaufwand enorm und das System nach Angaben Jacobys nicht erprobt war, so laufe die Sache inzwischen doch rund.Doppik

extra Doppik ist die Abkürzung für "Doppelte Buchführung in Kontenform". Der Haushalt wird dabei nach den Grundlagen des kaufmännischen Rechnens wie in Unternehmen erstellt und arbeitet mit Erträgen und Aufwendungen. Bei der Umstellung müssen Kommunen unter anderem eine Eröffnungsbilanz aufstellen, in der ihr Vermögen erfasst und bewertet wird. In dem bislang üblichen staatswirtschaftlichen Haushalt (Kameralistik) zählten nur Einnahmen und Ausgaben. Gründe für die Abkehr von diesem (kameralistischen) System: Vermögenswerte (Gebäude, Straßen, Wald) und Verpflichtungen müssen realitätsnah erfasst werden. Abnutzbare Vermögen müssen flächendeckend abgeschrieben werden. Damit wird der Wertverlust nachvollziehbar. Durch detaillierte Kosten- und Leistungsrechnungen muss mehr Wirtschaftlichkeit erreicht werden. Künftige Belastungen wie Erhaltungsaufwand oder Pensionsverpflichtungen müssen in die Planungen mit einbezogen werden. (win)

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