"Der nächste Aufschwung kommt"

WITTLICH. Soeben feierte er seinen 85. Geburtstag: Bernhard Clemens, Gründer der Firma Maschinenfabrik und Fahrzeugbau Clemens, lange Zeit Vorsitzender des Wirtschaftskreises Wittlicher Tal, verrät uns seinen persönlichen Blick auf die Kreisstadt.

Der Mann stammt von Zemmer, hat erst 1967 das Land in der Rudolf-Diesel-Straße kaufen können, auf dem bis heute die von ihm gegründete Firma steht. Dafür hat der auch auf der politischen Ebene aktive Mittelständler fünf Jahre lang kämpfen müssen, in den 60ern, als die Industrialisierung Wittlichs noch in den Kinderschuhen steckte und die Bürgermeister sich besonders für Großbetriebe einsetzten. Landmaschinen Stolz gleich nebenan war schon da, erinnert er sich. Clemens sei das erste mittelständische Unternehmen gewesen, sagt der Firmengründer, der mit 35 Beschäftigten (heute sind es über 100) im Dezember 1967 die Produktion aufnahm, und zählt einige andere nennenswerte Betriebe auf: die Holzindustrie, Schrot, Dockter, die damals kleine Spedition Elsen in der Kalkturmstraße, Lütticken. Im heutigen Industriegebiet I war es noch regelrecht gemütlich, die Gebiete II und III waren in der Entstehung begriffen. Clemens kann die Daten noch aus dem Ärmel schütteln. "Die Ideal Standard hatte schon gebaut, als wir begannen." 1969 wurde dort, nach einem ersten schief gelaufenen Anlauf, die Produktion in der heutigen Form aufgenommen. Nur Franklin Electric am anderen Ende der Rudolf-Diesel-Straße war schneller: Sie war schon 1964 gestartet. Erst 1972 kam die Dunlop mit ihrem charakteristischen Schornstein dazu, aus dem es seitdem, je nach Wetterlage, nach gekochtem Gummi riecht im Wittlicher Tal. Auf diesen Namen, "Wittlicher Tal", tauften auch 30 Unternehmer ihren 1994 geschaffenen Wirtschaftskreis, mit dessen Hilfe sie die Bedingungen für Neuansiedlungen und Fortbestand von Firmen in dieser vormals landwirtschaftlich geprägten Region immer wieder zu verbessern bemüht sind. Grundvoraussetzung ist eine durchdachte Infrastruktur. "Autobahn- und Schienenanschluss bleiben die vielleicht wichtigsten Kriterien für jeden Unternehmer", sagt Clemens. Im noch recht leeren Industriegebiet Wengerohr Süd rechnet er fest mit einem Investitionsschub, sobald die Verbindung ins Rhein-Main-Gebiet fertig ist. "Schauen Sie mal, wie viel wirtschaftlich nutzbare Fläche hier noch zu haben ist!" Besonders junge Menschen werden sich wünschen, dass Bernhard Clemens' Hoffnung sich bewahrheitet. Vielleicht folgen ihm dann andere Firmenchefs nach: Rund 450 Mädchen und Jungen haben er und in seiner Nachfolge die Söhne in den vergangenen Jahrzehnten ausgebildet. Die gewichtige Rolle der Kreisstadt für den Wohlstand zwischen Trier und Koblenz sieht der rüstige 85-Jährige klar. "Die Region braucht Wittlich weiterhin als Arbeitgeber." Clemens hat den Aufschwung in den 70-er Jahren erlebt und glaubt fest an den nächsten. Er sah, wie aus einem 10 000-Einwohner-Städtchen (1969) eine stattliche 19 000-Einwohner-Stadt entstand. Und es wird weitergehen, sagt er: Mit neuen Ansiedlungen, mit neuen Bürgern, mit neuen Ideen.

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