Die Bilanz der Bäume und eine Topf-Fichte

WITTLICH. Vor der Stadtratssitzung hatte der Haushalt Stadtwald ein Plus von 3400 Euro für 2007. Nach der Sitzung ein Minus von 46 600. Denn die 50 000 Euro Jagdpacht will der Stadtrat dort verrechnen, wo sie ausgegeben werden: im allgemeinen städtischen Haushalt. Der Rat ist trotzdem zufrieden.

Wo verrechnet man Jagdpachteinnahmen, wenn man mit der neuen kaufmännischen Buchführung für "Wahrheit und Klarheit" sorgen will? Mit vier Enthaltungen stimmte der Stadtrat dafür, die 50 000 Euro aus dem Stadtwald-Budget heraus zu nehmen, um sie im städtischen Haushalt unter "Verkehrsflächen" zu verbuchen, wo sie der Unterhaltung der Feld-, Landwirtschafts- und Wirtschaftswege dienen. Dass so auch 2007 mit einem Minus für den Stadtwald zu rechnen ist, ist kein Problem. "Das sind Leistungen, die wir gerne bringen. Mit einem defizitären Haushalt können wir leben. Wir sind bereit, ein Scherflein für die Allgemeinheit zu tragen", sagte Heinz Zender, SPD, der die Jagdpachtdiskussion eröffnet hatte, nicht ohne dem Stadtförster für die "umfassende Arbeit auf dem absolut richtigen Weg" zu danken. Joachim Rodenkirch öffnete zuvor wieder den Blick für Zeitrechnungen über Generationen hinweg. Dazu stand eine eingetopfte Mini-Fichte vor jedem Stadtrat. "In zehn Jahren ist sie ein Weihnachtsbaum, in 25 Jahren vielleicht ein stattlicher Baum für den Marktplatz, später kann man ihn zu Papier verarbeiten und in 60 Jahren ist er Bauholz, und wir können Möbel daraus schreinern", startete der Stadtförster. Er freute sich über deutlich gestiegene Holzpreise und höhere Fördermittel des Landes als erwartet. Zum Boom-Thema Brennholz informierte er: "Meine Zielsetzung wird sein, zunächst Kunden aus unserem Innenbereich zu bedienen. Noch haben wir genug." Er rechnete vor, dass man für nur 28 Euro Brennholz brauche, um den selben Heizwert fürs Öl zu erreichen, für das man 100 Euro kalkulieren müsse. Neu sind die Auswirkungen der Fortsreform, wobei Wittlich das Management für Plein übernimmt. Dafür erhält die Stadt 9000 Euro. Zur erstmaligen Schätzung des Vermögens Stadtwald auf 8,6 Millionen Euro machte der Stadtförster klar, dass man den Aufwuchs (6,1 Millionen Euro) nach Landesvorgabe um 50 Prozent reduziert habe wegen des Markt- und Produktrisikos. Wer weiß schon, ob nicht ein Sturm oder "Ungeziefer" das nachwachsende Vermögen reduziert? Für 2007 hat man auch ein Oberziel formuliert, das der Stadtrat alljährlich gut heißt: "Schaffung und Erhaltung eines stabilen und reich strukturierten Waldökosystems Stadtwald im Rahmen der naturnahen Waldwirtschaft zum größtmöglichen Nutzen heutiger und künftiger Generationen." So rechnet man für 2007 mit einer Holzernte von 5100 Festmetern. Der laufende jährliche Zuwachs beträgt 7097 Festmeter. So bleibt, was Joachim Rodenkirch dem Stadtrat für den 1202- Hektar-Betrieb Wald ans Herz legte: "Diese Umweltvorsorge ist eine Daseinvorsorge. Und Wittlich ist eine grüne Stadt, umgeben von Wald, der Ihre Fürsorge braucht."

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