Die engagierten Unbekannten

Bernkastel-Wittlich · Seit Jahren bemühen sich die Gleichstellungsbeauftragten der Landkreise darum, mehr Frauen für die Kommunalpolitik zu gewinnen. Das Interesse der Frauen ist da, nur werden diese nach wie vor zu wenig gewählt - wie auch das Ergebnis der jüngsten Kommunalwahl zeigt.

Bernkastel-Wittlich. Auf den ersten Blick sieht es so aus, als habe man es ja wenigstens versucht. Zumindest was den Kreistag betrifft. Insgesamt 230 Kandidaten wurden von den politischen Gruppierungen im Vorfeld der Wahl des aktuellen Kreistags nominiert. Und 95 dieser Kandidaten waren weiblich, was immerhin einer Frauenquote von 41,3 Prozent entspricht.
Würde das Ergebnis der Wahl vom 25. Mai also in Relation zu dem Angebot auf den Kandidatenlisten stehen, so säßen jetzt unter den 42 Kreistagsmitgliedern 17 Frauen. Tatsächlich in den Rat gewählt wurden aber nur elf Frauen (26,2 Prozent). Wie bereits erwähnt: Man könnte sagen, die politischen Gruppierungen haben es versucht, aber der Wähler hat anders entschieden. Das könnte man sagen. Aber das wäre nur die halbe Wahrheit.
Neun Frauen im Stadtrat


"Auschlaggebend ist vor allem der Bekanntheitsgrad", sagt Gabriele Kretz, Gleichstellungsbeauftragte des Kreises. Gemeinsam mit ihren Kolleginnen aus den Nachbarkreisen arbeitet sie seit Jahren daran, mehr Frauen für die Kommunalpolitik zu gewinnen. Unter anderem mit Hilfe eines Mentoring-Programms, bei dem interessierte Frauen gezielt auf die Arbeit in kommunalpolitischen Gremien vorbereitet werden (der TV berichtete).
Von den elf Frauen, die aus dem Kreis Bernkastel-Wittlich an dem Programm teilgenommen haben, wurden letztlich nur drei in Räte gewählt. "Diese Zahlen sprechen doch für sich", sagt Kretz.
Es hätten wirklich hoch motivierte und engagierte Frauen an dem Projekt teilgenommen, doch gegen die vielen, zum Teil schon seit Jahrzehnten tätigen männlichen Kollegen seien die meisten von ihnen chancenlos gewesen.
Immerhin ist die Situation hier im Landkreis trotz allem noch besser als in den Nachbarkreisen Vulkaneifel und Eifelkreis (siehe Extra). So wurden in den Wittlicher Stadtrat neun Frauen gewählt, was bei 32 Mandaten einer Quote von gut 28 Prozent entspricht. Dicht dahinter liegt die VG Wittlich-Land, wo zehn der 36 Sitze (27,8 Prozent) von Kommunalpolitikerinnen besetzt wurden. Im Rat der VG Bernkastel-Kues sind neun Frauen, sodass dort bei insgesamt 36 Mandaten der Frauenanteil bei 25 Prozent liegt. In der VG Thalfang sind es fünf von 22 (22,7 Prozent) und in der Einheitsgemeinde Morbach sechs von 28 (21,4 Prozent). Schlusslicht im Kreis ist die Verbandsgemeinde Traben-Trarbach, wo lediglich fünf Frauen im 32-köpfigen Rat vertreten sind. Das entspricht einer mageren Quote von 15,6 Prozent.
Dass es neben dem Kriterium "Bekanntheitsgrad" auch eine Rolle spielt, wie der Frauenanteil bereits bei der Aufstellung der Kandidatenlisten berücksichtigt wird, zeigt der Vergleich der Parteien und politischen Gruppieren. Denn dort, wo Männer und Frauen gleichberechtigt auf den Listen positioniert wurden, haben es letztendlich auch mehr Frauen in die Gremien geschafft. So sind beispielsweise unter den 16 Grünen, die im Kreistag sowie den Räten der Verbandsgemeinden und der Einheitsgemeinde vertreten sind, sechs Frauen, was einer Quote von 37,5 Prozent entspricht. Auch die SPD kommt mit 18 von 55 Mandaten immerhin auf 32,7 Prozent. Von den 98 gewählten CDU-Vertretern sind 23 weiblich (23,8 Prozent). Bei der FDP sind es lediglich zwei von 16, wobei die Liberalen in der Regel nur recht dünn in den Räten vertreten sind, so dass dieser Wert nur bedingt aussagekräftig ist.
Besonders auffällig ist jedoch die Quote der Wählergemeinschaften. Lediglich vier der 36 gewählten Mandatsträger dieser politischen Gruppierungen jenseits der Parteien sind weiblich (elf Prozent). Wer als Frau politisch aktiv werden möchte, hat es bei den Wählergemeinschaften offensichtlich besonders schwer.Extra

In den Nachbarkreisen Vulkaneifel und Eifelkreis ist man zwar ebenfalls noch weit von einer ausgeglichenen Verteilung entfernt. Im Eifelkreis Bitburg-Prüm sind in den Räten des Kreistags, der Verbandsgemeinden und der Stadt Bitburg 47 der insgesamt 222 Mandate in Frauenhand, was einer Quote von 21,2 Prozent entspricht. Noch weiter von der Gleichberechtigung entfernt ist der Landkreis Vulkaneifel. Dort sind unter den insgesamt 172 gewählten Volksvertretern des Kreises und der Verbandsgemeinden lediglich 26 Frauen (15 Prozent). Am extremsten ist die Quote im Rat der VG Hillesheim. Mit Ausnahme einer Frau sitzen dort nur Männer im Rat. Eine Frau, 23 Männer. Das entspricht einem Frauenanteil von 4,2 Prozent. uhe

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