Ein Bett am Radweg

Wie viele Menschen von außerhalb jedes Jahr in Wittlich und Wittlich-Land übernachten, dazu gibt es kaum verlässliche Zahlen. Rund 100 000 Übernachtungen sollen es sein. Doch auch wenn es viele Touristen zum Schlafen nach Wittlich zieht: So wirklich lang bleiben nur die Wenigsten.

Wittlich. Wer als Ortsfremder in Wittlich unterwegs ist, kann froh sein, wenn er dabei von einem Navigationssystem begleitet wird. Aber es gibt auch in Wittlich einige Straßen und Ziele, von denen das System nichts weiß. Wie zum Beispiel am Ende der Trierer Landstraße. Wenn dort die Stimme aus dem Armaturenbrett sagt "Sie haben Ihr Ziel erreicht", dann kann es sein, dass sie lügt. "Die Gäste verlassen sich auf ihr Navigationssystem, und am Ende der Trierer Landstraße verlässt das Navigationssystem die Gäste", sagt Ute Engel. Sie ist Geschäftsführerin des Hotels "Rotenberg" und deshalb froh, dass es in Wittlich seit einigen Monaten nun endlich die lang ersehnte ausgeschilderte Hotel-Route gibt. Denn das rote Gästehaus liegt am äußersten Ende der Stadt und war bisher für Menschen, die es in ihrer Freizeit nach Wittlich zieht, nicht immer leicht zu finden. Doch davon gibt es ohnehin vergleichsweise wenige. Die meisten ihrer Gäste seien Geschäftsleute, sagt Engel, die manchmal eine Woche, einige einen Monat oder sogar auch mal ein halbes Jahr blieben. "Unsere Touristen hingegen sind in der Regel Wochenendgäste", erklärt die Hotelfrau, die entweder auf dem Mosel-Maare-Radweg oder auf dem Lieserpfad unterwegs seien und dabei dann Wittlich als Zwischenstopp oder Endstation ansteuerten. Anti-Begeisterung kommt eher von Einheimischen

Doch Gäste, die nur der Stadt wegen nach Wittlich kämen, seien eher selten - von einem mehrtägigen Aufenthalt in der Säubrennerstadt ganz zu schweigen. "Wir haben mehr Geschäftsleute als Urlaubsgäste", sagt auch Stefanie Kaspari vom Hotel "Lindenhof". Und diejenigen, die Wittlich als Urlaubsziel ansteuern, seien in ihrem Fall meistens Belgier, die allerdings auch nicht lange blieben. Und auch im Hotel "Well" muss auf die TV-Anfrage nach der Aufenthaltsdauer lange überlegt werden, ob es dort überhaupt schon mal einen Urlaubsgast gab, der eine ganze Woche in Wittlich geblieben ist, weil es ihm dort so gut gefällt. Nun kann eine Woche Urlaub in Wittlich in der Tat recht lang sein, was aber nicht bedeuten soll, dass den Gästen die Stadt nicht gefällt. "Die Anti-Begeisterung kommt eigentlich eher von den Einheimischen", sagt Georg Metzen von der Moseleifel-Touristik, "doch die Gäste sind immer total begeistert." Sei es die Synagoge, das Meistermann-Museum, der Marktplatz oder das alte Rathaus - Wittlich habe einiges zu bieten, sagt Metzen und ist froh, "dass wir seit einigen Jahren von der Stadt unterstützt werden, was lange Zeit nicht so war". Einer, der die Wittlicher auch unterstützt hat, ist Manuel Andrack und dessen Liebe zum Lieserpfad. "Natürlich haben wir hier in Wittlich den Andrack-Faktor total bemerkt", sagt Metzen, und mittlerweile würden auch mehr jüngere Menschen nach Wittlich kommen. Doch wie viel Gäste überhaupt jedes Jahr in Wittlich und Wittlich-Land übernachten - aus welchen Gründen auch immer - weiß keiner so genau. Auch nicht annähernd. "So etwa 100 000 Übernachtungen sollen es sein", sagt Metzen, doch wer diese 100 000 auf welcher Grundlage in den Raum gestellt hat, wisse man nicht. Deshalb sei die Moseleifel-Touristik seit Anfang des Jahres dabei, Übernachtungszahlen sämtlicher Fremdenverkehrseinrichtungen in Stadt und Verbandsgemeinde zu sammeln - ähnlich wie das Statistische Bundesamt, allerdings mit dem Unterschied, dass auch Übernachtungen in kleinen Pensionen und Ferienwohnungen mit- einfließen, die vom Statistikamt gar nicht erfasst werden. Doch egal ob erfasst oder nicht: Diejenigen, die es nach Wittlich zieht, erwartet dort eine Hotel-Route und bald auch das lang versprochene Verkehrsleitsystem in kompletter Ausführung. Damit Gäste auch wissen, auf welchem Parkplatz sie stehen. Das sei bisher oft nicht der Fall gewesen, wie Georg Metzen zu berichten weiß. Hin und wieder melden sich Orientierungslose über Handy, um den Weg zum Hotel zu erfahren: "Auf welchem Parkplatz sind Sie gerade?" - "Moment, ...äh... ich glaube, auf dem Frauenparkplatz."

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