Ein Hirte, der sich selbst nie schont

WITTLICH. (peg) Ein Freudentag für den Hirten und seine Schäfchen: Vor 40 Jahren ließ sich Dechant Rudolf Halffmann in der Liebfrauenkirche zum Priester weihen. Der Trierer Dom wurde damals gerade renoviert.

Wenig Schlechtes hat man von den Gläubigen je über ihren Pastor gehört. Und wenn einmal eine kritische Äußerung kommt, dann meist deshalb, weil Rudolf Halffmann sich derart selbst strapaziert. Was immer er in seinem voll gestopften Tagesablauf erledigen kann, das macht er selbst. Messen halten, Beerdigungen, Hochzeiten, Erstkommunion, Taufen, Kranken- und Kondolenzbesuche oder Religionsunterricht, und das alles gleich in zwei Wittlicher Pfarreien, in Plein, und seit geraumer Zeit als Pfarrverwalter auch in Lüxem, Flußbach, Bombogen, Neuerburg und Dorf. Ohne einen Kaplan, ohne einen Vikar, lediglich mit Kooperator Josef Karst. Außerdem ist Halffmann als Dechant des Großdekanates Wittlich seit der Strukturreform Chef von 41 Pfarreien. Kraft durch das Gebet

Wie er das schafft? Natürlich bekommt er Kraft durch das Gebet, sagt er. Dazu arbeite er in einem Team von zuverlässigen haupt- und nebenamtlichen Glaubensbrüdern und -schwestern. Neben der stillen Zwiesprache mit Gott ist für ihn besonders das Gebet in der Gemeinschaft wichtig: "Selbst, wenn ich an einem Sonntag vier mal die selbe Predigt halte: Es ist doch jedes Mal eine andere, eine eigene, neue Feier." Schließlich serviere er ja nicht nur etwas, wenn er eine Messe halte, er sei selbst jedes Mal ganz bei der Sache. Bei aller Anstrengung gebe es im Laufe eines jeden Tages immer wieder erfüllende Momente. "Zum Beispiel, wenn ich im dritten Schuljahr bei den Kommunionkindern bin." Oder draußen in der Natur, auf seinem viel genutzten Drahtesel. Mit jedem Jahr als Priester wuchs die Sicherheit, genau den richtigen Beruf gewählt zu haben. Vorgezeichnet war dieser Weg nicht. Aufgewachsen in Beulich, einem kleinen Dorf zwischen Rhein und Mosel im vorderen Hunsrück, erlebte er einige positive Vorbilder in Form von Patres aus Bornhofen, die manchmal in seinen Ort kamen. Dass der 1941 geborene Sohn einer Witwe, die nicht gerade in Saus und Braus lebte, überhaupt das Abitur machte, verdankte er einigen Fügungen des Schicksals. In der Verwandtschaft hatte es ein Junge aufs Gymnasium geschafft: Das sei Ansporn genug gewesen. Über Beziehungen fand er einen Platz in einem Konvikt und eine großherzige alte Dame, die das Schulgeld bezahlte. "Was sollte ich dann werden? Arzt, Lehrer, Priester?" 1961 begann er im Priesterseminar in Trier mit dem Studium der Theologie. Über Freiburg und München führte ihn der Weg am 5. März 1967 zur Priesterweihe in die Liebfrauenkirche - der Trierer Dom wurde gerade renoviert. Als Kaplan begann Halffmann in Neuwied, statt einer zweiten Kaplanstelle unterrichtete er ab 1970 am dortigen Gymnasium Religion. Parallel dazu arbeitete er in seinen letzten fünf Jahren in Neuwied als Seelsorger in mehreren Pfarreien. 1981 begann er als Pfarrer in Weißenturm, bis er 1992 nach Wittlich kam, wo sein Vorgänger Günter Weber völlig überraschend gestorben war. Im November werden es 15 Jahre, dass er in der Eifel wirkt - so lange war er noch nirgends "Ich bin nie gerne irgendwo weggegangen", gesteht Rudolf Halffmann. Die Menschen seien ihm immer schnell ans Herz gewachsen. "Ich glaube, dass ich in keinem anderen Beruf so nah am Leben, an den Menschen dran bin wie als Priester", sagt er. Die, an denen er so nah dran ist, werden am Sonntag mit ihm feiern.

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