Ein "Knöllchen", das ins Geld geht

Parken ohne Parkschein ist vor dem Bahnhof in Wittlich-Wengerohr teuer. Die Firma Contipark stellt "Parksündern" Beträge von 22,50 Euro aufwärts (bei Fristüberschreitung) in Rechnung. Und wer nicht zahlt, erhält angeblich Besuch von einem Inkassounternehmen.

Wittlich. Wer am Wittlicher Bahnhof die Parkscheinautomaten "übersieht", traut seinen Augen nicht, wenn er später am Wagen das "Knöllchen" findet. 2,50 Euro (Tagesparkgebühr) plus 20 Euro (Vertragsstrafe) soll er binnen zehn Tagen an die Firma Contipark überweisen. Tut er das nicht, so ist zu lesen, werde die Firma "die Forderung an ein Inkassounternehmen abtreten". Wer sich erkundigen will, warum das so ist, muss schreiben: Per Post, Fax oder E-Mail.

19 Vertragsbedingungen An jeder Parkuhr

Contipark selbst hat auch viel geschrieben: Über die "Vertragsbedingungen", die jeder eingeht, sobald er seinen PKW auf einen der Plätze vor dem Bahnhof stellt, kann er man sich an den Parkuhren informieren. Dort sind 19 Punkte aufgelistet, die der "Mieter", also der Parkende, für die "Raumüberlassung", zu beachten hat. Wer all das Kleingedruckte studiert hat, weiß, warum es besser ist, direkt für einen Parkschein Kleingeld oder Kreditkarte zu zücken. Er weiß dann auch, dass sein Wagen nicht bewacht wird, dafür aber bei fehlendem Parkschein eventuell mit einer Parkkralle gesichert wird.

Die Parkgebühren an sich sind vergleichsweise moderat: 50 Cent für 30 Minuten, ein Euro für eine Stunde und 2,50 Euro für einen Tag.

Gar nichts bezahlt und "erwischt" worden ist der Sohn von Renate Canellas-Waldenfels, als er jemanden zum Gleis Bahnsteig brachte. Die 22,50 Euro Strafe haben ihn schockiert. Wegen der Höhe der Forderung hat die Mutter sich zunächst an die Verbraucherberatung in Trier gewandt, da sie stutzig wurde, auch weil die Firma Contipark keine Kontakttelefonnummer angibt.

Kirsten Thul-Kunsmann, Verbraucherberatung Trier, sagt, der Verzicht auf eine Telefonnummer sei nicht sehr verbraucherfreundlich, zumal es durchaus vorkomme, dass "gefälschte Knöllchen" verteilt würden. So hätten beispielsweise in Kaiserslautern Betrüger Überweisungsträger mit Zahlungsaufforderungen verteilt. Wer dort zahlte, hatte sozusagen an eine nicht existierende Parkplatzfirma gespendet.

Im Falle der Contipark ist das anders. Sie hat bundesweit seit 2005 Parkflächen von der DB BahnPark gemietet. Und seit sich Contipark um die Plätze kümmert, wird auch am Bahnhof Wittlich kontrolliert und kassiert. In einer Presseinformation verweist die Firma darauf, dass sie im Zuge der professionellen Bewirtschaftung der Plätze ein standortgerechtes Parkentgeld verlange. Die 20 Euro für Parken ohne Schein seien kein Bußgeld, wie es für eine Ordnungswidrigkeit erhoben werde, sondern eine "Vertragsstrafe", die bei der Firma bundesweit gleich sei. Der Hinweis auf das Inkassounternehmen sei eine Information, keine Drohung, man wolle sich auf das Parkkonzept konzentrieren.

Im Vergleich: Die Stadt Wittlich erhebt für Parken ohne Schein fünf Euro. Und die Stadt Wittlich hat auf der anderen Gleisseite einen kostenlosen Parkplatz gebaut, der rege genutzt wird.

Dass Fahrer auf den städtischen Parkraum ausweichen, weiß auch die Pächterin der Bahnhofsgaststätte, Hiltrud Docler. Sie sagt: "Ich habe seit der Parkplatzbewirtschaftung durch Contipark etliches an Umsatzeinbußen. Die Stammgäste, die sonst kurz mit dem Auto vorbeigekommen sind, fehlen. Einige haben schon Strafe zahlen müssen. Und all die, die jetzt auf der anderen Seite parken, kommen an unserer Gaststätte gar nicht mehr vorbei." Die Bahn selbst habe den Parkplatz früher kaum kontrolliert. Jetzt kämen die privaten Kontrolleure manchmal vier Mal am Tag. Sie schauten aber nicht nur nach Parkscheinen, sondern zupften auch mal Unkraut.

Meinung:

Kleingedrucktes wird teuer

Dass die Bahn versucht, wirtschaftlicher zu arbeiten, geht in Ordnung. Dass eine Unternehmen wie Contipark ebenso kostendeckend arbeiten will, ebenso. Dass, wer keinen Parkschein hat, draufzahlt, ist normal. Dass es vier Mal so viel ist, wie beim städtischen Knöllchen sorgt naturgemäß für Empörung. Da ist schnell von "Abzocke" die Rede, ein Imageschaden, der letztendlich an der Bahn hängenbleibt. Dabei sind die reinen Parkgebühren human. Kundenfreundlicher wäre es jedoch, wenn der Service-Gedanke offensichtlich würde, wie etwa durch kostenloses Kurzzeitparken. Und wie ein Kunde fühlt man sich sicher nicht, wenn man die 19 klein gedruckten Bedingungen gelesen hat. Was man nicht alles beachten muss, wenn man seinen Wagen abstellt! Das Drohen mit Inkassounternehmen, Parkkralle oder Abschleppen trägt auch nicht zu einem guten Image bei, ebenso dass man seinem Ärger nicht einfach am Telefon Luft machen kann. Die 20 Euro muss man auch zahlen, wenn man die Parkdauer überzieht. Schön wäre es, wenn bei jeder Verspätung der Bahn umgekehrt jeder 20 Euro in bar in die Hand gedrückt bekäme. s.suennen@volksfreund.de

Stichwort:

Contipark Nach eigenen Angaben blickt Contipark als internationales Unternehmen auf 50 Jahre Geschäftstätigkeit zurück. Darunter fallen Planung, Finanzierung und Bewirtschaftung von Parkeinrichtungen bundesweit. Die Firma habe in Deutschland mit 300 Objekten in über 150 Städten mit weit über 105 000 Stellplätzen eine marktführende Position. Man biete saubere, sichere Stellflächen und schaffe Übersicht und Ordnung. Das geschulte Personal sei verantwortlich dafür, dass die bewirtschafteten Parkflächen auch tatsächlich den vertragstreuen und zahlenden Kunden zur Verfügung stünden. Auf TV-Nachfrage wegen der fehlenden Telefonnummer, um direkt in Kontakt mit Contipark treten zu können, heißt es, das sei möglicherweise nicht optimal, bei 300 Standorten vielleicht aber verständlich. Eine halbe Stunde kostenfreies Parken anzubieten, sei aus wirtschaftlichen Gründen nicht möglich. Vertragsstrafen, wie die 20 Euro, seien auch bei städtischen Verkehrsgesellschaften und Supermärkten üblich.

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