Ein Lotse für das Boot, das Wittlich heißen könnte

Mit Zuversicht in die Zukunft: Mit dieser Haltung der Hachenburger Bürger will Peter Klöckner seine Stadt voranbringen. Wie das geht, erzählte er in Wittlich 50 Zuhörern. Und das interessierte besonders Mitglieder aller Ratsfraktionen.

Wittlich. "Ein Großteil ist Psychologie, was sich in den Köpfen der Menschen abgespielt hat", sagt Peter Klöckner. Er hat vor rund acht Jahren in Hachenburg Stadtmarketing zur Chefsache gemacht, das "Leerstandsmanagement" erfunden und sich und besonders seiner Stadt damit einen Namen gemacht als "Erfolgsmodell für Deutschland." Auch im Westerwald-Städtchen gab es Ladenleerstände, Kundenrückgang, Verfall der Immobilien (-preise). Wie dagegen Psychologie aber auch Geld und Taten helfen, das erzählte der Bürgermeister auf Einladung der SPD im Wittlicher Casino. Für den Einzelhandel laute das Rezept Geschlossenheit und Optimismus nach außen. Zu dieser Medizin gehörte ein Maulkorb: Das Klagelied über den Niedergang wurde zum Tabu. Stattdessen hieß es bei Problemen: Die werden angepackt. "Wir haben uns wirklich um alles gekümmert. Nannte ein Bürger das Stichwort Stadtmarketing, wurde sein Anliegen sofort erledigt", sagte der Referent. "Überwiegend ging es um Kleinigkeiten: kaputte Lampen, Müll. Das musste in ein, zwei Tagen bereinigt sein. Die Menschen dachten plötzlich: ,Die Stadt will uns wirklich helfen'." Dann ging es an die Substanz, mit einer Bank als Partner, die die Vermarktung privater Immobilien kostenlos übernahm. Eigentümer wurden vertraulich zu Plänen und Verkaufspreisen befragt - und oft heruntergehandelt. Ein Ex-Manager führte ehrenamtlich die Verhandlungen: Eigentümerwechsel plus Investitionen statt weiterer Leerstände folgten - und Zuschüsse: Bis zu 25 000 Euro für durchgreifende Sanierungen, bis zu 10 000 Euro aus dem Fassadenprogramm. Öffentliches Geld, bislang 15 Millionen Euro für die Innenstadt, floss ergänzend in Straßen, grüne Oasen, zwei Parkhäuser. Heute habe Hachenburg Schulden, dafür aber eine funktionierende Innenstadt, trotz "Grüner Wiese". "Wir leben als Kommune im Wettbewerb um Menschen. Die erreicht man nur durch Qualität", so Peter Klöckner. Das gelte auch für Kultur, etwa für das Dutzend kostenfreie Konzerte im Sommer auf dem Markt mit bis zu 2000 Zuhörern. In seiner Stadt habe die Qualitätsoffensive funktioniert. "Man sitzt in einem Boot. Der Glaube, dass es in die richtige Richtung geht, ist entscheidend", sagte Klöckner, "Standard kennt jeder. Mit Qualität können Sie locken und mit Solidarität. Und wenn Sie sich nicht einig sind, fahren die Kunden lieber nach Trier." Sprüche "Gutachten haben immer einen tollen Alibicharakter, aber 80 Prozent davon wussten Sie ohnehin. Die Menschen in jeder Stadt sind so schlau, dass sie vieles ohne externen Berater herausfinden", Peter Klöckner auf die Frage, was er von Gutachten halte, für die in Wittlich sehr viel Geld ausgegeben werde. "Die Aussage zu den Gutachten as war kein Fettnäpfchen, das war ein Wespennest. Ich habe schon einen ganzen Schrank voller Gutachten", Joachim Gerke, SPD-Fraktionsvorsitzender im Stadtrat. "Unser Verwaltungsgeschäft machen wir weit am Rande der Stadt. In der Innenstadt im historischen Rathaus ist nur Kultur und Tourismus angesiedelt", Peter Klöckner zur Frage des Rathaus-Standorts.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort