Eine Insel, die es besser nie gegeben hätte

WITTLICH. Endlich hat es sich ausgerumpelt: Ende vergangener Woche riss ein Bautrupp die Verkehrsinsel in der Trierer Landstraße ab. Anwohner hatten sich zuvor mehrfach beklagt, weil Lastwagen über die Inselbegrenzung ratterten und damit für jede Menge Lärm und Erschütterungen sorgten. Nun ist die Insel des Anstoßes, die die Stadt 1994 für 25 000 Mark gebaut hat und in die sie noch 5000 Mark investiert hat, eingestampft.

Sie war eine Herausforderung, besonders für Lastwagenfahrer: Die Verkehrsinsel in Mitte der Trierer Landstraße verengte die Fahrspuren erheblich. Wer nicht durchs Nadelöhr passte, polterte mit großem Getöse über die Bordsteinkante oder die Inselbegrenzung. Ein Ärgernis, das das Bauwerk von Beginn an für die Anwohner mit sich brachte. 1994 hatte die Stadt die Insel für damals 25 000 Mark bauen lassen, um den Verkehr auf der wichtigen Einfallstraße Wittlichs abzubremsen. Aber schon im ersten Jahr seines Bestehens machte das gute Stück Probleme: Die Gehwege mussten um 40 Zentimeter verschmälert werden, damit die Straße trotz Insel noch breit genug ist. Kosten: 1000 Mark. Keine fünf Jahre später waren wieder 5000 Mark fällig: Man hatte erkannt, dass auch die Fahrbahnverengungen um die Insel zurückgebaut werden mussten. Doch der erhoffte Erfolg blieb aus: LKW hatten nach wie vor ihre Mühe und Not, die Insel des Anstoßes zu umschiffen. Nachdem der LKW-Verkehr in der Trierer Landstraße wegen der beiden benachbarten Großbaustellen Justizvollzugsanstalt (JVA) und Konversionsgebiet "Klausener Weg" enorm zugenommen hat, starteten die Insel-Anrainer zum wiederholten Mal einen Versuch, sich gegen das Bauwerk zu wehren (der TV berichtete mehrfach). In ihren Schränken würden wegen der Rumpelei über die Insel die Gläser klirren, sie müssten die Bücher in den Regalen tagtäglich zurechtrücken, so heftig seien die Erschütterungen. Und ab morgens 6 Uhr rattere es im Fünf-Minuten-Takt ohne Unterlass, klagten die Anwohner damals im Gespräch mit dem TV. Ihr eigentliches Ziel, den Verkehr zu beruhigen, hatte die Insel völlig verfehlt - doch jahrelang passierte nichts. Ende vergangener Woche die Wende: Ein Bautrupp machte die Insel dem Erdboden gleich. Anfang März hatte Wittlichs Bürgermeister Ralf Bußmer die Pläne angekündigt (der TV berichtete). Doch davon, dass es so schnell gehen könnte, war keine Rede gewesen. "Wir sind den berechtigten Wünschen der Anwohner nachgekommen. Das war in der Tat keine optimale Situation mit der Insel", erklärt Ulrich Jacoby, Pressesprecher der Stadtverwaltung. 40 000 Euro seien im Haushalt für die Bauarbeiten nachträglich eingestellt worden. Das Geld ist nicht nur für den Insel-Abriss, sondern auch für die zur Verkehrsberuhigung geplante Verschwenkung der Trierer Landstraße gedacht. "Da es für die Verschwenkung noch keinen Bauplan gibt, lassen sich die Kosten noch nicht verlässlich berechnen. Möglicherweise brauchen wir weniger Geld, als wir bereitgestellt haben", sagt Jacoby. Schneller abgerissen als erwartet

"Ich habe schon nicht mehr damit gerechnet. Das wundert mich jetzt echt", sagt Insel-Anwohnerin Helga Dielehner. "Die bauen die Insel nicht nur wegen den Anwohnern zurück, sondern auch wegen dem Baustellen-Verkehr, der sonst behindert wird", vermutet Anwohnerin Monika Hosp. "Wir hatten mit der Insel an sich keine Probleme", sagt Eckhart Spiekermann, LBB-Bauleiter auf der JVA-Baustelle. Aber er bestätigt, dass viele Baustellenfahrzeuge nicht anders konnten, als über die Begrenzung zu rumpeln. Für die Anwohner hat sich diese Lärmquelle mit dem Insel-Abriss erledigt. Es bleibt ihre Sorge, dass vor allem junge Autofahrer wochenends die lange, gerade Straße als Rennstrecke nutzen. Zwar fielen bei einstündigen Polizeikontrollen früh morgens und abends jeweils nur zwei Fahrer mit um die 70 Kilometer pro Stunde auf - allerdings hat die Polizei bislang auch noch nicht wochenends kontrolliert. Die Anwohner hoffen, dass nach der gescheiterten Insel-Geschichte jetzt auch wirklich etwas zur Verkehrsberuhigung passiert.

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