Es fährt ein Geisterbus durch Wittlichs Straßen: Arbeitskreis soll Alternativen für städtischen Nahverkehr entwickeln

Wittlich · Die Linie 306 in Wittlich soll Menschen innerhalb des Stadtgebiets von einem Punkt zum anderen bringen. Viel genutzt wird der Bus jedoch bisher nicht. Die CDU hat jetzt im Stadtrat einen Antrag gestellt, sich über ein neues besseres System Gedanken zu machen.

Die Stadt Wittlich ist von der Fläche her überschaubar. Aber wer kein Auto hat, muss schon einige Zeit einplanen, um beispielsweise vom Warenhaus Bungert in der Friedrichstraße zum Krankenhaus zu kommen. Gut, dass es da die Buslinie 306 gibt.

Ein Test: Laut Fahrplan kommt der Bus um 11.10 Uhr in der Friedrichstraße vorbei. Und er ist tatsächlich auf die Sekunde pünktlich. Für zwei Euro gibt es ein Ticket beim Fahrer. Die Auswahl an Plätzen ist groß, denn außer dem Fahrer hat nur eine einzelne Dame im Bus Platz genommen.Niemand wartet auf den Bus


Es geht mit dem großen Gefährt den Rollkopf hoch, durch die Danziger Straße weiter zum Krankenhaus. Obwohl mehrere Haltestellen auf dem Weg liegen, braucht der Fahrer nicht anzuhalten, denn kein Fahrgast ist zu sehen. Auch oben am Krankenhaus ist die Haltestelle verwaist. Zurück geht es ebenfalls ohne Stopp zum Zentralen Omnibusbahnhof (Zob). Auch hier wartet niemand auf den Bus.

Eine Zufall, die falsche Zeit zum Busfahren? Offenbar nicht. Denn auch die CDU-Fraktion ist der Meinung, dass es hier Verbesserungsbedarf gibt und hat in der jüngsten Sitzung des Stadtrats einen Antrag zum Stadtbus eingebracht. "Derzeit gibt die Stadt jährlich 30 000 Euro für eine Stadtbuslinie aus, die mit einem großen Bus, aber meist ohne oder mit wenigen Passagieren zum Krankenhaus fährt.

Anlass für die Überlegungen ist das Ende des Konzessionsvertrags mit der Rhein-Mosel Verkehrsgesellschaft (RMV) für die Stadtbuslinie im Jahr 2016.Verschiedene Modelle


Diese Linie ist seit 2007 auf Wittlichs Straßen unterwegs. Zentraler Anlaufpunkt ist der Zob, von dem aus der Bus startet und zu dem er auf seinen Wegen durch die Stadt zweimal zurückkommt und schließlich hier endet. Neben dem St.-Elisabeth-Krankenhaus, werden auch zu Einkaufsmärkten wie Edeka oder Real angefahren.

Nach Vorstellung der CDU soll ein neues System auch die Stadtteile ansteuern. Als Beispiel nennt sie den Hauptbahnhof in Wengerohr oder den Bildungs campus, der in diesem Jahr in Wengerohr eröffnet wird und eng mit dem Krankenhaus zusammenarbeiten soll. Mögliche Modelle könnten laut CDU-Antrag zum Beispiel Ruftaxis, lokale Bussysteme wie Citybus oder ein Rufbus mit kleinen Fahrzeugen wie Mini- oder Midibus sein.

Die Idee zu einem verbesserten Stadtbussystem ist allerdings nicht neu und wurde in der Vergangenheit schon mehrfach im Rat diskutiert. Fast auf den Tag genau vor zehn Jahren machte die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen den Vorstoß, die damalige sogenannte Krankenhauslinie zu erweitern. Sie wünschten sich ein Bussystem, das die Stadtteile anfährt und im Ringverkehr auch die Bereiche Rollkopf, Kalkturmstraße, Himmeroder Straße sowie "Rechts der Lieser"versorgt. Dafür hatten sie ein Versuchsjahr, in dessen erster Hälfte das Angebot kostenlos ein sollte, angeregt.System nicht wirtschaftlich


Die Stadtbuslinie, die heute fährt, ist ein Kompromiss, denn das von den Grünen vorgestellte Konzept galt als nicht finanzierbar. Dass auch das jetzige System nicht wirtschaftlich ist, wird auch in dem CDU-Antrag deutlich.
Mit dem Antrag sind die Christdemokraten bei den übrigen Fraktionen auf offene Ohren gestoßen: Es wurde beschlossen, einen Arbeitskreis einzurichten.

Wie ist Ihre Meinung? Braucht Wittlich eine innerstädtische Buslinie? Wie könnte ein solches Modell aussehen? Schreiben Sie an mosel@volksfreund.de. Name und Adresse nicht vergessen.Extra

Der Stadtbus 306 fährt zwischen 8 Uhr und 18.13 Uhr. In der Mittagszeit zwischen 11.45 Uhr und 14.28 Uhr fahren keine Busse auf dieser Linie. Haltestellen sind unter anderem Zob, Kalkturmstraße, Pleiner Weg, Feldstraße, Rommelsbach, evangelische Kirche, Klausenrer Weg, Edeka Markt, Zob, Cusanus-Gymnasium, Aldi, Real Markt, Firma Franklin, Bungert, Danziger Straße, Peter-Wust-Gymnasium, Krankenhaus, Koblenzer Straße, Zob. noj

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