Es ist fünf vor zwölf

Schreckgespenst Insolvenz: Steht am Ende des unendlichen Bieterwettstreits um Opel doch noch die Pleite? Eine Planinsolvenz hätte auch Konsequenzen für die vier autorisierten Opel-Partner im Landkreis Bernkastel-Wittlich. Die beiden größten, die Autohäuser Heister in Wittlich und Boos in Hochscheid, sehen sich gut gerüstet, sind aber dennoch besorgt.

Wittlich/Hochscheid. Helmut Jäcker, Geschäftsführer beim Opel-Händler Heister, und Jürgen Boos, Prokurist des Opel-Händlers Boos, sind sich einig: Es muss endlich eine Entscheidung her! Ginge es nach den beiden größten der vier Opel-Partner im Landkreis Bernkastel-Wittlich, wäre im Theater um den Rüsselsheimer Autobauer längst der letzte Vorhang gefallen. Momentan deutet alles darauf hin, dass General Motors seine Tochter doch nicht an Magna oder einen Investor abgibt, sondern behält - und eventuell sogar in die Insolvenz schickt. Für die Händler in der Region wäre das eine Katastrophe. Dann nämlich könnte es auch in Wittlich (25 Beschäftigte) und Hochscheid (16 Beschäftigte) kurzfristig zu Liquiditäts-Engpässen kommen. Durch Garantie- und Verkaufshilfe-Aktionen wie die Opel-Umweltprämie entstehen den Händlern ständig erhebliche Forderungen gegenüber der Handels- und Service-Gesellschaft der Adam Opel GmbH. Helmut Jäcker erklärt: "Diese Forderungen entstehen jeden Tag, pro Fahrzeug bis zu 5000 Euro. Bis das Geld zurück- kommt, können im Einzelfall mehrere Wochen vergehen." Sofern also morgen der Hammer fällt, bleiben Betriebe wie Heister oder Boos auf einem mehr oder weniger großen Betrag sitzen. Nach Einschätzung der deutschen Opel-Händlervereinigung könnte im Insolvenzfall die Hälfte der Opel-Betriebe in Deutschland auf genau diese Weise selbst von der Bildfläche verschwinden.

Den Händlern in Wittlich und Hochscheid bereitet der drohende Liquiditäts-Engpass Kopfschmerzen, beide sind sich aber sicher, dass gerade sie nicht zu den Pleitebetrieben gehören würden. Jürgen Boos: "Wir haben uns gewappnet und sorgen dafür, dass Rückzahlungen möglichst wöchentlich reinkommen." Potenzielle Forderungsverluste könnten somit in einem überschaubaren Rahmen gehalten werden. Dennoch nervt beide, dass sich der Entscheidungsprozess nun schon Monate hinzieht.

Jäcker: "Wir leben ohnehin in schwierigen Zeiten. Da können wir keine zusätzliche Verunsicherung gebrauchen." Dass sich die Kunden aber offensichtlich nicht die Kauflaune verderben lassen, beweisen die neuesten Umsatzzahlen - doppelt so viele Fahrzeuge wie üblich brachten die Verkäufer während der vergangenen Abwrack-Monate an den Mann. Jürgen Boos' Erklärung für die ungebrochene Kauflust der Leute: "Es geht um Loyalität und persönliches Vertrauen. Die Kunden kommen zu uns und kaufen ihr Fahrzeug bei der Auto-Boos GmbH, nicht bei der Adam Opel GmbH." Extra Planinsolvenz nennt man jene Insolvenzverfahren, bei denen der Insolvenzantrag direkt mit einem Insolvenzplan verbunden wird. Dieser Plan beinhaltet konkrete Maßnahmen zur Sanierung des Unternehmens. Eine Zerschlagung soll vermieden werden. Die Planinsolvenz ist für Unternehmen gedacht, die grundsätzlich überlebensfähig, aber aufgrund äußerer Einflüsse zahlungsunfähig sind. (tol)

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