Helfer in der Not

WITTLICH. Unsere heutige Stadtgeschichte erzählt von der ältesten kirchlichen Bruderschaft – der deutschen St. Sebastianus-Bruderschaft – in Wittlich. Festgehalten auf mittlerweile vergilbten Blättern des Wittlicher Kreisblatts, Nummer 8, aus dem Jahr 1921.

Die St. Sebastianus-Bruderschaft ist die älteste kirchliche Bruderschaft in Wittlich. Die Gründung fällt in das Jahr 1636. Damals herrschte in der Stadt und in der Umgebung die Pestilenz in Folge Entbehrungen, Hungersnot und schlechten Ernten. Es waren die Begleiterscheinungen des 30-jährigen Krieges. Erneuert wurde die Bruderschaft 1710. Die Bruderschaft zählte zu ihren Mitgliedern immer die ersten Bürger der Stadt. Es war dies auch nicht anders, denn jedes neu aufgenommene Mitglied musste bei der Aufnahme in die Bruderschaft eine Anzahl Brote sowie einen größeren Geldbetrag an die Armen der Stadt austeilen - daher die überschaubare Zahl der Brüder. Der eigentliche Zweck der Bruderschaft war, in schlechten Zeiten karitativ einzugreifen. Interessante Begebenheiten aus dem Protokoll seien hier mitgeteilt: "Die Bruderschaft St. Sebastiani, Fabiani, Rochi, Antonii und Barbarä ist uralt, ist aber vornehmlich in der Andacht und Zahl der Brüder und Schwestern vom Jahre 1636 (in welcher Zeit die pestilenzische Kontagion und Seuche in der Stadt Wittlich angefangen und gar sechs Jahre kontinuierlich grassierte) vermehrt und fortgepflanzt worden, also dass von der Zeit an bis dato - Gott, Lob und Dank - wir durch die Vorbitte obgemelder Patronen und Gottes Gnad, von so abscheulichen Krankheiten liberiert und behütet worden sein." "Im Jahre 1710 wurde die St. Sebastianus-Bruderschaft erneuert im Monat Februaris unter dem regierenden Brudermeister, dem Edeln Georg Anton German, kurfürstlichen, trierischen Kellner zu Wittlich; von den Deputierten: Bernard Otto, Send- und Gerichtsschöffen; Mathias Neuerburg, Sendschöffen; Johann Wilhelm Niles, Gotthard Neuerburg und Johann Hart, Altarist am Crucis- Anna-Altar, alle zu Wittlich. "1707 am 30. April ist die Stadt Wittlich durch Feuersbrünste eingeäschert worden und durch den letzten schrecklichen Brand sind zwei Protokolle, alle Hebezettel, Rechnungen und andere Dokumente der Bruderschaft mitverbrannt. "Gott bewahre uns ferner vor Feuer und Brand, Krieg und Pest. Amen."" "1723 im Juli ist der unglückliche Brand in der Himmeroder Gasse entstanden und etliche neunzig Häuser, ohne die Scheuren mitgerechnet, zu Grunde gerichtet worden durch ein unmündiges Kind. 1747 ist durch Bosheit der Ehefrau des zeitlichen Schullehrers Arens in der Trier-Gasse ein Brand entstanden, wodurch die Werkstätten bis ans Himmeroder Haus in Asche gelegt wurden." Dann machte der Chronist im Protokoll eine längere Pause. Erst vom Jahre 1817 berichtet er von einer Teuerung der Lebensmittel. "Juni: Malter Korn (44 Thaler), das Malter Weizen (vier Scheffel Berlinermaaß; 48 Thaler), Hafer (24 Thaler), ein Pfund Reis wie auch ein Pfund Gerstengraupen (5 Groschen, elf Pfennig)." In allen Gegenden wurden Wohltätigkeitsvereine gegen die Not der ärmsten Menschen gebildet. Peter Daus Wenn auch Sie eine historische Anekdote kennen, den Namen eines Hauses oder einer Straße erklären können oder zu einem historischen Ereignis eine persönliche Geschichte zu erzählen haben, schreiben Sie unter dem Stichwort "Stadtgeschichten" mit Namen, Adresse und Telefonnummer an die E-Mail-Adresse mosel@volksfreund.de. Wichtig ist, dass Ihre Geschichte höchstens 60 Druckzeilen (à 30 Anschlägen) umfasst.

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