Heute hier, morgen dort

45 Meter hoch ist das Wahrzeichen der Säubrennerkirmes: das Riesenrad "Wonder Wheel". Fast genauso bekannt in Wittlich ist inzwischen dessen Betreiber Thomas Schneider. Der 47-Jährige ist Schausteller - und möchte keinen anderen Beruf ausüben.

 Alles dreht sich um die Gondeln: Riesenradbetreiber Thomas Schneider (rechts) und sein Sohn Franz Thomas haben sich für ein Leben als Schausteller entschieden. TV-Foto: Nina Ebner

Alles dreht sich um die Gondeln: Riesenradbetreiber Thomas Schneider (rechts) und sein Sohn Franz Thomas haben sich für ein Leben als Schausteller entschieden. TV-Foto: Nina Ebner

Wittlich. "Bis Dienstag in Wittlich, ab Freitag in Neuss und immer nur lächeln" - eine ganz normale Woche für Thomas Schneider. Der 47-Jährige ist Schausteller und in dieser Eigenschaft seit Dienstagnachmittag in Wittlich. Die Besucher der Säubrennerkirmes finden den Düsseldorfer da, wo es am höchsten hinausgeht: Er ist Betreiber des Riesenrads "Wonder Wheel". Die zumindest metermäßig größte Attraktion der Kirmes ist schon seit über einem halben Jahrhundert in Wittlich vertreten, Schneider selbst ist auch schon seit 1990 dabei. Der gebürtige Westfale kommt aus einer Schaustellerfamilie: Er führt das Geschäft schon in der sechsten Generation. Auch seine Frau stammt aus einer Schaustellerfamilie. Gemeinsam mit den Eltern haben sie die "Bruch/Schneider GmbH" gegründet, die bundesweit mit ihren Fahrgeschäften unterwegs ist. Neun Monate im Jahr, in dieser Zeit kein freies Wochenende, jede Woche an einem anderen Ort, 14- bis 15-Stunden Arbeit am Tag. So sieht das Leben aus für Thomas Schneider und seine Familie. Zumindest für ihn, seine Frau und seinen 21-jährigen Sohn Franz Thomas. Nur der Jüngste bleibt daheim in Ratingen bei Düsseldorf und macht sein Abitur. "Dem geht's da sehr gut", sagt Schneider schmunzelnd, "der hat 130 Quadratmeter für sich." Ein bisschen enger haben es seine Eltern, die die meiste Zeit in einem knapp 45 Quadratmeter großen Wohnwagen zu Hause sind. Seit 30 Jahren ein Leben im Wohnwagen

"Aber das bin ich seit 30 Jahren gewohnt", sagt Schneider. Im Prinzip sogar noch länger: Schon als kleiner Steppke reiste er mit seinen Eltern im Wohnwagen von Kirmesplatz zu Kirmesplatz, nur zwischen Heiligabend und dem Saisonbeginn, meist zwei Wochen vor Ostern, war er in seinem Elternhaus in Soest. Erst als er schulpflichtig wurde, endete sein Vagabundenleben: Eine Pflegefamilie nahm ihn auf. Seine Eltern kamen nur im Winter nach Hause, Thomas Schneider und seine beiden Geschwister fuhren in den Ferien mit ihnen mit. Das ging so, bis er die zehnte Hauptschulklasse mit der Mittleren Reife abschloss. Nach einer Lehre als Lackierer stieg er in das Schaustellergeschäft seiner Eltern ein und übernahm es 1980 nach dem Tod seines Vaters. Bereut hat der 47-Jährige seine Entscheidung nie. Im Gegenteil. Glänzende Kinderaugen und die Familien, die nach der Fahrt mit dem Riesenrad zu ihm kommen und sich bedanken, bestätigen ihn in seiner Arbeit. Und er fühlt sich wohl in der großen Familie der Schausteller: "Man kennt sich gut." Schneider lobt auch die Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung Wittlich: "Man merkt, dass man sich hier richtig für das Fest einsetzt. Es herrscht ein netter Umgangston." Das erleichtere natürlich seinen Knochenjob, wie er ihn bezeichnet. Denn dass trotz harter Arbeit manchmal unter dem Strich ein Minus bleibt, damit muss Thomas Schneider ab und an leben: "Wenn das Wetter nicht mitspielt, haben wir ein Problem." Standmiete muss gezahlt werden, die laufenden Betriebskosten ebenfalls, und dann sind ja auch noch die immer höher werdenen Spritkosten für seine zehn Fahrzeuge, die es braucht, um die Geräte für das "Wonder Wheel" zu transportieren. Alles in allem möchte er trotzdem nichts anderes machen, denn er ist überzeugt, dass er keinen langweiligen Beruf ausübt: "Du bist als Schausteller sehr viel unterwegs, kommst mit vielen Menschen zusammen und wirst jeden Tag gefordert", sagt Schneider. Informationen zum Kirmesprogramm am Wochenende finden Sie auf

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