Hier ist nicht nur heute Tag der Katze

Altrich · Das Eifeltierheim in Altrich ist Auffangstation für viele Katzen, Hasen und andere Tiere aus der Eifel- und Mosel-Region. Angefangen hat alles vor zehn Jahren, als ein ehemaliger Schweinestall in ein modernes Gebäude umgebaut wurde. Mittlerweile wurden hier bereits fast 2800 Katzen und viele andere Lebewesen aufgenommen und versorgt.

 Tierpflegerin Franziska Jung mit einem ihrer vielen Schützlinge im Eifeltierheim. TV-Foto: Nora John

Tierpflegerin Franziska Jung mit einem ihrer vielen Schützlinge im Eifeltierheim. TV-Foto: Nora John

Foto: (m_kreis )

Altrich. Einmal im Jahr, am 8. August, ist der sogenannte "Tag der Katze". Im Eifeltierheim in Altrich ist allerdings seit fast zehn Jahren täglich Tag der Katze. Seit dem Baubeginn sind viele Tiere angekommen und wieder gegangen. Zeit für eine Bilanz.Die Idee: Tierheimleiter Rainer Kordel war seit 2003 bei der gemeinnützigen Trägergesellschaft Lernen und Arbeiten beschäftigt und für die Anleitung der Ein-Euro-Kräfte zuständig. Bei der Suche nach einem neuen Projekt kam die Idee auf, ein Tierheim zu bauen. Die Ein-Euro-Kräfte wurden in den Umbau des Gebäudes eingebunden. Das Gebäude: "Bis ein geeignetes Gebäude gefunden wurde, verging etwa ein Jahr", erzählt Kordel. Weit genug weg von anderen Häusern, dennoch mit Wasser- und Stromversorgung sollte es sein. Ein alter Schweinestall erfüllte die Kriterien, mit einer Einschränkung allerdings. Hunde dürfen aus Lärmschutzgründen nicht aufgenommen werden. Wie Kordel sagt, ist es fast unmöglich, ein Gebäude zu finden, wo auch das möglich ist. Neben den Ein-Euro-Kräften halfen viele Freiwillige beim Umbau mit. Es entstanden mehrere Zimmer, in denen Katzen in kleinen Gruppen zusammenleben können. Außerdem ein Raum für Kaninchen und Hasen sowie ein Quarantänebereich mit einzelnen Boxen. Im Laufe der Jahre kamen Außengehege und Wintergärten dazu, um den Katzen die Möglichkeit zu geben, sich auch draußen aufzuhalten. Derzeit in Planung ist ein überdachter Rundlauf im Außengehege für die Katzen, die aufgrund einer ansteckenden Krankheit nicht frei herumlaufen dürfen, sich aber auch nicht als Wohnungskatze eignen. Ein Platz zur Aufnahme von Igeln soll noch entstehen. Die Menschen: Ohne Ehrenamtliche würde der Betrieb des Tierheims nicht funktionieren. Wie Kordel sagt, liegt die Altersspanne bei den rund 40 Helfern zwischen 18 und 89 Jahren. Einige sind schon seit Anfang an dabei. Eingesetzt werden auch weiterhin, wenn möglich, Ein-Euro-Kräfte. "Die Leute müssen das wollen und auch psychisch stabil sein", sagt Kordel. Denn die Arbeit hat auch ihre Schattenseiten. Nicht nur viel wirkliche Schmutzarbeit beim Reinigen der Zimmer, auch die Geschichten, die mit den Tieren kommen, sind nicht immer leicht verdaulich. Zwei Auszubildende haben den Beruf des Tierpflegers in Altrich erlernt. Eine junge Frau ging danach nach Nordrhein/Westfalen, Franziska Jung ist geblieben und vertritt Kordel in dessen Abwesenheit. Am 1. August fängt ein neuer Auszubildender in Altrich an. Kordel und seine Vertreterin sind auch Ansprechpartner für alle Fragen rund ums Tier. Die Tiere: Vermittelt wurden schon Hasen, Kaninchen, Meerschweinchen, Hamster, Ratten, Farbmäuse, Frettchen, Degus, Wüstenrennmäuse, Zebrafinken, Kanarienvögel, Wellensittiche, Nymphensittiche, Geckos sowie verschiedene Land- und Wasserschildkröten. Insgesamt waren es bisher fast 2800 Katzen und etwa 30 Kleintiere. Die Tiere sind häufig in sehr schlechtem Zustand, wenn sie ins Tierheim kommen. So wie Felix, mit einer der schlimmsten Fälle, wie Kordel sagt. Der kleine Kater wurde von seinem Besitzer so schwer misshandelt, dass der Kiefer gebrochen war, ein Auge schwer verletzt und er noch andere Blessuren hatte. In diesem Zustand wurde das Tier für drei Tage ohne Wasser und Nahrung eingesperrt. Häufig sind es auch Katzen aus Messi-Haushalten oder sie werden gebracht, weil die Besitzer krank sind. Gut vermittelt werden Katzen, die im Alter zwischen fünf und acht Jahren sind, sagt Kordel. Auch kranke oder noch ältere Tiere finden häufig noch ein neues Zuhause. Schwer haben es die scheuen Vierbeiner. Die durchschnittliche Verweildauer liegt bei 46 Tage. Dauergäste und so etwas wie die Maskottchen im Tierheim sind die drei weißen Katzen Knut, Tascha und Wanda. Aufgenommen wurden auch schon Hunde, die vor dem Tierheim ausgesetzt wurden, Igel, Ringelnatter, Mäusebussard, Wildkaninchen, Fuchswelpe, Siebenschläfer, Hühner, Enten, Gänse, Rabe und mehrere Tauben. Diese Tiere konnten aber in Altrich nicht bleiben, sondern wurden weitergeleitet an Fachleute und private Pflegestellen. Die Finanzen: "Das Tierheim benötigt pro Jahr zwischen 110 000 und 120 000 Euro. "Dass diese Summe nicht noch höher ist, liegt an den Ehrenamtlern", sagt Kordel. Dabei betragen die Kosten für Futter nur etwa 1000 Euro, da sehr viel gespendet wird, unter anderem in den Futterboxen, die in vielen Supermärkten aufgestellt sind. Rund 25 000 Euro müssen für Tierarztbesuche ausgegeben werden. Geld kosten auch die Miete, Strom, Wasser und Heizung. Ein großer Posten sind die Reinigungsmittel. Auch die Gehälter von Tierheimleiter Kordel und seiner Mitarbeiterin müssen bezahlt werden. Finanziert wird das Heim zu etwa zehn bis 15 Prozent über die öffentliche Hand. Der Rest läuft über Spenden und Aktionen. Es gibt zum Beispiel einen Buchflohmarkt. "Wir nehmen aber derzeit keine Bücher an". Gerne genommen werden aber Altgeräte. Diese werden nach Möglichkeit verkauft, das Geld kommt dem Tierheim zugute. Defekte Geräte werden fachgerecht entsorgt. Die Trägergesellschaft "Lernen und Arbeiten" steckt kein Geld in das Tierheim. "Lernen und Arbeiten" hat nur den Bau gefördert, jetzt muss Kordel selbst dafür sorgen, dass ausreichend Geld reinkommt. Oft sind es auch Sachspenden, mit denen das Tierheim unterstützt wird.Der Förderverein: Aus einer privaten Initiative heraus ist der Förderverein entstanden. Dieser unterstützt das Tierheim und übernimmt auch wichtige Aufgaben im Tierschutz. Zum Beispiel werden wild lebende Tiere eingefangen und kastriert, um eine unkontrollierte Vermehrung und damit Katzenelend zu vermeiden. Die Homepage: Auf der Webseite des Eifeltierheims führt Rainer Kordel ein Tagebuch. Darin berichtet er über die Neuzugänge, Vermittlungen, über besondere Ereignisse oder druckt auch Rückmeldungen derer ab, die ein Tier bei sich aufgenommen haben. Auch die Tiere, die zur Vermittlung stehen, sind dort mit Bild und kurzer Beschreibung zu sehen.eifeltierheim-altrich.deExtra

... Tierheimleiter Rainer Kordel: Warum ist ein Tierheim auch für die Menschen hilfreich, die eigentlich gar keine Tiere mögen? Rainer Kordel: Häufig sind bei Krankheit oder Tod von Verwandten auch Tiere zu versorgen. Den Angehörigen wird durch diese Anlaufstelle eine Sorge abgenommen. Warum sollte man eine Katze aus dem Tierheim nehmen? Kordel: Unsere Katzen werden nur abgegeben, wenn sie komplett vom Veterinär durchgecheckt und geimpft wurden. Und wenn es nicht passt und es Probleme, welcher Art auch immer gibt, nehmen wir die Tiere zurück, auch nach Jahren noch. Warum tut ein Tier den Menschen gut? Kordel: Man hat eine Aufgabe und einen Ansprechpartner. Haustiere sollen sogar blutdrucksenkend wirken. Kinder lernen es, Verantwortung zu übernehmen. nojExtra

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Lernen und Arbeiten ist eine gemeinnützige Trägergesellschaft mit Sitz in Neuwied. Die Gesellschaft setzt sich dafür ein, Langzeitarbeitslose und Benachteiligte zu qualifizieren und wieder in den Arbeitsmarkt einzugliedern. In Wittlich gibt es das Projekt Wilma mit einem Second-Hand-Laden, einer Tischler- und einer Textilwerkstatt sowie dem Eifeltierheim. noj

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