Hilfe für alle, die sie brauchen

BERNKASTEL-WITTLICH. Am heutigen Freitag feiert der Caritas-Verband seinen 75. Geburtstag. Anlass für en Rückblick auf eine Geschichte im Dienste bedürftiger Mitmenschen.

Flüchtlinge, junge Schwangere und/oder Arbeitslose, Asylanten, Demenzkranke, einsame Alte, Sterbende, Hochverschuldete, Alkoholiker und Medikamentenabhängige oder Menschen, denen in den eigenen vier Wänden Gewalt angetan wird: Diese Liste könnte beliebig verlängert werden und würde noch immer nur ansatzweise von der Not erzählen, die zu Beginn des dritten Jahrtausends in Deutschland herrscht - und die am Landkreis Bernkastel-Wittlich nicht vorbeigeht. Viele der heutigen Rahmenbedingungen ähneln denen von 1931, als sich die Caritas im Kreis zunächst als Ein-Mann-Betrieb gründete. Damals lauteten die Begründungen: die allgemeine wirtschaftliche Notlage, leere öffentliche Kassen, die zunehmende Gefährdung Jugendlicher. Wobei der rote Faden in der Arbeit der zahllosen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter in den Pfarr- und Zivilgemeinden stets die christliche Forderung nach konkreter Nächstenliebe war, was allen anderen die Festschrift zum Jubiläum verrät. "Vorrangig waren immer existenzielle Hilfen", resümiert der heutige Dienststellenleiter Rudolf Bollonia: Essen, Kleidung, ein Dach über dem Kopf, Heizmaterial, Bett, Tisch, Stuhl und ein Kühlschrank. "Die sind heute wieder verstärkt notwendig, wobei wir das durchaus kritisch sehen: Eigentlich sollte unsere sehr wohl reiche Gesellschaft das nicht nötig haben." Manchmal unterstützt die Caritas mit direkter finanzieller Hilfe aus ihren Fonds und Stiftungen, manchmal vermittelt sie, organisiert mit fantasievollen Projekten Hilfe von Mensch zu Mensch. Ein gelungenes Beispiel war die Wunschbaumaktion in der Kirche St. Markus: Ein Baum voller Umschläge mit (anonymisierten, aber wahren) Schicksalen aus der Region, die der Caritasverband betreute, und denen auf ganz direktem Wege von privaten Kirchgängern geholfen wurde. "Ohne Abzug eines einzigen Cents", betont Bollonia. Zunehmend kooperieren die einzelnen Hilfezentren der Caritas mit Schulen, Arbeitskreisen, Behörden und richtungsweisenden Gremien, zunehmend sorgen sie auch für eine stärkende Vernetzung der Betroffenen untereinander. Eva Gobrecht, eine der auffallend vielen Frauen im Team, berichtet von Angeboten für junge Schwangere und Mütter, die in speziellen Programmen alles rund um ihre Schwangerschaft, den Umgang mit Söhnchen und Töchterchen, die eigene rechtliche Situation und die des Kindes erfahren. Hier können sie sich in geschützter Runde Perspektiven für das veränderte Leben nach der Geburt erarbeiten. Wieder verrät es die Festschrift: "Die Botschaft Christi wird uns ... ein stetiger und anspruchsvoller Antrieb sein." In diesem Sinn greift der katholische Verband mit seinen 130 festen und zahlreichen freien Mitarbeitern allen unter die Arme, die Hilfe brauchen, ganz gleich welcher Religionszugehörigkeit. Gefeiert wird am heutigen Freitag um 15 Uhr mit einem Dankamt in der Bernhardskirche. Mit dabei ist Weihbischof Stephan Ackermann.

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