Hiobsbotschaft für Schule

Wittlich · Unterricht darf im Nebengebäude des Peter-Wust-Gymnasiums nicht mehr stattfinden. Die Statik der Decken soll nach einem aktuellen Gutachten nicht den Schulbaurichtlinien entsprechen. Das Gebäude ist seit gestern gesperrt. Über 400 Gymnasiasten sollen ab Mittwoch in Wengerohr unterrichtet werden. Wie das klappen soll, weiß noch keiner.

 Das Nebengebäude des Peter-Wust-Gymnasiums. TV-Foto: Archiv/Harald Jansen

Das Nebengebäude des Peter-Wust-Gymnasiums. TV-Foto: Archiv/Harald Jansen

Überraschend schulfrei haben die fünften bis neunten Klassen des Wittlicher Peter-Wust-Gymnasiums am heutigen Dienstag. Der Anlass hat für die Schulgemeinschaft insgesamt enorme Folgen: Ein Gutachter hat festgestellt, dass das Nebengebäude, ein ehemaliges Kriegerwaisenhaus, das auch als Internat genutzt wurde, statisch nicht den Anforderungen für eine schulische Nutzung entspricht. Es war keine Gefahr im Verzug, aber die Kreisverwaltung musste aus rechtlichen Gründen die Reißleine ziehen.

Schüler und Lehrer haben erst am gestrigen Montag von der sofortigen Schließung des Nebengebäudes für den Unterricht gehört. Landrätin Beate Läsch-Weber, der Kreis Bernkastel-Wittlich ist Träger der Schule, hat gestern die Hiobsbotschaft persönlich mitgeteilt. Alle sind verunsichert: Wie geht es nun weiter?

Als Ausweichgebäude soll die leerstehende ehemalige Duale Oberschule in Wengerohr dienen. Vermutlich werden die fünften bis neunten Klassen dorthin umziehen. Das sind über 400 Schüler. Schulleiter Michael Forster sagt: "Ich bin gezwungen, die halbe Schule dort unterzubringen. Der Stundenplan soll mit minimalen Veränderungen bleiben. Der Preis ist, dass die Unterrichtszeiten kürzer werden. Manche Schulstunde wird durch die Wechsel keine 45 Minuten haben."

Für die Klassen ab der zehnten aufwärts solle am Standort Wittlich sichergestellt werden, dass der zum Abitur führende Unterricht möglichst ungestört weiterlaufen könne. Die Oberstufe sei wegen des Kurssystems nicht auslagerbar.

Am Mittwoch geht's nach Wengerohr



Die Schule mit insgesamt 1000 Schülern, die sowieso mit Platzproblemen kämpft, muss jetzt schnellstens den Unterricht an zwei Standorten organisieren. Weiter ist das Problem der Schülerbeförderung komplett umzustrukturieren. Auch das Pendeln der Lehrer braucht Planung.

Mit dem heutigen schulfrei für die fünften bis neunten Klassen ist ein Tag "Luft" geschaffen, um den Schulbetrieb neu zu organisieren, logistisch ein enormer Aufwand.

Am Mittwoch sollen die Schüler zunächst alle zum Peter-Wust-Gymnasium kommen.

"Ich bin guter Dinge, dass die Schule das in den Griff bekommt", sagt Schulelternsprecher Uwe Werner, "Es wird ein Provisorium sein. Ich denke aber, dass das über mehrere Monate unser Schicksal darstellen wird. Wichtig ist, dass gewährleistet wird, dass die Kinder weiter unterrichtet werden können."

Wie es mit dem Nebengebäude weitergeht? Anke Roth-Simon vom Schulelternbeirat sagt. "Das Nebengebäude gehört einfach abgerissen und vernünftiger neuer Schulraum gebaut. Die Kreisverwaltung hat am PWG in den vergangenen zehn Jahren ihre Hausaufgaben nicht gemacht. Heute ist das anders. Das zeigt das prompte, verantwortungsvolle Reagieren auf das Gutachten."

Die ehemalige DOS in Wengerohr beherbergt übrigens derzeit auch die komplette Kita Neuerburg, deren Altgebäude saniert wird. Laut Ulrich Jacoby, Pressesprecher der Stadtverwaltung, sind 90 Kinder in der Dos untergebracht. Der Auszug sei für die Osterferien 2010 geplant.

Die Kinder bekommen am Mittwoch Besuch. Dann werden die Gymnasiasten ihre bisherigen Klassen in Wittlich ausräumen und die neue Schule in Wengerohr in Besitz nehmen.

Extra Nebengebäude: Seit 1980 ist der Kreis Träger des PWG und übernahm damals das Nebengebäude. Es ohne Baugenehmigung errichtet worden, was frühere Bestimmungen möglich machten. Zur aktuellen Schließung informiert die Kreisverwaltung, das Statikbüro "hat Teile der Konstruktion freigelegt und festgestellt, dass verschiedene Deckenbereiche für die nach Norm anzusetzenden Verkehrslasten im Schulbetrieb nicht ausreichend sind. Die praktische Nutzung des Gebäudes sei zwar grundsätzlich möglich, die rechtliche Situation ließe dies jedoch in Kenntnis der Ergebnisse der statischen Nachrechnung nicht zu." Im Nebengebäude waren 17 Unterrichts-, zwei Kurs und drei Fachräume untergebracht. Jetzt soll laut Kreisverwaltung mit PWG, ADD Trier und Kreisgremien ein neues Gesamtkonzept für den Standort des PWG entwickelt werden. (sos)

Meinung: Knall auf Fall
In der Haut der Schulleitung will sicher keiner stecken: Das halbe Gymnasium muss Knall auf Fall umziehen. Wäre das Nebengebäude ein normales Wohnhaus, wäre alles kein Problem. Einsturzgefähdet ist das Gebäude nicht, aber es entspricht auch nicht den speziellen Normen für Schulen. Deshalb muss die Kreisverwaltung so entscheiden. Rechtlich macht sie sich sonst angreifbar. Für die Schüler hat das Folgen: Ab Mittwoch ist "ihre" Schule ein fremdes Gebäude in fremder Umgebung. Die Schulgemeinschaft wird geteilt. Die Distanz zwischen beiden Standorten ist relativ groß. Und: In kürzerer Zeit muss mehr Stoff gelernt werden. Durch das Pendeln geht Zeit verloren. Unglücklich war die gestrige Infopolitik ohne "Elternbrief". Die Zeit lief davon. s.suennen@volksfreund.de

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