Im musealen Staub gewischt

Eine Debatte über Aufgaben und Inhalte des Georg-Meistermann-Museums sollte der Wittlicher Stadtrat führen. Mehrheitlich steht er grundsätzlich zum Museum. Gefordert wurde aber von der CDU ein Jahresbericht des Kulturamtsleiters über Publikationen, deren Verkäufe, Erlöse, Führungen und eine Besucherstatistik über Gruppen und Einzelbesucher. Außerdem soll künftig über die Jahresplanung informiert werden.

Wittlich. Das Museum nebst Galerie ist im Alten Rathaus untergebracht und trägt den Namen Georg Meistermanns (1911 bis 1990) seit 1994. Die Einrichtung führt Kulturamtsleiter Justinus Maria Calleen. Beide, Haus und Herr, gerieten wegen der Ausstellungspolitik in die Kritik. Der Kulturamtsleiter verweist zwar auf den "Leuchtturm-Effekt" der Einrichtung, doch der bleibt nicht belegbar. Besucherzahlen gibt es keine. Und als die CDU im Stadtrat eine Liste mit Ausstellungswünschen öffentlich machte, löste sie eine Debatte darüber aus, was überhaupt im Museum gezeigt werden könne, ohne das Ansehen Meistermanns zu beschädigen. Auch ging es darum, ob nicht in die Freiheit der Kunst eingegriffen werde, wenn man Ausstellungsvorschläge mache, darüber dürfe allein der Kulturamtsleiter entscheiden. Und unter anderem war zu hören, die Arbeiten des verstorbenen heimischen Bildhauers Hanns Scherl seien nicht würdig im Georg Meistermann Museum gezeigt zu werden. Das löste Empörung aus. Es folgte eine erbitterte Debatte, jedoch keine klare Stellungsnahme der Kommunalpolitik und Verwaltung das Konzept des Museums und des Kulturamtsleiters betreffend.Kein Beschluss und manche Anregung

Deshalb forderten die Grünen im Stadtrat, man solle grundsätzlich über die Inhalte und Aufgaben des Georg-Meistermann-Museums im Rat diskutieren. Dazu hat Kulturamtsleiter Justinus Maria Calleen ein Konzeptionspapier erarbeitet, in dem er mehr Geld und mehr Personal fordert.Dazu wurde im Stadtrat so gut wie gar nichts gesagt. Auch wurde kein Beschluss gefasst, wie es die SPD forderte, der "davor graute", die Diskussion wieder in den Kulturausschuss zu verlagern, wie Joachim Gerke formulierte. Mehrheitlich wurde betont, dass man grundsätzlich zum Georg Meistermann-Museum stehe und auch gesagt, dass sich Wittlich eine facettenreiche Kulturförderung leiste, wie keine vergleichbare Stadt. Das kritisierte die FWG, die forderte, über die Kosten müsste einmal gesprochen werden. Die CDU wünscht einen Jahresbericht und eine Jahresplanung, und wies darauf hin, dass bis auf die kritisierten Ausstellungsvorschläge der CDU noch niemand dem Kulturamtsleiter "in irgendeiner Form hineingeredet habe". Gefordert wurde auch eine Klärung, was eigentlich das Georg-Meistermann-Museum, was die städtische Galerie und was das Alte Rathaus sei. Unklar scheint auch manchem Ratsmitglied, was zur Heimat- und Regionalkunst zu zählen ist und deshalb nicht im Museum gezeigt werden soll. Albert Klein, erster Beigeordneter, der die Sitzung leitete, schloss die Debatte mit dem Hinweis, dass nun "wie besprochen der Kulturausschuss sich nochmals damit befasst." Er hatte zuvor den abwesenden Bürgermeister zitiert, der wünsche, dass die Anregungen aus dem Rat aufgegriffen werden und in ein Konzept einfließen sollen, das sich mit dem Georg-Meistermann-Museum und der generellen Kulturarbeit von Stadtbücherei bis Vereinsarbeit beschäftigt. Meinung Seltsame Tabu-Zone Könnte man das Museumskonzept verbessern? Wie kann die Präsentation attraktiver werden, damit mehr Menschen kommen? Darüber denkt womöglich der Ausschuss nach. Naturgemäß ist es vorbildlich, wenn Wittlich Steuermittel in die Kultur investiert und einen kostenlosen Museumsbesuch ermöglicht. Doch gut gemeint ist noch lange nicht gut gemacht. Übrigens gilt nicht: Wo kaum jemand hingeht, wird herausragende Kunst geboten. Allerdings gibt es ja keine Zahlen. Wittlich hat ein großes Potenzial. Was wird tatsächlich damit gemacht? Der Umgang mit Kunst ist keine statische Angelegenheit. Was vor über zehn Jahren gut war, kann durchaus heute verbessert werden. Nicht ein Bekenntnis zu Georg Meistermann, sondern Inhalte und Aufgaben des Museums waren Thema. Die sind im Rat wohl eine Tabu-Zone. s.suennen@volksfreund.deEXTRA Der Künstler Georg Meistermann erhielt in Wittlich nach dem Krieg einen großen Auftrag: Er schuf die drei Kirchenfenster in St. Markus. 1949 waren sie fertig. Dann arbeitete der gebürtige Solinger an den Fenstern im Alten Rathaus mit den vier Apokalyptischen Reitern: Sieger, Krieg, Hunger und Tod. Sie wurden 1954 enthüllt. 1994 wurde in diesem Haus auch das Georg-Meistermann-Museum festlich eröffnet, das neben den Apokalyptischen Reitern aufgrund einer Schenkung weitere Glasarbeiten, Gemälde, Zeichnungen des Künstlers zeigt. Das Museum beherbergt außerdem eine städtische Galerie, die unter der Regie des Kulturamtsleiters Justinus Maria Calleen, übrigens Enkel Meistermanns und auch mit dessen Nachlass betraut, drei Wechsel-Ausstellungen jährlich präsentiert. Derzeit ist Fotokunst von August Sander zu sehen.

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