Maria Thul singt seit 70 Jahren

Wenn Kirchenchöre ihr Gründungsjubiläum feiern, dann nehmen in der Regel keine Gründungsmitglieder an den Feierlichkeiten teil. Beim 1939 gegründeten Kirchenchor Wengerohr ist das anders. Maria Thul ist schon seit 70 Jahren dabei.

Wittlich-Wengerohr. Seit 70 Jahren singt Maria Thul, geborene Orth, beim Kirchenchor Wengerohr mit. Alleine das ist eine außergewöhnliche Leistung. Hinzu kommt, dass sie noch im Gründungsjahr dem Chor beitrat. Als Dank wurde sie kürzlich zum Ehrenmitglied ernannt.

Außergewöhnlich ist auch, dass der Chor sein Gründungsjahr exakt angeben kann. Das liegt daran, dass Wengerohr bis 1953 keine eigene Pfarrei war, sondern Filiale von Bombogen und daher keinen Chor besaß. Dennoch wurde der Chor 14 Jahre vor der Einrichtung der Pfarrei Wengerohr ins Leben gerufen. Denn in den 20er Jahren hatten die Steyler Missionare das Missionshaus St. Paul bei Wengerohr gegründet. Es bahnte sich eine geistige Verbindung zu den Patres vom Missionshaus an, die trotz zwischenzeitlicher erfolgter Auflösung bis heute hält.

Pater Franke, der den Pfarrer von Bombogen beim Gottesdienst in der Johanneskapelle in Wengerohr häufig vertreten musste, wandte sich an die Familie Matthias Orth mit der Idee zum Aufbau eines Chores. Gretel Orth begeisterte ihre Schwester Christine und ihren Bruder Josef, ebenso Magdalena Marx, Maria Neumann, Irmgard Thul, Maria Röder und Elfriede Stroh.

Weihnachten 1939 trat der junge Damenchor erstmals auf und sang in St. Paul voller Stolz mehrere Weihnachtslieder. Sogar eine Knabenstimme war dabei, die von Josef Orth. Mit Freude wurde der Gesang aufgenommen, so dass sich nach Weihnachten der Chor vergrößerte.

So kam auch Maria Thul dazu, damals ein elfjähriges Mädchen. Sie ist begeistert, wenn sie aus den Anfangsjahren spricht: "Mir hatten Spass jehatt wie vareckt - uns hat es Spaß gemacht wie verrückt."

Die Leitung lag bei Pater Franke. Als dieser als Sanitäter in den Krieg ziehen musste, übernahmen seine Mitbrüder den Taktstock. Für die jungen Damen war es manchmal beschwerlich, den Weg zum außerhalb von Wengerohr gelegenen Missionshaus zu den Proben zu gehen, denn gegen Ende des Krieges war Wengerohr oft Bombenangriffen ausgesetzt. Dass dennoch viel geleistet wurde, beweist die dreistimmige Messe von "Palestrina", die Ostern 1944 gesungen wurde.

Im November 1945 regte Missionshausrektor P. Baumanns an, den Frauenchor durch Männerstimmen zu ergänzen. Weihnachten 1945 trat der gemischte Chor erstmals auf. 1953 konnte das neue Wengerohrer Gotteshaus in dem zur Pfarrei erhobenen Ort geweiht werden. Der Kirchenchor sieht sich als Urzelle der Pfarrei, aus der sich das Leben der jungen Gemeinde entwickelte und zur Entfaltung kam. Bis 1970 stieg die Zahl der Chormitglieder auf 30 an. Es wurde zusätzlich zum Gesang auch Laientheater aufgeführt. Der Chor blühte und konnte sich an siebenstimmige Werke wagen wie das "Ave Maria" von Bruckner. Mittlerweile waren es Wengerohrer Männer, die den Chor dirigierten. Seit 1999 steht der Kirchenchor Wengerohr unter der Leitung von Gabriela Schwabauer aus Belingen. Den 19 aktiven Mitgliedern macht es Freude, neben traditioneller Chormusik auch moderne Lieder in schwungvollem Rhythmus zu interpretieren.Extra Kirchenchor Wengerohr: Gründungsjahr: 1939 Präses: Pfarrer P. Thomas Barton 19 aktive Sängerinnen und Sänger Chorleiterin: Gabriela Schwabauer Ehrenvorsitzender: Ewald Kiewel Ehrenmitglied: Maria Thul Kontakt: Valeria Zdrallek, Telefon: 06571/3222; Maria Thul, 06571/7657; Anni Kerpen 06571/6381. Proben: einmal wöchentlich, Mittwochabend (ger)

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