Mattheiser, Trierer und Säubrenner

WITTLICH. Ob beruflich oder in der Politik: Hans-Günther Heinz hat sich einen guten Namen in Wittlich und Wittlich einen guten Namen nicht nur in Mainz gemacht. Die Stadt dankte ihm mit der Ehrenbürgerschaft, denn längst ist der gebürtige Trierer einer der bekanntesten Säubrenner.

"Guten Tag, Herr Heinz!"- Beim kleinen Stadtrundgang fliegen dem Ehrenbürger viele freundliche Grüße zu. Kein Wunder.Er ist nicht nur seit 1955 als Geschäftsmann in Wittlich präsent. Von 1964 bis 1999 war er für die FDP im Stadtrat und 18 Jahre im Mainzer Landtag, dessen Vizepräsident er von 1987 bis 2001 war. Gemeinsam mit Wilhelm Schrot wurde er vor zwei Jahren mit der Ehrenbürgerschaft der Stadt ausgezeichnet.

An der Stadtmühle und neben Wilhelm Schrot

Das hätte sich der gebürtige "Mattheiser" aus Trier sicher nicht träumen lassen, als er 1955 in der Trierer Straße sein Geschäft eröffnete. "Damals gab es die Stadtmühle noch, und Wilhelm Schrot war mein Nachbar", erinnert sich Hans-Günther Heinz. Und damals ist er noch mit der Bahn nach Wittlich gereist, um zu prüfen, ob es stimmt, was er in einer Umfrage der IHK und des Einzelhandelsverbands 1954 erfahren hatte: Wittlich sei ein zukunftsträchtiger Standort im Regierungsbezirk. "Da habe ich mir das mal angeschaut und hier meine ersten Gehversuche gemacht", erinnert er sich.

Dass Wittlich auch 50 Jahre später zukunftsträchtig geblieben ist, daran hat er selbst als rühriger Politiker mitgewirkt. Beim ersten Stadtspaziergang vor einem halben Jahrhundert führte ihn die Burgstraße zum Alten Rathaus am Markt. "Das hat mir schon damals imponiert. Und ich habe gedacht: ,Da wirst Du Dich irgendwie betätigen´". Als er nun an den Griff der reich geschnitzten Holztür des historischen Gebäudes fasst, meint er: "35 Jahre bin ich hier mit Begeisterung reingegangen und die Treppen hoch gestiefelt." In der Neustraße kommentiert der 73-Jährige dann: "Was hatten wir hier früher für sehr interessante Einzelhandelsgeschäfte! Hier saß auch mein bedeutungsvollster Wettbewerber, Möbel Zimmermann, sehr seriös!" An den Widerstand einiger Geschäftsleute in der Burgstraße, Fußgängerzone zu werden, kann er sich noch gut erinnern. Auch an den Wunsch, nach der einjährigen Testphase autofrei zu bleiben.

Und wie findet sich der passionierte Autofahrer Heinz in der Stadt zurecht?: "Ich überlege immer: ,Wo willst du hin, und wie fährst du am besten, um am schnellsten durchzukommen.'" Wer weiß, vielleicht hätte die "gestorbene FDP-Idee" nach einer ergänzenden "Nord-Tangente" die Wegeführung verbessert? Diese kommunalpolitische Forderung konnte die FDP, die nie auf Mehrheiten zählen konnte, nicht durchsetzen. "Manchmal wurden wir erst überstimmt und unser Vorschlag später von den größeren Fraktionen übernommen. Das ist nun mal so", sagt Hans-Günther Heinz. Er setzt sowieso auf die hohe Kunst der Diplomatie: "Ideen haben, die im vertrauten Kreis erörtern, dabei moderat und kompromissbereit sein", nennt er als Erfolgsrezept und: "Ständige Kontaktpflege ist wichtig, und nicht erst dann aufwachen, wenn man Wünsche und Forderungen hat. Das ist das A und O."

"Gibt es für Dich nur noch Wittlich?"

So hat er seine Wahlheimat auch in Mainz ins Spiel gebracht. "Gibt es für Dich nur noch Wittlich?" - Das sei er oft im Landtag gefragt worden. Jetzt ist er stolz auf die vielen Fördermittel des Landes, die auch durch sein politisches Engagement in die Kreisstadt geflossen sind. Er bedauert, dass heute die Wege so lang sind: "Damals hat Brüderle gesagt, dass man 20 Jahre vom Grundsatzbeschluss bis zur Baumaßnahme braucht. Heute dauert das noch länger!"

Bei vielen von der Politik getragenen Beschlüssen für die Stadt hat er mitgewirkt, zu vielen, die noch aktuell sind, weiß er kenntnisreich zu erzählen vom Projekt Rathausneubau bis zum Vorhaben B 50 neu. Doch was beschäftigt ihn privat? Selbst da bleibt das Politische sein Steckenpferd: "Ich lese gerne Biografien. Als nächstes werde ich natürlich die von Gerhard Schröder kaufen." Und er ist begeisterter Autofahrer. Sein Nummernschild A 1, ist übrigens kein politisches Statement. Hans-Günther Heinz lacht: "Damit hat mich mein Autohändler überrascht. Ich wusste nichts davon."

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