Mit José Carreras auf einer Bühne

Morbach-Gonzerath · Das reichhaltige Musikleben Bulgariens hat Familie Rizov gegen Gonzerath getauscht. Der Grund dafür ist die 30-jährige Tochter, die hier aufgrund einer Behinderung bessere Möglich keiten findet.

 Youri Rizov und seine Frau Daniela leben derzeit in Gonzerath und würden gerne mehr Menschen an ihrer Musik teilhaben lassen. TV-Foto: Christina Bents

Youri Rizov und seine Frau Daniela leben derzeit in Gonzerath und würden gerne mehr Menschen an ihrer Musik teilhaben lassen. TV-Foto: Christina Bents

Foto: Christina Bents (chb) ("TV-Upload Bents"

Morbach-Gonzerath "Vielfältig ist das Musikleben in Sofia, an jeder Ecke wird Musik gemacht, wir haben moderne Konzertsäle und in den Cafés hört man Lieder." Daniela Rizova strahlt, wenn sie davon erzählt. Jetzt lebt die 57-jährige Solo-Violinistin, die in Sofia an der Musikhochschule studiert und in der dortigen Philharmonie gespielt hat, mit ihrem Mann, der an der Nationaloper in Sofia Hornist war, in Gonzerath. Mit dabei ist ihre Tochter, wegen der sie nach Deutschland gekommen sind. "Sie hat eine Behinderung und hier in Deutschland sind die Möglichkeiten für sie besser als in Bulgarien", erklärt Rizova, die sich für ein Jahr von der Philharmonie hat beurlauben lassen. Jetzt wollen sie und ihr Mann in der Region musizieren.
"Wir üben jeden Tag, aber es ist nicht einfach, hier Konzerte geben zu können", erklärt Daniela Rizova. Bisher haben sie zwei in der vollbesetzten Rachtiger Kirche mit dem Organisten Josef Thiesen gegeben. "Die Leute waren begeistert, die Kombination von Horn, Violine und Orgel haben viele noch nicht gehört. Es klingt sehr klar und melodisch", so Rizova.
An Ideen mangelt es den beiden nicht. "Es gibt in Bernkastel-Kues so viele Touristen, da könnte man einiges machen, aber es fehlen uns noch die richtigen Ansprechpartner", so die Violinistin, die wegen der schönen Violin-Solostücke am liebsten Mozart, Beethoven und Brahms spielt. In Bad Reichenhall und Bad Wildungen hat Daniela Rizova während der Saison kleine Konzerte gespielt. Dabei hat sie viel Erfahrung gesammelt, Kontakte geknüpft, Freunde gefunden und Deutsch gelernt. Die Musik hat das Ehepaar schon in viele Länder der Welt gebracht, unter anderem nach Brasilien. Dort haben sie in Manaus in der Philharmonie gespielt und Aufnahmen fürs Radio gemacht. Ihr Mann kommt aus einer Musikerfamilie. Sein Vater war ebenfalls Hornist. "Da war für mich klar, ich will Horn spielen, und es hat gut funktioniert", so der 58-Jährige. Daniela Rizovas Lehrerin hatte das Talent ihrer Schülerin erkannt. "Sie hat zu unserer Mutter gesagt, die Töchter seien sehr musikalisch. Ich bin ihr bis heute dankbar, dass sie meine Liebe zur Musik entdeckt hat. Meine Schwester ist übrigens auch Violinistin", berichtet sie. Dass sie einmal mit José Carreras und Placido Domingo auftreten würde, hat sie sich damals nicht träumen lassen. "Die beiden waren in Bulgarien und sind in der Philharmonie aufgetreten. Das war ein sehr besonderes Ereignis mit ihnen die Bühne zu teilen", erinnert sie sich.
Bulgarien, erzählt sie, sei auch bekannt für seine Volksmusik und für seine eigenen Tänze, die spezielle Sprünge beinhalten. Dort konnten sie von ihrem Musikerlohn leben. "Es hat gereicht", sagt sie. Aber für die behinderte Tochter hat sie dort kaum Zukunftsperspektiven gesehen. "Hier kann sie beim DRK arbeiten. Menschen haben uns Mut gemacht, hierher zu kommen", sagt sie.
Jetzt wollen sie erst einmal Kontakte zu anderen Musikern oder Konzertveranstaltern knüpfen, damit sie weiter Musik machen können. Zudem fehlt ihnen ein Klavier zum Üben. Das wollen sie sich vielleicht demnächst anschaffen, denn "ohne die Musik könnte ich nicht leben", sagt Daniela Rizova.

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