Verzweifelter Kampf gegen die Fluten

Von einer dramatischen Mosel-Überfahrt berichten historische Aufzeichnungen des früheren Postamtes in Neumagen. Die Geschichte spielt sich im Frühjahr 1903 ab: Bei einer nächtlichen Fährfahrt treibt die Postkutsche ab. Zwar entkommen die Passagiere, doch der Fährmann stirbt und die Kutsche versinkt in der Mosel.

Hetzerath/Neumagen. In den ehemaligen postgeschichtlichen Aufzeichnungen des früheren Postamtes Neumagen befand sich ein Schriftstück, das den Untergang der Hetzerather Postkutsche in der Mosel bei Neumagen-Dhron schildert. Grund war das Moselhochwasser infolge der Schneeschmelze im Frühjahr 1903.

Hetzerath war Bahnstation für Neumagen. In Hetzerath trafen die für Neumagen bestimmten Briefe und Pakete per Bahnpost ein. Mittels einer Postkutsche, die von dem Privat-Fuhrunternehmer Nikolaus Krames (Hetzerath) mit seinen Pferden gezogen wurde, erfolgte der Transport dieser Sendungen und auch von Passagieren nach Neumagen. Täglich um Mitternacht startete die Fahrt an die Mosel. Dort wurde die Kutsche samt Pferden auf die Fähre nach Neumagen verladen, wie das normalerweise jede Nacht geschah. In dieser Nacht zum 7. April 1903 aber war mittleres Hochwasser.

Da geschah es: Plötzlich wurde die Fähre wegen der starken Strömung abgetrieben. Aber Fährmann Hain gelang es, nach wenigen Hundert Metern die Ponte wieder in Richtung Ufer zu steuern. Er erreichte den rettenden Halt einer Einbuchtung.

Währenddessen saßen die ahnungslosen Passagiere in der Kutsche und entstiegen dem Fahrzeug unverletzt. Da die Hetzerather Postkutsche meist hohe Wertgüter mit sich führte, bargen der Postillion und Fahrmann Hain sämtliche Postsendungen und die Pferde. Dann wollten sie auch die Kutsche an Land bringen. Beim Rettungsversuch für die Kutsche gibt es mehrere Versionen über den Ablauf.

Eine davon berichtet: Beim Versuch, die Fähre noch enger an Land zu manövrieren, um die Kutsche zu retten, passierte es: Die Fähre löste sich und wurde augenblicklich von der reißenden Strömung erfasst. Der an Land stehende Postillion konnte noch bis hinunter nach Dhron die Wagenlichter der Kutsche sehen.

Dann verschwanden Fähre und Kutsche in der Dunkelheit. Sie versanken in den Moselfluten. Mit ihnen der Fährmann Hain, der etwa sechs Wochen später bei Bernkastel-Kues tot aus dem Wasser geborgen wurde.

Die Fähre landete in Bremm. Die Postkutsche jedoch war auf Nimmerwiedersehen in der Mosel verschwunden.

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