Vom "Stromvirus" infiziert

Technikfreak Alfred Kremer aus Großlittgen sammelt seit einem halben Jahrhundert aus purer Freude alles, was mit Strom zu tun hat. Mit ebensolcher Freude erzählt der gelernte Elektriker kleine und große Geschichten aus der Entwicklung der Elektrotechnik in der Region.

 Alfred Kremer (rechts) erläutert Gästen seine Exponate aus 100 Jahren Elektrizitätsgeschichte. TV-Foto: Erich Gerten

Alfred Kremer (rechts) erläutert Gästen seine Exponate aus 100 Jahren Elektrizitätsgeschichte. TV-Foto: Erich Gerten

Großlittgen. Alfred Kremer ist nicht auf den Mund gefallen. Oder anders ausgedrückt: Der mitteilsame 69-jährige Rentner kämpft für seine Ideen und nimmt dafür gelegentlich im kommunalpolitischen Bereich auch Unannehmlichkeiten in Kauf.

Für sein größtes Hobby allerdings erntet er Lob von allen Seiten. Seine Sammlung historischer Gegenstände, die in der Eifel im 20. Jahrhundert zur Erzeugung und Weiterleitung von Strom genutzt wurden, findet in Fachkreisen hohe Anerkennung und bei Laien erstaunte Bewunderungsrufe. 33 Jahre war Kremer beim RWE beschäftigt. Die Begeisterung für das Thema Strom wurde ihm in die Wiege gelegt. Kremers Großvater Wilhelm Feuser aus Eisenschmitt war ein Pionier bei der Elektrifizierung der Eifel und führte zusammen mit Claus Molitor bereits 1889 in Eichelhütte/Salm die erste elektrische Anlage der Eifel ein.

Alfred Kremers Heimatort Eisenschmitt war durch die Anstrengungen seines Großvaters bereits 1891 mit Strom versorgt, als die Kreisstadt Wittlich noch nicht daran denken konnte. Wen wundert es, dass auch Alfred Kremer vom Stromvirus infiziert wurde. Seit einem halben Jahrhundert sammelt er alles rund um den Strom.

Gezählt hat er seine Exponate nicht, es mögen mehrere Tausend sein. Da ist alles dabei, vom Amperemeter von 1895, Isolationsmessgeräte von 1906 über Wechsel- und Gleichstromzähler bis zum sogenannten Panzerkasten.

Fachleute bestaunen schon mal seinen Quecksilber-Dampfgleichrichter aus der ehemaligen Holzindustrie Kümmel in Wittlich oder seinen 30 PS-Elektromotor (Schleifringläufer) mit ölgekühltem Schalter aus den 1920er Jahren.

Aber auch für Laien bietet Kremer im Anbau seines Wohnhauses allerhand Interessantes: Drei Dutzend Elektrobügeleisen und elektronische Haar-Föne aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg, außerdem Staubsauger und Elektroherde aus den 50er Jahren.

Der älteste Elektrowasserkocher des Kreises Wittlich aus der Zeit vor 1920 ist ebenso vorhanden wie ein Porzellan-Bügeleisen aus dem Jahr 1910. Vieles stammt aus den Dörfern der Umgebung, manches auch aus Spanien, Luxemburg, Österreich und der ehemaligen DDR. Selbstbewusst betont Kremer: "Es ist alles sehenswert. Und jedes Exponat hat seine Geschichte. Ich sause auf Flohmärkten rum und sondiere." Wichtiger noch: Im Laufe der Jahrzehnte haben ihm 125 Menschen Exponate geschenkt, denen er dafür sehr dankbar ist. Kremers Sammlung ist allerdings kein Museum mit Öffnungszeiten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort