"Was sein muss, muss sein"

Himmerod · Wer Unternehmer ist, darf sich nicht davor scheuen, schwierige Entscheidungen zu treffen. Dass man sich damit nicht nur Freunde macht, weiß auch der Wittlicher Unternehmer Jürgen Bungert, der im Rahmen des Himmeroder Forums für Führungskräfte von seinen Erfahrungen berichtet hat.

 Jürgen Bungert (Dritter von links) erzählt den Teilnehmern des Forums und Moderator Ekkehard Nau (Zweiter von links) vom Alltag in einem Familienunternehmen. Jörn Block (links) hat das Thema erforscht. TV-Foto: Uwe Hentschel

Jürgen Bungert (Dritter von links) erzählt den Teilnehmern des Forums und Moderator Ekkehard Nau (Zweiter von links) vom Alltag in einem Familienunternehmen. Jörn Block (links) hat das Thema erforscht. TV-Foto: Uwe Hentschel

Himmerod. Wer auf der Internetseite des Wittlicher Familienunternehmens Bungert ein wenig in der Historie blättert, erfährt dort beispielsweise, wie 1950 in einem 22 Quadratmeter großen Raum im Haus von Magdalena und Karl Bungert alles anfängt. Wie das Unternehmen stetig wächst, wie Sohn Jürgen Bungert nach seinem Jurastudium 1973 in den elterlichen Betrieb einsteigt oder aber wie 2010 rund 7,5 Millionen Euro in die Modernisierung des Unternehmens investiert werden. Was der Leser allerdings nicht erfährt, ist, dass das Kaufhaus Bungert nicht nur modernisiert, sondern wenig später auch gut 40 seiner mehr als 300 Mitarbeiter entlässt.
"Die Personalkosten waren zu hoch, und die Umsätze waren schleichend zurückgegangen", rechtfertigt Firmenchef Jürgen Bungert die Entscheidung. Auf Einladung des Himmeroder Forums für Führungskräfte sitzt er knapp zwei Jahre später in der Alten Mühle der Abtei Himmerod, um den 25 Teilnehmern von seinen Erfahrungen zu erzählen.
Als Unternehmer kommt er um Entscheidungen nicht herum. Auch wenn man sich vor manchen gerne drücken würde. "Das Schwierige bei uns war, dass wir nur wenig Kräfte hatten, die erst ein paar Jahre im Betrieb waren", sagt Bungert, weshalb sich das Unternehmen auch von langjährigen und treuen Mitarbeitern habe trennen müssen. Letztendlich aber habe der Firmenchef diesen Schritt nicht bereut. "Ich habe mir das Ganze schlimmer vorgestellt." Doch als Unternehmer dürfe er sich bei solchen Entscheidungen ohnehin nicht von Emotionen leiten lassen: "Was sein muss, muss sein."
Dass der Wittlicher Unternehmer diesen harten Schritt gegangen ist, ist nicht selbstverständlich. Schon gar nicht für einen Familienbetrieb. "Generell entscheiden Familienunternehmen anders, da sie nicht nur ein unternehmerisches Ziel, sondern auch ein Familienziel vor Augen haben", sagt Jörn Block von der Universität Trier.
Block, der ebenfalls an der von Ekkehard Nau moderierten Forumsveranstaltung teilnimmt, ist Professor für Betriebswirtschaftslehre. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören Familienunternehmen. Von daher weiß Block, dass in diesen Unternehmen oft Entscheidungen getroffen werden, die aus betriebswirtschaftlicher Sicht die falschen sind.
Statt beispielsweise eine Kooperation mit anderen Unternehmen einzugehen, um sich so auf dem Markt besser positionieren zu können, seien Familienunternehmern die Unabhängigkeit und der "emotionale Wohlstand" oft wichtiger als der wirtschaftliche Erfolg. Und sollten solche Unternehmer dann doch wie im Fall von Jürgen Bungert handeln, so sei das für Familienunternehmen besonders schwierig, erklärt Block: "Sie müssen ihr Gesicht wahren können in der Umgebung, in der sie sich befinden."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort