Wildkatzen bleiben künftig Zaungäste

Rund um die Wildbrücke bei Wittlich wird derzeit an der Autobahn A 1 ein Wildkatzen-Schutzzaun errichtet. Solche Maßnahmen, die helfen sollen, die Beeinträchtigung von Tier- und Pflanzenwelt zu reduzieren, haben ihren Preis. Der Katzenzaun an A 60, B 50 neu und A 1 schlägt zusammen mit der Wildbrücke am Wittlicher Kreuz mit rund 5 Millionen Euro zu Buche.

Wittlich/Salmtal. Wie Hungerhaken sehen die Pfosten aus, die derzeit in Reih und Glied entlang der Autobahn A 1 bei der Wildbrücke am Wittlicher Kreuz stehen. Es sind Pfosten des zukünftigen Wildkatzen-Schutzzauns, der laut Landesbetrieb Mobilität (LBM) Trier nicht nur Wildkatzen, sondern auch Füchse, Dachse, Wildschweine und Rehe sicher zur Wildbrücke geleiten soll.

Wildkatze kann speziellen Zaun nicht überwinden



Der Zaun wird ähnlich aussehen wie die extra für die A 60 entwickelte Umgrenzung. Nach außen hin hat er eine Art Vordach, das den Wildkatzen das Überklettern unmöglich macht. Ein 30 Zentimeter tiefer Untergrabungsschutz hält die Tiere davon ab, sich unter dem Zaun hindurchzubuddeln.

Der Spezialzaun war bei der wenige Jahre alten Autobahn Richtung Liège vorgeschrieben, um die unter Schutz stehende, seltene Wildkatze von dem für sie lebensgefährlichen Überqueren der Trasse abzuhalten. Die A 60 führt durch das wichtigste Verbreitungsgebiet der Wildkatze in Mitteleuropa.

Dort führt zwar auch die A 1 hindurch, doch stammt sie aus Zeiten, in denen solche Schutzvorrichtungen beim Bau von Straßen noch nicht Pflicht waren. Dass die A 1 nun trotzdem ein vier Kilometer langes Stück Katzenzaun erhält, hängt mit dem Bau der Bundesstraße 50 neu zusammen.

Wie die Wildbrücke am Kreuz Wittlich, so ist auch der Katzenzaun eine Ausgleichsmaßnahme für die im Bau befindliche B 50 neu. Und auch an dieser Bundesstraße, die die A 60 mit dem Hunsrück verbindet, sollen 27 Kilometer Katzenzaun errichtet werden. Der Zaun an A 1 und B 50 neu kostet laut LBM 1,5 Millionen Euro. An der A 60 mussten die Straßenplaner bereits 1,5 Millionen in den Katzenzaun investieren. Die Wildbrücke bei Wittlich ist mit rund 2 Millionen Euro zu Buche geschlagen. Ergibt summa summarum 5 Millionen Euro, um die Beeinträchtigung der Tier- und Pflanzenwelt durch den Straßenbau zu verringern. Kein kleiner Beitrag. Aus Biologen-Sicht dennoch nicht ausreichend. Der Wildbiologe Dr. Mathias Herrmann sagt: "Den Wildkatzenzaun müsste man an der gesamten A 1 nachrüsten." Herrmann hat die Wirksamkeit des Zauns an der A 60 untersucht und gibt dem Bauwerk gute Noten (der TV berichtete).

In Straßenabschnitten mit Zaun kommt lediglich ein Tier alle zehn Kilometer pro Jahr zu Tode. Das kann die Population verkraften. An den Straßenabschnitten ohne Katzenzaun hingegen werden fünf Mal so viele Tiere überfahren. Das bedeutet: Ohne Einwanderung sterben die Wildkatzen in diesen Bereichen aus.

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