Zwei Schüsse und ein Toter

WITTLICH. (noj) Heiter und spannend ging es zu in dem Theaterstück "Revanche", das im Atrium des Cusanus-Gymnasiums in Wittlich aufgeführt wurde. Beide Schauspieler Jochen Senf und Martin Lindow konnten überzeugen und wurden mit viel Applaus belohnt.

Wer in Wittlich ins Theater geht, darf an das Ambiente keine großen Ansprüche stellen. Das Atrium hat den Charme einer Bahnhofshalle, und an den Stühlen hat der Zahn der Zeit schon deutlich genagt. Aber das alles tut dem Vergnügen keinen Abbruch, wenn das Theaterstück gut ist. Und Jochen Senf, - bekannt als Max Palu aus dem Tatort - in der Rolle der Schriftstellers Andrew Wyke und Martin Lindow als Milo Tindle boten beste Unterhaltung. Der erste Akt begann mit einer Konversation, die überaus britisch vornehm, aber vom Inhalt her ziemlich grotesk ist. Denn wer fragt schon höflich beim Ehemann der Geliebten nach, ob man diese heiraten dürfe? Doch aus dieser Unterhaltung entspann sich nach und nach ein perfides Psychospiel, bei dem es zunächst um Versicherungsbetrug geht und schließlich scheinbar um Mord. Im Clownskostüm ums Leben betteln

Dabei wird Milo Tindle nach und nach zur lächerlichen Gestalt und bettelt schließlich mit einem albernen Clownskostüm bekleidet um sein Leben. Dann ein Schuss, und das Publikum geht in die Pause, in der Meinung, dass Wyke seinen Widersacher Tindle getötet hat. Doch im zweiten Akt geht das Verwirrspiel weiter, und es bleibt spannend. Dieses Mal ist es Tindle, der Wyke zum Narren macht. Dieser hatte nur mit Platzpatronen geschossen und muss sich jetzt gegen Verdächtigungen wehren, wirklich gemordet zu haben. Als völlig verschnupfter Polizeikommissar verkleidet, konfrontiert Tindle seinen Widersacher mit immer neuen scheinbaren Beweisstücken, die er wie der Zuschauer wenig später erfährt, selbst platziert hat. Immer neue Wendungen in der Handlung lassen die Zuschauer fast bis zum Schluss im Ungewissen darüber, wer täuscht, wer die Wahrheit sagt und vor allem aber, wer am Ende des Psychospiels als Sieger hervorgeht. Bevor der Vorhang fällt, gibt es noch einen Schuss, und dieses Mal sinkt Tindle wirklich tödlich getroffen zu Boden. "Sie werden eingesperrt, Spiel, Satz, Sieg: Tindle" sind seine letzten Worte, in denen er sich zum Sieger erklärt.

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