Wittlich: Neubaugebiet St. Paul wächst weiter

Wittlich · Auch wenn es vielen Mitgliedern des Bürgervereins zu langsam vorangeht, füllt sich das Neubaugebiet St. Paul mit Leben. 23 von 30 Baugrundstücken für Einfamilienhäuser sind verkauft. Weitere Bewohner beziehen ihre Eigentumswohnungen in dem als Mehrgenerationendorf beworbenen Neubaugebiet.

 Das vermarktete Baugebiet (rot umrandet) des ehemaligen Klosterareals umfasst mehr als sieben Hektar. Foto: Sparkasse Mittelmosel - Eifel Mosel Hunsrück

Das vermarktete Baugebiet (rot umrandet) des ehemaligen Klosterareals umfasst mehr als sieben Hektar. Foto: Sparkasse Mittelmosel - Eifel Mosel Hunsrück

Foto: Sparkasse Mittelmosel - Eifel Mosel Hunsrück

Bohren, hämmern, sägen: Zur Stunde beziehen die Bewohner des zweiten Mehrfamilienhauses ihre Eigentumswohnungen im Neubaugebiet St. Paul. Küchenstudios liefern an – Schreiner bauen Möbel auf: Im Neubaugebiet St. Paul, das als Mehrgenerationendorf beworben wird, zieht langsam Leben ein. „Zu Beginn gestaltete sich die Vermarktung der barrierefreien Eigentumswohnungen in St. Paul etwas zäh“, sagt Norbert Schmitz von der Sparkasse Mittelmosel Eifel Mosel Hunsrück, die mit der Vermarktung des Neubaugebiets beauftragt ist. Mittlerweile käme jedoch nun jeden Tag jemand hereinspaziert, der sich für St. Paul interessiere, sagt Schmitz.Je nach Lage koste eine Eigentumswohnung dort zwischen 2500 und 2800 Euro pro Quadratmeter und damit genau so viel wie im Stadtgebiet.Auch die Investoren hätten ihre Scheu vor dem Projekt auf der grünen Wiese verloren, weiß Schmitz. „Keiner will der Erste sein – aber auch niemand der Letzte.“ Die Vermarktung nehme Fahrt auf. Wo derzeit noch meterhoch das Gras sprießt, wollen Investoren in den nächsten Monaten sechs weitere Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 100 Wohneinheiten hochziehen. Darunter 30 Wohnungen mit Betreuungsangebot. „Dabei geht es im Wesentlichen um Wäsche- und Reinigungsservice sowie das Essen. Den Pflegedienst kann man dazu buchen“, sagt Schmitz. Neben den Mehrfamilienhäusern mit Eigentumswohnungen ist auch ein Wohnpark mit 30 Mietwohnungen in der Planung. „Dort haben die Mitglieder des Bürgervereins Generationendorf St. Paul allerdings zunächst alleiniges Zeichnungsrecht“, sagt Torsten Manikowski, Geschäftsführer der Grundstücksentwicklungsgesellschaft St. Paul, die den Wohnpark baut. „St. Paul entwickelt immer mehr Eigendynamik. Die Anfragen zu Grundstücken und Wohnungen haben deutlich zugelegt. Seitdem die Leute sehen, es wird gebaut, ist auch die Unsicherheit weg“, sagt Manikowski. Die Grundstücksentwicklungsgesellschaft hatte das aufgegebene Kloster-Areal 2010 von den Steyler Missionaren erworben, erschlossen und dafür 30 Millionen Euro investiert. Manikowskis Prognose: „Wir rechnen damit, dass wir in St. Paul in fünf Jahren alle Grundstücke verkauft haben und später dort 400 bis 500 Menschen wohnen.“Einer dieser Bewohner möchte die 71-jährige Elisabeth Schoppe sein. Die pensionierte Lehrerin ist Vorsitzende des Bürgervereins St. Paul, der die Idee des Mehrgenerationendorfes vorantreibt. Schoppe möchte dort eines Tages eine Wohnung mieten. Doch der Wohnpark steht noch nicht. Sie träumt von einer Gemeinschaft zwischen Jung und Alt, die ihrer Meinung nach in St. Paul Wirklichkeit werden soll. „Meine Generation hat noch eine ordentliche Rente. Da ist es nur richtig, dass wir von unseren Finanzen und unserer Energie etwas an die jüngeren Leute abgeben.“ Die 71-Jährige kann sich vorstellen, auf die Kinder fremder Eltern aufzupassen, „wenn mal jemand krank wird“, und mit anderen Senioren Wanderungen unternehmen. Daniela Hees, Mutter von zwei Kindern, hat in St. Paul gemeinsam mit ihrem Mann ein Einfamilienhaus gebaut, in das sie bereits vor wenigen Monaten eingezogen sind. „Ich hoffe, dass ich hier eine Ersatzoma für die Kinder finde und sich das Mehrgenerationendorf entwickelt“, sagt Hees. Kassenwart Heinrich Schmitz ist in diesem Monat als erstes Mitglied des Bürgervereins nach St. Paul in sein neues Einfamilienhaus gezogen. „Die Gemeinschaft wächst, aber es braucht noch etwas Zeit, bis wir hier mit unserer Idee des Mehrgenerationendorfes richtig loslegen können. Es müssen zunächst mal ein paar Leute in St. Paul sesshaft werden“, sagt der 75-Jährige. Vision MehrgenerationendorfAn einem Mittwochnachmittag im Juni schlendert der 70-Jährige Wittlicher Ulrich Nagler über die noch zum größten Teil unbebauten Parzellen des Neubaugebiets. „Ich habe in Wittlich keine altengerechte Wohnung“, sagt Nagler. „Deshalb interessiere ich mich für eine barrierefreie Eigentumswohnung mit Fahrstuhl in St. Paul.“Die ganze Vision des Mehrgenerationendorfes, welche die Vereinsmitglieder haben, stehe und falle mit dem Enthusiasmus der Bewohner, sagt Schoppe. „Wenn niemand bereit ist, ans schwarze Brett zu schreiben, ‚Wir gehen am Sonntag um 9 Uhr wandern‘, dann klappt das auch nicht.“ Die 71- Jährige ist jedoch von der Idee überzeugt. „In St. Paul zu wohnen, wird insbesondere vielen älteren Menschen helfen, ihre Einsamkeit zu überwinden. Wer Lust hat, an unseren Aktionen teilzunehmen, den holen wir gerne ab. Es wird natürlich niemand mit dem Stock geprügelt, wenn er lieber seine Ruhe haben möchte.“

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