Zuspruch, Emotionen und Widerspruch

"Denk ich an das Jugendamt in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht..." Mit diesem Zitat begann Heribert Giebels, ehemaliger Jugendamtsmitarbeiter, Sozialpädagoge und Verfahrenspfleger sein Referat. Eingeladen hatte der gemeinnützige "Interessenverband Unterhalt und Familienrecht" (ISUV). Sein Vortrag löste viel Zuspruch, Emotionen und Widerspruch unter den Anwesenden aus.

Wittlich. (red) Der Referent Heribert Giebels hat von 1980 bis 2003 selbst in einem Jugendamt gearbeitet. Er malte in seinem Vortrag nicht einfach schwarz, sondern attestierte nicht wenigen Mitarbeitern Engagement. Allerdings kritisierte er den Apparat, die unkontrollierte Macht der Jugendämter.

Schon kurz nach dem Inkrafttreten des neuen Kinder- und Jugendhilfegesetzes (KJHG) sei seitens der Kinderkommission darüber diskutiert worden, die Rechtsaufsicht über die Jugendämter auf Fachbehörden der Jugendhilfe zu übertragen und die Jugendämter der Fachaufsicht der Landesjugendämter zu unterstellen. Aber bis heute sei nichts geschehen, sagte Giebels.

Nach seiner Auffassung sollte sich die Qualität und Effektivität des sozialpädagogischen Handelns in den Jugendämtern verbessern, insbesondere viel transparenter werden.

Diese notwendige Kontrolle könne nur durch ein gesichertes Beschwerdemanagement gewährleistet werden. Mangelnde Kontrollierbarkeit und Transparenz seien bundesweit Kritikpunkte an den Jugendämtern. Inzwischen beschäftige sich sogar der Europäische Gerichtshof mit dieser Kritik.

Seine Kritik fasste Giebels in der Aussage zusammen: "Entscheidungen von schicksalhafter Tragweite werden von Behördenmitarbeitern getroffen, die auch bei vorsätzlich verantwortungslosem Handeln nicht haftbar gemacht werden können. Es wird daher wichtig sein, die Diskussion über die Nachvollziehbarkeit von Jugendamtsentscheidungen und gegebenenfalls auch deren Kontrolle im Hinblick auf ihre Rechtmäßigkeit intensiv weiter zu betreiben."

Eine Zuhörerin stellte sich in der lebhaften Diskussion als Sachbearbeiterin des Wittlicher Jugendamtes vor und widersprach dem Referenten sehr heftig. Giebels Darstellung fand jedoch bei den meisten Zuhörern Zustimmung, was diese ebenso heftig kundtaten.

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