17 Festnahmen im Fußballskandal

Trier · Knapp fünf Jahre nach den Wett-Betrügereien um Schiedsrichter Robert Hoyzer droht dem europäischen Fußball ein Skandal ungeahnten Ausmaßes. Rund 200 Partien stehen unter Manipulationsverdacht. In Deutschland sollen Spiele der zweiten bis fünften Liga betroffen sein. Bei Eintracht Trier gibt es keine Anzeichen für Betrügereien.

(bl) „Das ist Wahnsinn. Ich bin geschockt.“ Nicht nur Ernst Wilhelmi, Vorstandsmitglied von Fußball-Regionalligist Eintracht Trier, rieb sich verwundert die Augen, als die Staatsanwaltschaft Bochum und die Polizei erste Ergebnisse ihrer Ermittlungen bekannt gaben.

Demnach stehen in neun europäischen Ländern rund 200 Fußball-Spiele unter Manipulationsverdacht. Festgenomen wurden bislang 17 Verdächtige, 15 davon in Deutschland. Die Betrüger sollen Spieler, Trainer, Schiedsrichter und Offizielle bestochen haben, um Spielausgänge zu beeinflussen. Anschließend hätten die Beschuldigten versucht, hohe Beträge vor allem bei asiatischen Wett-Anbietern zu setzen.

Wahrscheinlich 18 Partien in der Regionalliga manipuliert

In Deutschland sollen neben zwei U-19-Partien vier Spiele der zweiten Bundesliga, drei Spiele der 3. Liga, 18 Partien der Regionalligen und fünf Spiele der Oberligen verschoben worden sein. Hinweise, dass in der Regionalliga auch eine Partie von Eintracht Trier betroffen sein könnte, gibt es für Wilhelmi nicht.

Um Manipulations-Versuche vorzeitig zu erkennen, gibt es in Deutschland seit 2005 ein Frühwarnsystem. Bei den 32 hierzulande ins Visier geratenen Partien gab es keine Warnungen. Partner des Warnsystems ist unter anderem der private Wettanbieter digibet, der seit Anfang 2009 Sponsor von Eintracht Trier ist und über einen Zeitraum von fünf Jahren einen hohen sechsstelligen Euro-Betrag in den Verein investiert. Darüber hinaus ist digibet Privatsponsor von Eintracht-Trainer Mario Basler.

Weltweites Wettsystem setzt deutsches Frühwarnsystem außer Kraft

„Wenn Wetten in Asien platziert werden, kann man das über dieses Warnsystem nicht mitbekommen“, erläutert Günter Boyks, Direktor von digibet Großbritannien. Für Boyks ist es daher ein Trugschluss zu glauben, mit einem Fußball-Wettverbot in Europa das Problem lösen zu können. „Der asiatische Markt ist enorm. Versuche dort, manche Internetseiten für Wetten zu blockieren, blieben ohne Erfolg. Es ist nicht möglich, das Internet abzusperren.“

„Spieler, Trainer oder Offizielle, die sich kaufen lassen, müssten lebenslang gesperrt werden“, sagt Eintracht-Trainer Mario Basler. Die Ermittlungen, die ihren Anfang im November 2008 nahmen, werden noch Monate dauern. Für Peter Limacher, Sprecher der Europäischen Fußball-Union, ist allerdings schon jetzt klar: „Das ist der bisher größte Skandal im Fußball.“

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