"Eddy", der Kapellmeister

Erst Aalen, nun Stuttgart: Edgar Schmitt will sich im Trainer-Geschäft etablieren - mittels Jobs in der dritten Liga.

 „Euro-Eddy“ lacht: Mit den Stuttgarter Kickers gelang dem Eifeler Trainer endlich der erste Saisonsieg. Foto: Markus Ulmer

„Euro-Eddy“ lacht: Mit den Stuttgarter Kickers gelang dem Eifeler Trainer endlich der erste Saisonsieg. Foto: Markus Ulmer

Stuttgart. Es läuft die Schlussphase. Edgar Schmitt tigert entlang der Außenlinie rauf und runter. Immer wieder greift er sich ins Haar. Ein Ausdruck großer Nervosität? "Nein!", widerspricht der aus Rittersdorf (Eifelkreis Bitburg-Prüm) stammende Trainer und Ex-Profi. Engagiert sei er bei der Ausübung seines Jobs, nicht unruhig.

Das Engagement hat sich erstmals ausgezahlt. Im Heimspiel gegen Dynamo Dresden gelingt den Stuttgarter Kickers, Schmitts Club, der erste Saisonsieg in der dritten Liga (2:1). Im 14. Spiel! Die Kickers sind zwar weiter Letzter, aber mit zwei Punkten Rückstand zum ersten Nicht-Abstiegsplatz wieder in Schlagdistanz. Oder "wieder bei der Musik", wie es Schmitt formuliert. "Euro-Eddy", der Kapellmeister.

Schlagartig bekannt wurde der Ex-Spieler des FC Bitburg, FSV Salmrohr und von Eintracht Trier, als ihm als Profi des Karlsruher SC vor 15 Jahren vier Treffer im Uefa-Cup gegen Valencia gelangen (daher sein Spitzname). Nun will er sich auch als Trainer seine Meriten verdienen. Seit rund sieben Wochen betreut er die "Blauen" aus Degerloch.

In einem tiefen Loch hatte er den Club übernommen. Nur ein Punkt nach sieben Spielen stand zu Buche. Weggefährten rieten Schmitt, die Finger vom Angebot zu lassen. Er selbst überlegte auch. Gerade erst war er beim Liga-Konkurrenten VfR Aalen entlassen worden, zudem war er gesundheitlich angeschlagen. Doch Schmitt sagte zu. Warum? "Weil ich selten einen Verein erlebt habe, der in mich so viel Hoffnung setzt."

Vertrag bei den Kickers läuft bis Sommer 2009



Die Hoffnung heißt Klassenerhalt. Eine schwierige Mission. "Wenn wir nicht absteigen, würde die Mannschaft etwas ganz Fantastisches schaffen", sagt Schmitt. Auch, weil der Club den kleinsten Etat aller Drittligisten habe. Der Vertrag des Eifelers bei den Kickers läuft bis Sommer 2009 - im Falle des Klassenerhalts verlängert er sich um ein Jahr. Mit seiner Lebensgefährtin und den beiden Kindern wohnt er weiter in Aalen - wegen der ungewissen Zukunft in Stuttgart. "Ich werde in Aalen natürlich noch oft angesprochen", sagt "Euro-Eddy", der weniger wegen seiner Entlassung beim örtlichen VfR Groll hegt als aufgrund des aus seiner Sicht fahrlässig aus der Hand gegebenen Zweitliga-Aufstiegs in der Vorsaison: "Die Kritik damals am Team und sich hinziehende Vertrags-Verhandlungen mit mir haben Verunsicherung hervorgerufen." Entsprechend nüchtern sieht er dem Spiel der Kickers in Aalen Ende November entgegen. An der Außenlinie wird er aber wieder rauf und runter tigern. wil/jöl

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