Viel Lob, aber keine Punkte

Ulm/Trier · Die Tür zur Aufstiegsrelegation hatte sich noch mal einen Spalt geöffnet. Nun dürfte sie - wenn nicht noch ein Wunder passiert - verschlossen sein. Fußball-Regionalligist Eintracht Trier leckt nach dem 1:2 in Ulm die Wunden.

Ulm/Trier. Paul Sauter ist ein Tausendsassa. Seit Jahrzehnten ist der 65-Jährige im Fußballgeschäft. Beim SSV Ulm ist er derzeit Präsident und Trainer in Personalunion. Der Mann kennt sich aus im Metier und ist um flotte Sprüche nicht verlegen. Nach dem Sieg gegen Eintracht Trier schmierte er den Gästen reichlich Honig um den Mund. "Was Trier an Fußballern hat, ist erste Sahne." Namentlich ergötzte er sich an Akteuren wie Alon Abelski und Steven Kröner. Drittligareife Jungs seien das. Überhaupt sei die Eintracht das beste Team, das sich in dieser Saison im Donaustadion präsentiert habe.
Ob er seinem ehemaligen Schützling Roland Seitz, den er in den 1980er Jahren beim FC Augsburg kurzzeitig als Spieler unter seinen Fittichen hatte, einen Freundschaftsdienst erweisen wollte? Wohl nicht. Aber: Trier kann sich für die Lobeshymne nichts kaufen.
Die 1:2-Niederlage in einem spannenden Regionalligaspiel bedeutet nun wohl endgültig das Aus im Rennen um die Aufstiegsrelegation. Wie in den Partien zuvor gaben die Spieler kämpferisch alles. Doch wie schon bei den Nullnummern gegen den 1. FC Kaiserslautern II und Großaspach fehlte bei mehreren guten Torraumszenen nicht nur das Glück, sondern auch die absolute Zielstrebigkeit. Bei allem Einsatz seiner Vertreter machte sich in diesen Partien das Fehlen von Toptorjäger Chhunly Pagenburg bemerkbar. Er hat das Zeug, den Unterschied auszumachen.
"Der Traum, doch noch die Aufstiegsrelegation zu erreichen, dürfte wohl zerplatzt sein. Da muss man realistisch sein", sagte Eintracht-Trainer Roland Seitz, der nun die volle Konzentration auf das Rheinlandpokal-Finale am 29. Mai beim FSV Salmrohr fordert.
Bis dahin gilt es, das Lazarett zu lichten. Seitz: "Wir müssen zusehen, dass wieder alle Spieler fit werden." In Ulm fehlte neben den Langzeitverletzten (Pagenburg, Thomas Konrad, Mario Klinger, Markus Fuchs) auch Max Watzka (siehe Eintracht-Ecke). In der 51. Minute musste zudem Kapitän Fouad Brighache mit einer Muskelverletzung vom Feld.
Kurz vor Saisonende sieht der Regionalliga-Spielplan nun noch eine englische Woche vor. Das heißt für Trier: zwei Heimspiele binnen vier Tagen. Am Mittwoch kommt 1899 Hoffenheim II ins Moselstadion, am Samstag dann der 1. FC Eschborn.Extra

Erdo feiert Aufstieg: Aus der Ferne bejubelte Eintracht-Winterneuzugang Erdogan Yesil yurt (TV-Foto: Archiv) den Zweitliga-Aufstieg von Arminia Bielefeld. Seine Kollegen gewannen am Samstag ihr Heimspiel gegen Osnabrück mit 1:0. "Leider konnte ich das Spiel nicht live am Fernseher verfolgen, da der WDR in meinem Hotelzimmer nicht eingespeist ist. Ich musste in ein Internetcafé gehen, um die Partie im Livestream zu sehen. Ich hatte Gänshehaut", berichtet Yesil yurt, der von der Arminia an Trier nur ausgeliehen ist. Obwohl er bei den Ostwestfalen nur zwei Kurzeinsätze hatte, fühlt er sich als vollwertiges Teammitglied. "Abends haben mir Spieler Bilder von der Feier am Rathaus zugesandt. Ich war traurig, dass ich nicht dabei war." Das Leihgeschäft mit Trier endet im Sommer. Stand heute zieht es den 19-Jährigen zurück zur Arminia, wo er auf eine neue Chance hofft - trotz des Aufstiegs. "Ich weiß noch nicht, wie Bielefeld mit mir plant. Dass ich in Trier bleibe, glaube ich momentan aber nicht." Watzka im Wartestand: Wegen einer Syndesmoseband-Verletzung war Mittelfeldspieler Max Watzka gegen Ulm außen vor. "Es ist eine Art Zerrung. Die Verletzung ist nicht schwerwiegend, aber schmerzhaft", sagt der 26-Jährige, der hofft, am Samstag gegen Eschborn zurückzukehren. Wo seine sportliche Zukunft liegt, ist offen. Watzkas Vertrag in Trier endet am 30. Juni. "Es gab Vorgespräche, aber noch keine konkreten Verhandlungen." Vorausgesetzt, der Verein will ihn halten, kann sich Watzka einen Verbleib vorstellen - sofern die Perspektive stimmt: "Ich will vorne mitspielen." bl

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