Miezen: 41 Gegentore, eine Rote Karte und weiter kein Punkt

Nellingen · 76 Gegentore und null Punkte nach zwei Spielen: Die Miezen scheinen auch in der 2. Liga nur um den Klassenerhalt zu kämpfen. Beim 29:41 in Nellingen wurde der knappe Kader durch eine Rote Karte weiter reduziert.

Nellingen. 70 Treffer sieht man in einem Frauen-Handballspiel eher selten. Über zu wenige Tore konnten sich die Zuschauer in Ostfildern nicht beklagen. Miezen-Torfrau Jessica Kockler konnte einem dagegen leid tun. 41 Mal musste sie am Samstag hinter sich greifen. Nach zwei Zweitligaspieltagen hat die MJC bereits 76 Gegentore kassiert. Herrscht jetzt schon Krisenstimmung und Katzenjammer beim punktlosen Letzten? MJC-Trainerin Daniela Filip schürt keine Hektik, im Gegenteil: "Wir befinden uns im Aufbauprozess, da muss man Geduld mit der Mannschaft haben", sagte die Rumänin nach dem 29:41 (15:21) beim TV Nellingen.Aber wie konnte es zur zweiten Klatsche innerhalb einer Woche nach dem 21:35 in Neckarsulm kommen? Die Antwort ist simpel: zu wenig Personal. Mit acht Feldspielerinnen (darunter Hannah Sattler, die trotz Bänderriss im Fuß auflief) waren die Miezen in Ostfildern angetreten - und diese Zahl reduzierte sich nach nur 25 Minuten auf sieben: Nachdem sie bereits in der achten und 13. Minute Zeitstrafen erhalten hatte, wurde Abwehrchefin Linsey Houben nach der dritten Strafe mit Rot auf die Tribüne verbannt - der Knackpunkt, zu diesem Zeitpunkt stand es erst 13:17 aus Sicht der MJC.Kurzer Prozess

Somit fehlte Houben nicht nur in der Defensive, der Trie rer Rückraum musste die weiteren 35 Minuten durchspielen, weil es keine Wechselalternative mehr gab. Caroline Thomas, Lucia Weibelova und Joline Müller waren auf sich alleine gestellt. Und die Hornets aus Nellingen machten kurzen Prozess mit den Miezen. Halbzeitübergreifend entschieden sie die Partie mit einer 8:2-Serie zum 25:15. "Bis zur Roten Karte waren wir aggressiv in der Abwehr, haben kämpferisch dagegen gehalten," sagt Filip, die aber mitansehen musste, wie die MJC auseinanderbrach: "Wir kommen schnell an unsere Grenzen, haben wenig Substanz und können nicht mehr zulegen." Vorne wie hinten waren die "letzten Miezen" platt, immerhin hielten sie den Rückstand in den letzten 25 Minuten noch halbwegs im Rahmen. Zweitligareif war dieser Auftritt aber erneut nicht. 15 Müller-Tore

Nach sechs Jahren permanenten Abstiegskampf in der 1. Liga scheint es auch nach dem Abstieg um nichts anderes als den Klassenerhalt zu gehen. Filip stellt sich schützend vor ihr Team: "Man darf nicht vergessen, was für eine Mannschaft wir auf dem Feld haben. Dieses Team hat nichts mit dem Team aus der Vorsaison zu tun."Zumindest eine Neue entpuppt sich als Glücksgriff: Die Saarländerin Joline Müller (22), die vom Oberligisten Zweibrücken kam: 15 Treffer (davon sieben Siebenmeter) steuerte sie in Nellingen bei, erzielte damit im Alleingang über die Hälfte der Trierer Tore und baute ihr Konto nach drei Spielen (inklusive Pokal) auf 34 (!) aus. Aber eine Müller macht eben noch keinen Sommer. Nächsten Samstag folgt die Partie in Beyeröhde, wo man im Pokal mit 24:32 verlor. Dann bleiben zwei Wochen Zeit bis zum ersten Heimspiel. Zeit, um die Mannschaft zu verbessern oder zu verstärken. BPDJK/MJC Trier: Kockler, Leicher - Thomas (2), Sattler (1), Houben (0), Czanik (4), Derbach (2), Müller (15/8), Weibelova (3), Welter (2) - Beste Torschützin Nellingen: Orban-Smideliusz (11/6)

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