Fiesta bei Pep und ein großer Außenseiter

München/Kaiserslautern · Ist es das "Spiel des Jahres" oder doch nur eine Dienstreise in das Unvermeidliche? Fest steht: Der Trip zu den Münchner Bayern hat viele Gesichter für den 1. FC Kaiserslautern. Etliches wird dem pfälzischen Zweitligisten heute Abend im Halbfinale des DFB-Pokals spanisch vorkommen (20.30 Uhr, ARD und Sky).

München/Kaiserslautern. Marc Torrejón ist nicht nur der Chef der Lauterer Abwehr, nicht nur der Kapitän der "Roten Teufel" und ein akribischer Arbeiter. Er ist auch ein in jeder Hinsicht ebenso höflicher wie mutiger Mensch. An seinen Deutsch-Kenntnissen feilt der spanische Defensiv-Künstler Tag für Tag, hat vor Interviews (wenn nötig auch vor laufender Kamera) keine Scheu mehr. Und wenn das Vokabular einmal zur Neige geht, flüchtet er sich auch schon einmal lächelnd ins Spanische. Konversation? No hay problema, kein Problem!
Heute abend wird der 28-Jährige sich zumindest teilweise seiner Muttersprache bedienen können. Mit FCB-Startrainer Pep Guardiola und Javi Martínez trifft Torrejón auf zwei Landsleute, die im Glamourschein der großen weiten Fußballwelt zu Hause sind. Fehlen wird dagegen Thiago Alcantara, der wegen eines Innenband-Teilabrisses im linken Knie wohl bis zum Saisonende ausfallen wird. "Sechs oder sieben Mal", erinnert er sich, habe er gegen Teams gespielt, die Guardiola trainiert habe. "Das waren alles Super-Mannschaften." Im Trikot von Espanyol Barcelona und Santander trat er gegen Guardiolas FC Barcelona mit Messi und Co. an. Ergebnisse? Torrejón lächelt. Vielsagend.
"Viel laufen und gut arbeiten" müssten er und seine Kameraden in der ausverkauften Arena vor 70 000 Zuschauern, um zumindest ein Debakel zu verhindern. Und - wenn es irgendwie geht - möglichst wenig zulassen. "Denn diese Stürmer sind viel schneller und ballgewandter als die Angreifer in der zweiten Liga. Wenn die eine Chance haben, nutzen sie diese zu 90 oder 95 Prozent." Den Schwung von St. Pauli, das Erlebnis des Lucky Punchs in der siebten Minute der Nachspielzeit, wollen sie mitnehmen zum Duell mit der aktuell wohl besten Mannschaft der Welt. Und sich möglichst teuer verkaufen. "Fast 7000 FCK-Fans werden dabei sein und uns unterstützen. Die können wir nicht enttäuschen."
Kein Losglück


Enttäuscht waren die Lauterer Verantwortlichen nur einmal: bei der Auslosung des Halbfinals, das den Gang nach München bescherte. FCK-Chef Stefan Kuntz, damals mit der flapsigen Bemerkung "Frauen und Fußball" in Bezug auf (Un)glücksfee Kirsten Bruhn von seinen Emotionen eingeholt, plädiert dafür, dass in solchen Fällen der Klassentiefere das Heimrecht erhält. Auch in Duellen zwischen erster und zweiter Liga, nicht nur wenn die Profis gegen Amateure antreten.
Und dennoch: Der FCK wird zumindest als finanzieller Gewinner zurück in die Pfalz reisen. Einen Reingewinn von 1,8 bis zwei Millionen Euro bringt dem klammen Zweitligisten das Pokal-Spektakel. Das größere Fassungsvermögen in der Bayern-Arena gegenüber dem Fritz-Walter-Stadion bedeutet auch für den FCK, der unbedingt wieder an die Fleischtöpfe der Bundesliga zurück möchte, erhebliche Mehreinnahmen. Denn Pokal-Gegner teilen sich die Einnahmen.
Und die sportlichen Aussichten des krassen Außenseiters? Wird\'s vielleicht doch was mit dem insgeheim geträumten Vorsatz, dem "Sepp beim Pep" die Lederhosen auszuziehen? "Wenn die Bayern ein bisschen die Tür aufmachen sollten, dann müssen wir bereit sein, den Fuß rein zu stellen." Fast schon kryptisch, wie der Europameister von 1996 die Herkules-Aufgabe der Roten Teufel angeht. Na dann: olé!Extra

Bayern gewarnt: Nach der kräftigen Watschn im Liga-Knaller gegen Borussia Dortmund ist für Bayern München im DFB-Pokal der Einzug ins 20. Endspiel Pflicht. "Wenn wir wie in den letzten drei Spielen spielen, erreichen wir kein Finale", mahnte Trainer Pep Guardiola vor dem Halbfinal-Duell gegen den FCK. Das scheinbar im Vorfeld schon entschiedene Kräftemessen zwischen dem Rekordpokalgewinner und dem Zweitligisten sei für ihn "eine große Leidenschaft", erklärte der Spanier. Den langen Ausführungen verlieh er einen Tag vor dem Spiel mit vielen Gesten Nachdruck. "Ich war noch nicht im Finale in Berlin. Das ist für mich ein kleiner Traum", sagte der 43-Jährige. Kleiner FCK-Mutmacher: 1991 unterlagen die Bayern mit 2:4 nach Verlängerung gegen den damaligen Zweitligisten FC Homburg. Ob der gegen Dortmund mit Wadenproblemen ausgetauschte Manuel Neuer im Tor stehen kann, will Guardiola erst heute entscheiden. dpa

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