Von Uwe, vielen Bällen und einem Rekord

Wittlich · Hans-Peter Ulbricht hat am Wochenende viel zu tun: Der Pächter der Wittlicher Minigolfanlage richtet dann einen Minigolf-Bundesliga-Spieltag aus. Der TV hat ihn vorab besucht und mit ihm über seine Leidenschaft für den "Volkssport" Minigolf gesprochen.

 Er ist vorbereitet auf das Großereignis am Wochenende: Hans-Peter Ulbricht richtet am Sonntag einen Minigolf-Bundesliga-Spieltag auf seiner Anlage in Wittlich aus. Ob der Bahnrekord wackelt? TV-Fotos (3): Marek Fritzen

Er ist vorbereitet auf das Großereignis am Wochenende: Hans-Peter Ulbricht richtet am Sonntag einen Minigolf-Bundesliga-Spieltag auf seiner Anlage in Wittlich aus. Ob der Bahnrekord wackelt? TV-Fotos (3): Marek Fritzen

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Wittlich. Das Gluckern der Kaffeemaschine ist verstummt, der Kaffee ist durchgelaufen. Doch Hans-Peter Ulbricht raucht jetzt erst mal seine Zigarette zu Ende. Er hat keinen Stress. Nicht hier auf seiner Anlage, nicht an diesem kühlen Morgen Anfang Juni, nicht vor dem Großereignis, das da am Wochenende auf ihn zukommt. Während der Regen unaufhörlich auf das Plastikdach über ihm prasselt, zieht Ulbricht genüsslich an seinem Glimmstängel. Dann sagt er: "Ne, an die 27 vom Uwe komme ich niemals ran - ich bin schon froh, wenn ich unter 40 bleibe." Dann nickt er kurz, als wolle er seinem eigenen Satz Nachdruck verleihen, drückt seine Zigarette aus, schiebt den Campingstuhl zurück und verschwindet in der Holzbude hinter ihm.
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Hans-Peter Ulbricht spricht viel über Zahlen, wenn man ihn auf seiner Anlage besucht. Da sind nicht nur die "27 vom Uwe" oder seine "40", da sind auch die schlechten "52 von vor ein paar Wochen" oder die "26" aus dem Jahr 2013. Früher vor seinem Ruhestand, als der 72-Jährige noch im Zigarettengroßhandel tätig war, da hatte er noch nicht so viel mit Zahlen dieser Art am Hut. Doch seit 2011 ist das anders: In jenem Jahr hat er den Minigolfplatz in Wittlich als Pächter übernommen. Seitdem verbringt er jeden Tag zwischen März und Oktober auf "seiner Anlage" direkt neben dem Vitelliusbad. Mit dem Minigolf sind auch diese vielen Zahlen in sein Leben getreten.
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Mit zwei Tassen und einer Kaffeekanne in der Hand kommt Ulbricht nach wenigen Augenblicken zurück aus der Holzbude. Sie steht im Eingangsbereich der Anlage und dient als Kassen- und Verkaufsraum. Während Ulbricht die Kaffeetassen auf dem Tisch abstellt, erzählt er: "Früher hatte ich für Minigolf überhaupt nichts übrig, habe höchstens mal im Urlaub eine Runde gespielt." Erst als er in Rente geht und nach einer neuen Beschäftigung Ausschau hält, erfährt er, dass die Stadt einen neuen Pächter für den Platz im Wittlicher Westen sucht. "Viele machen im Ruhestand ja gar nichts mehr, das wäre nichts für mich. Ich brauche Beschäftigung. Da habe ich mir gedacht: Warum nicht? Das wäre doch was für mich." Also bewirbt er sich mit einem Konzept und erhält prompt den Zuschlag - seitdem betreibt er die Anlage, hegt und pflegt sie, wie man es besser kaum machen kann - ein Beleg für den tadellosen Zustand ist das Großereignis, das da an diesem Wochenende auf Ulbrichts Anlage zu Gast sein wird.
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Ulbricht ist längst kein Anfänger mehr in Sachen Minigolf. Auch wenn er das selbst nie zugeben würde, hat er sich in den vergangenen fünf Jahren eine ziemlich feine Technik zugelegt. Er hat sich mit dem Sport ("natürlich ist das ein Sport, ein Volkssport sogar") identifiziert. Er sagt Sachen wie: "Golf ist nichts für echte Minigolfer." Oder: "Klar, du kannst Minigolf spaßig spielen, aber wenn du es ernst nimmst, dann brauchst du Konzentration, Ausdauer und vor allen Dingen musst du bereit sein, Ratschläge von erfahrenen Spielern anzunehmen." Maßgeblich, so erzählt er, haben ihn Spieler aus Schweich geprägt, die ihm so manchen Kniff beigebracht hätten. Auch in Sachen Ausrüstung kann Ulbricht sich sehen lassen. Maßgeschneiderter Schläger, Ballkoffer mit 50 Bällen - für jede Bahn einen anderen. "Das ist noch gar nichts", sagt er kopfschüttelnd. "Die Profis haben meist 1000 bis 2000 Bälle dabei, wenn sie zu Turnieren fahren." Da sind sie wieder, die Zahlen. Mit Freunden hat der Ruheständler vor ein paar Jahren eine Spielgemeinschaft gegründet. Jeden Monat spielt die Runde eine interne Meisterschaft auf der Anlage in Wittlich aus. "Dabei hat Uwe, einer unserer Mitspieler, letztes Jahr für eine Runde nur 27 Schläge gebraucht." Kann sich sehen lassen bei einer Anlage mit 18 Bahnen. "An solche Werte komme ich niemals ran - vor ein paar Wochen, da habe ich mal 52 Versuche gebraucht, das habe ich gar nicht aufgeschrieben", sagt er mit einem Lachen. "Ich bin meistens froh, wenn ich unter 40 bleibe."
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Der Regen prasselt weiter auf das Plastikdach im Eingangsbereich, wenige Meter neben Bahn eins. Das Wetter passt Ulbricht überhaupt nicht, er hat genug davon. Vor ein paar Wochen nach einem Starkregen ist das Wasser plötzlich aus der Kanalisation gequollen und hat seine Anlage überschwemmt. Die Spuren sind mittlerweile beseitigt. Doch es reicht nun mit dem Regen, wie er findet. Schließlich muss er noch die Hecken schneiden und den Rasen mähen. Es sind Vorbereitungen für das große Event am Wochenende: Da richtet Hans-Peter Ulbricht den Spieltag der 1. Minigolf-Bundesliga-Süd aus. Er hat sich mit seiner Anlage als Austragunsgort beim deutschen Minigolfsportverband beworben und dieser hat seine Anlage für geeignet befunden - eine wahre Auszeichung. Damen und Herren-Teams aus Mainz, Singen, Kehlheim und Bensheim-Auerbach reisen nach Wittlich, um auf Ulbrichts Bahnen den vierten Spieltag auszuspielen. "Das ist schon etwas Besonderes", sagt er stolz und nimmt einen Schluck aus der Kaffeetasse. "Wenn man sieht, mit welcher Technik die zu Werke gehen, dann lässt einen das schon staunen." Die Herren-Teams treten jeweils mit sechs Spielern plus einem Ersatzspieler an, bei den Frauen sind es vier plus eine. "Das geht alles ziemlich professionell zu. Man merkt den Spielern die Konzentration an - viel gelacht wird da meist nicht." Die Bundesligisten tragen pro Saison vier Spieltage aus: einen auf Filzbahnen, zwei auf Miniaturgolfanlagen (Plastik) und eine auf Beton wie jetzt in Wittlich. "Das Schwierigste sind die Filzbahnen", weiß Ulbricht, "weil der Ball dort nicht so leicht rollt".
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Nach einer Stunde lässt der Regen nach. Auf Bahn eins, wenige Meter neben dem Eingangsbereich, stehen allerdings noch immer große Pfützen. Ulbricht schaut genervt: "Bei so einem Wetter hilft der beste Ball nichts, ich hoffe sehr, dass es am Wochenende besser wird. Vielleicht wackelt dann ja auch der Bahnrekord von 26." Da war noch eine dieser Zahlen.

Extra

Von Uwe, vielen Bällen und einem Rekord
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Von Uwe, vielen Bällen und einem Rekord
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Der 4. Spieltag der Minigolf-Bundesliga-Süd steigt am Wochenende auf der Minigolfanlage in Wittlich. Los geht's am Sonntag um 9 Uhr auf dem Gelände direkt neben dem Vitelliusbad an der Himmeroder Straße. Zuschauer sind willkommen. mfr

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