Haftbefehl gegen Saarburger Rettungsleiter

SAARBURG. (wie) Schlimmer Verdacht gegen den Ex-Leiter der Saarburger DRK-Rettungswache: Dem 47-Jährigen wird vorgeworfen, während Einsätzen des luxemburgischen Rettungshubschraubers in Deutschland den Funkverkehr gestört und damit in Kauf genommen zu haben, dass Menschen sterben. Die Staatsanwalt spricht von versuchtem Mord. Angebliches Motiv: Er wollte die Konkurrenz in Misskredit bringen.

Notfall: Verdacht auf Hirnschlag, es geht um Sekunden, ein Notarztwagen würde zu lange brauchen. Die Trierer Rettungsleitstelle fordert den Hubschrauber der luxemburgischen Air Rescue an. Nichts Ungewöhnliches. Seit 2005 fliegen die Helikopter aus dem Großherzogtum auch jenseits der Grenze. Doch schon kurz nach Beginn der Einsätze ist es zu unerklärlichen Störungen des Funkverkehrs mit dem Hubschrauber gekommen – ein minutenlanger Pfeifton machte die Kommunikation unmöglich. Folge: Der Hubschrauber traf bis zu sechs Minuten später als normal an den Einsatzstellen ein; einmal soll der Hubschrauber sogar fast abgestürzt sein (der TV berichtete mehrfach). Im Juni fand die Bundesnetzagentur heraus, dass die Störungen aus der Rettungswache Saarburg kommen. Der damalige Leiter der Wache gerät in Verdacht. Er soll den Funkverkehr gestört haben – aus Rache gegen die Air Rescue, für die er einmal gearbeitet hatte, und die er angeblich im Streit verlassen hat. Und weil er angeblich zeigen wollte, dass der Notarzt der Saarburger Rettungswache schneller an der Einsatzstelle ist als der Hubschrauber aus Luxemburg. Im Sommer wurde er vom Dienst suspendiert. Gestern nun ist nach siebenmonatigen Ermittlungen Haftbefehl gegen den 47-Jährigen erlassen worden, er sitzt in Untersuchungshaft. Versuchten Mord wirft ihm die Staatsanwaltschaft vor. Der Saarburger habe billigend in Kauf genommen, dass Patienten sterben, sagt Chef-Staatsanwalt Horst Roos, der von einem "einmaligen Fall" spricht. Er habe durch Abhören des Funkverkehrs gewusst, dass sich die Patienten in lebensbedrohlichen Situationen befanden. Ein nun vorgelegtes Gutachten weise eindeutig nach, dass in vier Fällen, in denen der Funkverkehr zum Hubschrauber beeinträchtigt war, das Störsignal aus der Saarburger Wache und vom Funkgerät des Beschuldigten gekommen sei, sagt Roos. Zu den betreffenden Zeiten sei der Mann alleine in der Rettungswache gewesen. Bei den vier Einsätzen waren Menschen in Lebensgefahr, zwei hatten einen Hirnschlag erlitten, zwei einen Herzinfarkt. Drei Patienten überlebten, eine Frau ist an den Spätfolgen des Hirnschlags gestorben. Roos schließt derzeit aus, dass der verspätete Hubschraubereinsatz Ursache für den Tod war.Der Beschuldigte bestreitet die Vorwürfe. Seine Anwältin, Ruth Streit, bezweifelt, dass er für die Funkstörungen verantwortlich ist. Sie hat beantragt, den Haftbefehl aufzuheben, es bestehe keine Fluchtgefahr. Der Antrag wurde von der Untersuchungsrichterin abgelehnt.

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