Kinder-Morde schockieren Deutschland

AACHEN/KUSEL. (wie/dpa) Zwei Kinder-Morde schocken die Öffentlichkeit: In Eschweiler bei Aachen ist ein elfjähriger Junge erwürgt worden, nach seiner neunjährigen Schwester wurde gestern Abend noch gesucht. In der Nähe von Kusel erschlugen Unbekannte einen Siebenjährigen. Wie können Eltern ihre Kinder vor Verbrechen schützen?

Die Ermittlungen der Polizei in Aachen laufen auf Hochtouren.Mit einem Großaufgebot suchte sie gestern nach der verschwundenenneunjährigen Schwester des toten Jungen. Rund 400 Polizeibeamtedurchkämmten mehrere Waldstücke in Eschweiler und in derVoreifel. Der elfjährige Bruder war am Montag erwürgt aufgefundenworden. Dennoch gebe es noch Hoffnung, das Kind lebend zu finden,sagte ein Polizeisprecher. "Wenn das Mädchen lebt, läuft uns dieZeit davon. Nachts gibt es Frost, und das Mädchen hat nur einenPullover an." In Schönenberg-Kübelberg (Kreis Kusel) fanden Polizisten in der Nacht zum Dienstag auf einem Schulgelände die Leiche eines siebenjährigen Jungen, der nach ersten Ermittlungen erschlagen wurde. Die Leiche wies starke Schädelverletzungen auf. Der Junge war bei Einbruch der Dämmerung nicht nach Hause gekommen.

Gewaltverbrechen wie diese seien in Rheinland-Pfalz die Ausnahme, heißt es beim Landeskriminalamt (LKA) in Mainz. Derzeit gelten acht Kinder im Land als Langzeitvermißte, sie sind teilweise schon mehrere Jahre verschwunden. Der älteste Fall stammt aus dem Jahr 1974, der jüngste wurde im vergangenen Mai gemeldet. Die Kinder waren bei ihrem Verschwinden zwischen zwei und 13 Jahre alt. Nur bei zweien geht die Polizei aber von Gewaltverbrechen aus. Bei dem Fall aus dem Jahr 1974 konnte sogar der Täter ermittelt werden. Allerdings wurde, so LKA-Dezernatsleiter Gerhard Görgen, nie eine Leiche gefunden. Insgesamt werden nach Angaben der bundesweiten Elterninitiative "Vermisste Kinder" jährlich rund 35 000 als vermisst gemeldet. Etwa 90 Prozent davon tauchen laut LKA nach ein paar Tagen wieder unversehrt auf.

Nach Schätzungen des Polizeipsychologen Adolf Gallwitz verschwinden pro Jahr aber bis zu 50 Kinder, die nicht mehr gefunden werden, viele seien vermutlich Opfer von Gewaltverbrechen. Er rät Eltern, offen mit ihren Kindern über solche Gewalttaten zu reden und ihnen die Gefahren bewusst zu machen. Einen absoluten Schutz gebe es aber nicht. Gallwitz warnt vor einer Verschärfung des Strafrechts für Gewaltverbrechen an Kindern: "Härtere Strafen beruhigen nur das Volk, verhindern aber kein einziges Verbrechen."

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