Schlechte Zahlungsmoral ruiniert Firmen

BERLIN/TRIER. (hw/has) Die Pleitewelle rollt weiter. Neben der Konjunkturschwäche sind daran säumige Gläubiger schuld. "Die Zahlungsmoral ist so mies wie nie", sagt Handwerkspräsident Dieter Philipp . Die Handwerkskammer Trier (HWK) sieht in der Region 2000 Arbeitsplätze gefährdet.

Ulf Giebel, Vorstandssprecher des Bundesverbandes Deutscher Inkasso-Unternehmen (BDIU), rechnet vor: Jede Minute verliere in Deutschland wegen einer Firmenpleite jemand seinen Job. Alle fünf Minuten müsse ein Gericht über eine Insolvenz entscheiden, der volkswirtschaftliche Gesamtschaden der Rekordzahl von 40 000 Unternehmenspleiten 2003 belaufe sich auf 35 Milliarden Euro. "Das ist so, als würden jedem Erwachsenen 500 Euro aus dem Portemonnaie genommen", so Giebel. Der BDIU und der Zentralverband des deutschen Handwerks (ZDH) sind sich sicher, was neben der anhaltenden Konjunkturflaute Hauptursache für die Pleitewelle in der Republik ist: die miese Zahlungsmoral. Dies belegen auch Zahlen aus der Region Trier. Die Handwerkskammer Trier (HWK) geht davon aus, dass allein regionale Handwerksbetriebe jährlich auf Forderungen von rund 60 Millionen Euro sitzen blieben. HWK-Hauptgeschäftsführer Hans-Hermann Kocks: "Verspätete Zahlungen, Forderungsausfälle und die daraus resultierenden Insolvenzen bedrohen im Handwerkskammerbezirk Trier 2000 Arbeitsplätze." Die Situation hat sich auch nicht durch das erst vor drei Jahren verabschiedete Gesetz zur Beschleunigung fälliger Zahlungen verbessert, sagen die beiden Verbände BDIU und ZDH. Die Gesetzeslage, so Handwerks-Präsident Dieter Philipp, mache es nach wie vor einfach, "Handwerker auf ihren Forderungen sitzen zu lassen". Anscheinend hat man das aber auch im Bundesjustizministerium gemerkt, denn inzwischen wurde eine Bund-Länder-Kommission "Zahlungsmoral" eingesetzt. Michael Conen, Schlossermeister aus Prüm, hat in den vergangenen Monaten leidvolle Erfahrungen gemacht: "Ich habe bei vier Firmen, die in Insolvenz gegangen sind, noch Außenstände zwischen fünf und 20 000 Euro." Die Zahlungsmoral der Firmen habe stark nachgelassen. "Man muss lange auf sein Geld warten, wenn es überhaupt kommt", sagt Conen. Auch die öffentliche Hand und Privatpersonen zahlen immer zögerlicher.Ein Reifenhändler aus der Region beklagt sich, dass ein Kunde erst Monate später die Winterreifen zahlte- nachdem er sich bei dessen Chef beschwert habe.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort