Trierer Anwalt muss auf die Anklagebank

TRIER. (sey) Einmaliger Fall in der Trierer Rechtsgeschichte: Die Staatsanwaltschaft hat den alt eingesessenen Trierer Rechtsanwalt Paul Greinert angeklagt, weil er eine Zeugenaussage manipuliert haben soll. Außerdem habe der 74-Jährige einen Richter beleidigt. Greinert weist die Vorwürfe zurück.

So ein Spektakel hat die alt ehrwürdige Trierer Justiz noch nicht oft erlebt. Die Staatsanwaltschaft hat den Anwalt Paul Greinert wegen versuchter Strafvereitelung, Beihilfe zur falschen uneidlichen Aussage, versuchter Anstiftung zur uneidlichen Falschaussage und Beleidigung angeklagt. Höchststrafe im Fall einer Verurteilung: knapp vier Jahre Gefängnis.Hintergrund der Auseinandersetzung zwischen dem renommierten Trierer Juristen und der Staatsanwaltschaft ist der derzeit laufende Prozess gegen einen 43-jährigen Landwirt aus der Nähe von Wittlich. Der Mann wird beschuldigt, seine ehemalige Lebensgefährtin misshandelt und von der Straße abgedrängt zu haben.

Ein als Zeuge geladener Kölner Privatdetektiv hatte den Angeklagten zunächst entlastet, später jedoch eingeräumt, falsche Angaben gemacht zu haben. Die will er mit Greinert, einem der ehemals drei Verteidiger des Landwirts, abgestimmt haben. Eine Aussage, die Paul Greinert energisch bestreitet. Er habe nie eine Zeugenaussage manipuliert, sagt Greinert, der Detektiv sei unglaubwürdig.

Die Trierer Staatsanwaltschaft sieht dies anders. Nach dem Schwindel-Geständnis des Zeugen ließ sie unter anderem Greinerts Büro durchsuchen und beantragte den Ausschluss des Anwalts aus dem laufenden Verfahren. Greinert legte daraufhin das Mandat im Prozess gegen den Landwirt freiwillig nieder. Danach allerdings attackierte Paul Greinert massiv die Trierer Staatsanwaltschaft, die ihn "mit Verbissenheit" verfolge, weil er den Anklägern "einfach zu unbequem" sei.

Nach der gestern bekannt gewordenen Anklage legte Greinert nach: "Ich sehe dem Prozess gelassen entgegen", sagte er dem TV. Die Anklage sei eine "Retourkutsche für die Schlappen", die er der Staatsanwaltschaft in den letzten Jahren zugefügt habe. Die Staatsanwaltschaft habe gegen ihn nichts in der Hand "außer der Aussage eines der bekanntesten Verbrecher von Köln".

Stimmt nicht, kontert Triers Chef-Staatsanwalt Horst Roos. "Es gibt weitere Beweismittel." Auch die anderen Vorwürfe Greinerts seien "abwegig und ohne Bedeutung", sagt Roos.

Der Fall wird demnächst vor dem Landgericht verhandelt.

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