Frühlingserwachen: Besondere Herausforderungen für Autofahrer

Berlin/Hamburg · Der Winter war hart und anstrengend am Steuer: Wenn sich Frost und Schnee verabschieden, atmen viele Autofahrer auf. Nur sollte das nicht dazu führen, die typischen Frühlingsgefahren zu unterschätzen.

Berlin/Hamburg (dpa) Wenn die Sonne zum Frühjahr wieder so stark ist, dass sie den Winter vertreibt, mag mancher Gasfuß wieder entspannter sein. Doch Vorsicht: Auch in der Übergangszeit drohen immer noch Schleuderpartien - vor allem in den frühen Morgenstunden oder dort, wo es noch länger schattig bleibt. Dann können nach frostigen Nächten Straßenabschnitte mit Reif überzogen sein. Und das ist jetzt nicht das einzige Risiko - trotz aller Frühlingsgefühle.
Denn zu diesen Gefühlen kann auch die Frühjahrsmüdigkeit zählen. Sie kann lange Fahrten zur Qual machen und sie schlimmstenfalls böse enden lassen. Gegen hängende Augenlider am Steuer kennt Juliane Zschorlich, ADAC-Verkehrsmedizinerin, aber Tricks. Dazu zählt, den Kreislauf auf Trab zu halten, etwa durch Sport, viel Frischluft oder kalt-warme Wechselduschen. Von zentraler Bedeutung sind regelmäßige Zubettgehzeiten und gesunde Ernährung mit viel Obst und Gemüse.
Außerdem zu vermeiden: "Tiefschlafphasen während des Tages." Eher sollten 10- bis 20-minütige Nickerchen gehalten werden. Eine weitere Frühjahrsgefahr ist der Wildwechsel. Ab März, wenn die Vegetation wieder zu wachsen beginnt, seien die Tiere verstärkt auf Futtersuche, um Reserven aufzubauen, sagt Andreas Kinser von der Deutschen Wildtierstiftung. "Rehböcke grenzen ihre Reviere ab und sind ebenfalls aktiver", so der Experte. Um die typischerweise in der Dämmerung drohende Gefahr zu dämmen, rät Kinser: "Wenn sie zwei reflektierende Punkte - die Augen der Tiere - am Straßenrand sehen, sollten Autofahrer sofort auf die Bremse gehen." Sobald Tiere auftauchen, wird zudem das Fernlicht schnell ausgeschaltet. Wer es anlässt, blendet die Tiere, die dann einfach regungslos stehen bleiben.
Lautes Hupen vertreibt sie in der Regel - nur müssen Autofahrer immer mit Nachzüglern rechnen. Lässt sich eine Kollision nicht vermeiden, sollten Autofahrer versuchen, den Aufprall zu kontrollieren: Lenkrad gut festhalten, geradeaus fahren und mit voller Kraft bremsen. Diese Grundregel anzuwenden, falle vielen Betroffenen in der Gefahrensituation jedoch schwer. Denn sie entspricht nicht der Intuition. "Doch wer ausweicht, gefährdet den Gegenverkehr und riskiert einen Unfall", warnt ADAC-Verkehrsexperte Andreas Hölzel. Der Frühling ist Hochsaison für Pollenflug. Allergiker fahren besser mit geschlossenen Fenstern. Wer Medikamente zur Linderung nimmt, sollte wissen: Viele Präparate machen müde. Verkehrsmediziner raten dazu, sie am Abend einzunehmen, um die Nebenwirkungen etwa während der morgendlichen Fahrt zur Arbeit möglichst gering zu halten. Constantin Hack vom Auto Club Europa (ACE) empfiehlt, den Pollenfilter nach dem Winter zu wechseln. Denn er könne besonders in Mitleidenschaft gezogen worden sein, wenn Salzreste die Filterporen verstopften.
"Im angesammelten Schmutz bilden sich Bakterien, Schimmel und dadurch schlechte Gerüche", ergänzt Vincenzo Lucà vom Tüv Süd. Weitere Folgen können weniger frische Luft im Innenraum und schneller beschlagende Scheiben sein. Allergiker sollten das Interieur, vor allem Polster und Teppiche, häufig reinigen. Frost und Nässe haben oft Risse oder Schlaglöcher in den Straßen hinterlassen, die erst behoben werden müssen. Jederzeit sollten Autofahrer jetzt mit Baustellen rechnen. Und ist die Zeit von Schnee und Eis noch nicht so lange her, droht mit Splitt auf der Straße ein weiteres Risiko. Bei Minusgraden kann er die Glättegefahr schmälern. Doch auf trockener Fahrbahn macht er Bremsmanöver und Kurvenfahrten unsicherer, sagt Hannelore Herlan von der Deutschen Verkehrswacht: "Für PKW-Fahrer wird es schwieriger, das Auto richtig zu halten." Noch größer sei die Schleudergefahr allerdings für Motorradfahrer.

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