Trier Bei unserer Telefonaktion zum Thema "Nesthocker" beantworteten eine Psychologin und eine Sozialarbeiterin die Fragen unserer Leser. Eine Auswahl.Meine Tochter, 26, befindet sich jetzt in der Ausbildung, schließt diese nicht ab, und ihr Vater, mein Ex-Mann, setzt sie nun vor die Tür. Sie kümmert sich um nichts und will wieder bei mir einziehen. Muss ich sie aufnehmen?Christiane Hanke, Psychologin des Kinder-, Jugend- und Familienhilfe Palais e.V. in Trier: Nein. Entwickeln Sie für sich eine klare Haltung, ob Sie dies möchten, und formulieren Sie diese gegenüber ihrer Tochter. Geben Sie Ihrer Tochter die Verantwortung für ihr Leben ab. Damit bekommt sie auch die Möglichkeit, eigenständig Alternativen für ihre weitere Zukunft zu entwickeln. Sie haben ein Recht auf Ihr eigenes Leben. Fällt Ihnen der Abnabelungsprozess schwer, holen Sie sich Hilfe in einer Beratungsstelle.Unser Sohn, 24, hat während des Studiums in einem eigenen Zimmer gelebt, jetzt ist er wieder nach Hause gezogen. Er hat einen Job und plant nun, in eine eigene Wohnung zu ziehen. Aber sein Vater bremst ihn, weil er fürchtet, dass er sich finanziell übernehmen wird.Ute Isselhard-Thinnes, Diplom-Sozialarbeiterin der Lebensberatung des Bistums Trier in Wittlich: Selbstständig zu werden bedeutet, dass man Chancen und Risiken in eigener Verantwortung erprobt. Eltern bleiben wichtige Berater zum Beispiel in allen Bildungs- und Karrierefragen. Gespräche sollten auf Augenhöhe, von Erwachsenen zu Erwachsenen, stattfinden.Ich fürchte, dass meine Tochter nach dem Auszug die Wäsche weiterhin bringen wird, da sie nur wenige Kilometer entfernt wohnt. Kann ich ihr sagen, dass ich das nicht möchte?Ute Isselhard-Thinnes: Schenken Sie Ihrer Tochter, ganz praktisch, eine Waschmaschine und ein Bügeleisen. Und sprechen Sie mit Ihrem Mann, und schlagen Sie ihm vor, dass er Ihrer Tochter einen Akkubohrer schenken soll, damit sie etwa die Bilder aufhängen kann. Damit fördern Sie die Selbstständigkeit und geben die Verantwortung für Tätigkeiten ab, die sie als Eltern vor dem Erwachsenwerden im gemeinsamen Zusammenleben übernommen haben.