Volksfreund-Serie: Die wichtigsten Versicherungen für alle Lebenslagen (Checkliste)

Trier · Was finanziell abgesichert sein muss, ist von Alter und Lebenssituation her unterschiedlich. Und was Pflicht und was Kür ist, ändert sich im Lauf der Jahre. Wir zeigen Ihnen, worauf Sie nicht verzichten sollten und was bei welcher Versicherung zu beachten ist.

Ein Beispiel aus der Praxis: Ein Junge prallt auf dem Gehweg mit seinem Skateboard gegen eine mit Taschen bepackte ältere Dame. Die Frau stürzt zu Boden und bricht sich ein Hüftgelenk sowie den Unterarm. Der Personenschaden inklusive Schmerzensgeld: rund 45 000 Euro. Wäre die Frau noch berufstätig gewesen, hätten Einkommensausfälle den Schaden in Millionenhöhe treiben können. Kleine Unachtsamkeiten können also schnell massiven Schaden anrichten und im Härtefall den finanziellen Ruin bedeuten.

Hierfür gibt es die Privathaftpflichtversicherung (PHV, siehe Extra I). Sie sichert Alt und Jung, aber auch Sonderkonditionen wie Haustiere oder bestimmte Hobbys ab. "Sie ist ein absolutes Muss für Klein und Groß", sagt Renate Schröder von der Verbraucherzentrale, Beratungsstelle Trier. "Denn es gibt verheerende Risiken, die auch in der Realität immer wieder eintreten." Dabei gibt's den Rundumschutz für die ganze Familie bereits ab 60 Euro im Jahr, für Singles sogar günstiger. Allerdings heißt es, die Leistungen zu prüfen, denn Beitragsunterschiede von bis zu 300 Prozent seien durchaus möglich, so Schröder.Familie & Volksfreund Versicherungen

Dynamisch und voller Elan: So starten junge Leute zu Beginn ihres selbstständigen Lebens und ihrer Berufslaufbahn. Doch es gibt viele Unwägbarkeiten wie einen Unfall oder eine Krankheit. Dies abzusichern, ist Aufgabe der Berufsunfähigkeitsversicherung (BU, siehe Extra II). "Viele sehen dies am Anfang noch nicht. Dabei gibt es viele Risiken im Laufe eines Berufslebens", sagt Schröder. Ein Azubi stürzt in seiner Freizeit schwer mit dem Fahrrad. Ein Anwalt leidet unter chronischen Depressionen. Ein Maler bekommt einen Schlaganfall. Dies sind nur einige Beispiele. Doch die wenigsten Deutschen sind für diesen Fall gerüstet, Schätzungen nach haben gerade drei von zehn Deutschen eine BU. "Für junge Leute ist dies besonders wichtig, da sie erst nach 60 Monaten Arbeit von der gesetzlichen Rentenversicherung profitieren. Dabei ist eine BU für sie noch recht günstig", sagt die Verbraucherschützerin. So zahlt etwa ein 20-jähriger Maler für 600 Euro Rente etwa 50 Euro im Monat. Und: Wer nach 1961 geboren ist, für den gibt's die volle Erwerbsminderungsrente nur, wenn er in keinem Beruf mehr als drei Stunden täglich arbeiten kann. Ein eher seltener Fall. Schröders Tipp: "Sichern Sie die Versorgungslücke ausreichend ab, und entkoppeln Sie die Verträge von Altersversorgungsverträgen." Laut der Deutschen Rentenversicherung erhalten im Schnitt Frauen im Westen bei vollem Anspruch 667 Euro monatlich, Männer 758 Euro. "Das reicht oft nicht aus. Das Risiko, nach Unfall oder Krankheit in die Sozialhilfe abzurutschen, ist deshalb groß."

Als Extra unserer neuen Themenreihe bieten wir Ihnen auf dieser Seite einen Vertragsspiegel der Verbraucherzentale Rheinland-Pfalz kostenfrei zum Herunterladen. Sie können das Dokument auf Ihrem Computer speichern und ausdrucken. Der Check gibt einen Überblick über all Ihre Versicherungen, deren Bedingungen und Kosten. Der Vertragsspiegel kann auch in der Verbraucherberatung Trier abgeholt werden.
Extra

Wer eine Berunfsunfähigkeitsversicherung (BU) abschließen möchte, sollte seine Einkommenslücke berechnen - durch die Gegenüberstellung von fixen Kosten wie Miete, Darlehen, Lebenshaltung und Versicherungen sowie das Netto-Einkommen, Kindergeld und Renditen. "Wünschenswert wäre es, das gesamte Einkommen abzusichern, realistisch sind meist zwei Drittel bis drei Viertel der Einkommen", sagt Renate Schröder von der Verbraucherberatung Trier. Wer dauerhaft und ausreichend sicher sein möchte, sollte eine Dynamik in die BU einbauen - so ist der Inflationsausgleich vorhanden. Ganz wichtig, empfehlen die Verbraucherschützer, ist, dass eine Police auch einen neuen Beruf absichert, ohne dass dies nachgemeldet werden muss. Die Absicherung psychischer Erkrankungen, ein weltweiter Schutz und eine rückwirkende Zahlung von mindestens drei Jahren sollten auch enthalten sein. Vor allem Ersteres ist wichtig, da psychische Erkrankungen sowohl bei Männern (32 Prozent) als auch bei Frauen (44 Prozent) die häufigsten Ursachen für den Bezug einer staatlichen Erwerbsminderungsrente sind. sasExtra

"Ob Kind, Senior oder Ehepaar: Es ist für jeden wichtig, eine Haftpflichtversicherung (PHV) zu haben", sagt Renate Schröder von der Verbraucherberatung Trier. Für Ehe- oder Lebenspartner reicht eine PHV. Kinder sind mitversichert - bis zum Ende der ersten Ausbildung und bis zum vollendeteten 25. Lebensjahr. Leben sie weiter im Hotel Mama, brauchen sie eine eigene PHV. Kinder bis sieben Jahre können laut Gesetz nicht für einen Schaden herangezogen werden, zwischen sieben und 18 Jahren dann nicht, wenn ihnen die "zur Erkenntnis der Verantwortlichkeit erforderliche Einsicht" fehlt. Verbraucherschützer empfehlen eine Zusatzklausel, die eine Schadensübernahme ohne Prüfung der Schuldfrage und Aufsichtspflicht enthält. Eine PHV erstattet Reparaturen oder bei Totalschaden den Zeitwert. Bei Personenschaden werden Arzt- und Klinikkosten, Schmerzensgeld, Rente und Pflegepersonal bezahlt - womöglich. "Wir empfehlen deshalb eine Deckungssumme von mindestens fünf Millionen Euro", sagt Schröder. Entstehen neue Risiken, etwa weil ein Surfbrett angeschafft wird, man ehrenamtlich aktiv ist oder die Kinder einen Hund bekommen, gilt: Bis zur nächsten Prämienfälligkeit gelten die neuen Risiken oft mitversichert, allerdings muss man dies melden. sas

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