Was sich bei der Pille danach für die Partner ändert

Nach einer Verhütungspanne kann demnächst jede Frau mühelos die sogenannte Pille danach bekommen - ohne Rezept, direkt in der Apotheke. Alexander Roberg, Vorsitzender des Bezirksverbandes der Frauenärzte, hält eine eingehende Beratung und Untersuchung durch Gynäkologen jedoch für besser als eine Verabreichung des Medikaments nur nach vorheriger Beratung durch den Apotheker. Unser Redakteur Bernd Wientjes sprach mit dem Trierer Gynäkologen über mögliche Risiken und Folgen durch die neue Regelung.

Die Pille danach ist bald rezeptfrei zu haben. Eine gute Entscheidung? Alexander Roberg: Als guter Europäer sage ich Ja, aber als verantwortungsbewusster Frauenarzt Nein. Jedoch halte ich es für sehr gut, dass die Entscheidung zur Rezeptfreiheit beide Pillen danach, also sowohl die PiDaNa als auch EllaOne, betrifft. Der bisherige Vorschlag, die wirkungsschlechtere PiDaNa freizugeben und die deutlich bessere in der Rezeptpflicht zu lassen, wäre einem Schildbürgerstreich gleichgekommen.Kann denn nunmehr jede Frau nach einer Verhütungspanne einfach so die Pille danach schlucken und eine Schwangerschaft verhindern?Roberg: Wenn bei der sorgfältigen Erfragung möglicher Gegenanzeichen keine Risiken bekannt werden und vor allem der Eisprung noch nicht stattgefunden hat, dann kann man die Pille danach einfach einnehmen. Trauen Sie den Apothekern zu, die Patientinnen ausreichend zu beraten? Roberg: Jeder Apotheker kann das notwendige frauenärztliche Wissen erlernen. Was machen Frauenärzte bei der Beratung denn besser als Apotheker?Roberg: Frauenärzte beraten nicht am öffentlichen Notfallschalter sondern im Vier-AugenGespräch. Bei Zyklusunklarheiten zeigt eine Ultraschalluntersuchung, ob der Eisprung stattgefunden hat oder noch zu verschieben ist. Wie wirkt eigentlich die Pille danach? Roberg: Sie kann nur den Eisprung verschieben und eine Befruchtung verhindern.Was ist das Gefährliche an dem Präparat? Roberg: Bei der gesunden Frau ist die Pille danach ungefährlich. Aber zum Beispiel bei einer erblichen Blutgerinnungsstörung, erhöhtem Blutdruck kombiniert mit Nikotin und Alkohol droht Thrombose und im schlimmsten Fall ein Schlaganfall. Halten Sie weitere gesetzliche Vorgaben zur Abgabe der Pille danach für notwendig?Roberg: Bisher hat die unter 20- jährige junge Frau Anspruch auf kostenlose ärztliche Beratung und ein kostenloses Rezept. Wie soll hier künftig verfahren werden? Werden auch Männer die Pille danach im Auftrag ihrer Partnerin kaufen dürfen? Das muss geklärt werden. Befürchten Sie, dass nun sorgloser mit dem Thema Verhütung umgegangen wird, vor allem von jungen Frauen? Wird es zu einer höheren Zahl von ungewollten Schwangerschaften kommen?Roberg: Der weit überwiegende Anteil der Frauen und auch jungen Mädchen wird weiter verantwortungsbewusst mit ihrer Gesundheit umgehen. Die Anzahl der ungewollten Schwangerschaften bleibt Spekulation.Wie häufig haben Sie in Ihrer Praxis entsprechende Notfallverhütung verschrieben?Roberg: Pro Quartal habe ich circa zwölf Beratungen über Notfallkontrazeption. Nicht in jedem Fall ist aber ein Rezept notwendig. wieExtra

Die Pille danach hemmt oder verzögert den Eisprung. Rechtzeitig eingenommen, kann sie eine Schwangerschaft verhindern. Am wirksamsten ist sie, wenn sie innerhalb von zwölf bis 24 Stunden nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr eingenommen wird. Es gibt zwei Präparate mit verschiedenen Wirkstoffen: Levonorgestrel (LNG/Handelsname: PiDaNa) und Ulipristal (UPA/EllaOne). LNG wirkt bis zu 72 Stunden, UPA (mit rund 36 Euro doppelt so teuer wie LNG) bis zu 120 Stunden. LNG-Präparate waren bereits in 28 europäischen Ländern - nicht aber in Deutschland - rezeptfrei. EllaOne war bislang europaweit rezeptpflichtig. dpa

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