Alltag in Deutschland

Es mag so sein, dass in Ostdeutschland die Fremdenfeindlichkeit größer ist. Das Problem aber allein dem Osten zuzuschieben, ist billig und falsch.

Angriffe auf Menschen, die nicht in das Weltbild Rechtsextremer passen, gehören leider zum Alltag - und zwar in ganz Deutschland. Das ist Fakt, das belegen die erschreckenden Zahlen aller Innenminister der Länder.Ob in West oder Ost, die rechte Szene ist grundsätzlich radikalisiert und aggressiv. Die Gewaltbereitschaft nimmt weiter zu, statistisch gesehen gibt es pro Tag zwei Gewalttaten gegen Andersdenkende oder Ausländer. Jedes Mal sind die Entrüstung und der Aufschrei zu Recht groß. Doch Betroffenheit allein hilft nicht: Die Politik muss sich beispielsweise fragen lassen, wie sie es denn mit den vielen erfolgreichen Aussteiger- und Präventionsprogrammen gehalten hat - die Streichkonzerte der vergangenen Jahre klingen noch in den Ohren. Mit guten Worten und Beschwichtigungen gewinnt man nämlich keinen Boden gegen die Rechten, die geschickt versuchen, sich im sozialen Umfeld der Menschen zu beheimaten. Die Kommune ist der Aktionsraum, doch dort fehlt es mangels Geld meist an Gegenstrategien.

Gleichgültigkeit ist nicht zu unterschätzen. Jeder Einzelne muss sich darüber hinaus fragen lassen, warum sich immer häufiger weggedreht wird, warum man die gefährlichen Sündenbock-Spiele der Rechten einfach mitmacht. Mutige Zivilcourage ist gefragt, viel mehr als bisher. In West und in Ost.

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